Im Müll stecken viele Wertstoffe. Für sie könnte es bald eine zusätzliche Tonne in jedem Haushalt geben. Damit soll die Quote beim Wiederverwerten steigen. Foto: dpa

Der Bundestag entscheidet über das neue Abfallrecht – Konkurrenz durch Privatsammler.

Stuttgart - Der Stuttgarter Technikbürgermeister Dirk Thürnau hat eindringlich an die Bundestagsabgeordneten aus der Region appelliert, sich für die kommunale Abfallwirtschaft einzusetzen. Hintergrund: In Berlin geht es an diesem Freitag um ein neues Abfallgesetz, das auch gewerblichen Sammelbetrieben den Zugriff auf wertvolles Recyclingmaterial erlaubt.

Der kommunalen Abfallentsorgung könnten durch die Änderung jährlich Millionenbeträge durch die Lappen gehen. Während sich Privatbetriebe am lohnenden Wertstoff bedienen könnten, würden Großstädte und Landkreise auf der teuren Abfuhr des Restmülls sitzen bleiben. Experten warnen, dass die Müllgebühren ohne die Erlöse aus dem Verkauf von Wertstoffen auch in der Region drastisch steigen könnten.

Erhöhung um bis zu 25 Prozent

Allein beim Altpapier nimmt etwa die Stadt Stuttgart jährlich 1,5 Millionen Euro ein. Bei einem Wegfall des lukrativen Wertstoffgeschäfts könnten die Abfalltarife schon in diesem Bereich um drei Prozent steigen. In Stuttgart muss für die Abfuhr einer 240-Liter-Tonne mit Restmüll derzeit ein Betrag von 376,20 Euro gezahlt werden.

In den Nachbarkreisen fällt die Bilanz teilweise noch deutlicher aus: Im Landkreis Ludwigsburg spült der Verkauf von Wertstoffen in diesem Jahr fast fünf Millionen Euro in die Kasse - fast ein Sechstel der gesamten Entsorgungskosten. Im Rems-Murr-Kreis wird geschätzt, dass die Abfalltarife ohne die Erlöse von Metallschrott und Altpapier gar um 25 Prozent steigen müssten.

Das neue Abfallrecht war bereits im Frühjahr im Bundesrat gescheitert. Im jetzigen Entwurf sind höhere Hürden eingearbeitet: Private Entsorger müssen sich drei Jahre festlegen und eine bessere Servicequalität bieten als öffentliche Abfallbetriebe.