Gustav Mesmer, Ikarus vom Lautertal genannt, heißt das 547 Seiten dicke Buck über den schwäbischen Tüftler. Erschienen ist es in der Schweizer Edition Frey. Foto: Gustav Mesmer Stiftung

Eine Hommage an den Flugradbauer Gustav Mesmer: bildgewaltig, umfassend und liebevoll gestaltet.

Tübingen - Abgehoben ist Gustav Mesmer nie, aber versucht hat er es oft. Der Ikarus vom Lautertal konstruierte Fluggeräte. Mit dem Fahrrad wollte er die Schwäbische Alb von oben sehen, und so zeichnete und baute er nach Herzenslust allerlei Luftspielereien. Eine Eindeckschwinge, einen Radsegler, einen Rückenhubschrauber mit Schirm. Auf dem Papier flog Mesmer weit, im wirklichen Leben hatte er oft Mauern vor sich: 35 Jahre verbrachte der in Oberschwaben geborene Künstler in psychiatrischen Anstalten. Die Diagnose lautete damals Schizophrenie.

Zwischen zwei griffigen Kartons ist der Mesmer’sche Farben- und Freudenkosmos nun nahezu vollständig in einem Buch versammelt. Eine Hommage an den Älbler, die liebevoller nicht hätte erstellt werden können. Zu sehen sind Skizzen, kolorierte Zeichnungen, handschriftliche Überlegungen, aber auch Fotos der luftigen Geräte und Instrumente sowie Aufnahmen, die Mesmer als knitzen älteren Herrn zeigen, meist bei der Arbeit, fast immer lächelnd. Stefan Hartmaier, Grafiker, Fotograf und einst befreundet mit Mesmer, ist es gelungen, in Zürich den passenden Verleger für die Gesamtschau zu finden.

Eine Werkschau, die zur Fröhlichkeit anstiftet

Ein Dutzend ausgesuchte Werke erscheinen jährlich in der Edition Patrick Frey, das Gustav-Mesmer-Buch ist eines davon. Ein Bilderreigen, der zur Fröhlichkeit anstiftet. Wer an die Hand genommen werden und mehr erfahren will über Mesmers Lebensgeschichte, muss lange blättern. Essays von Franz Xaver Ott, Lucienne Peiry und Juliane Stiegele stehen auf den hinteren Seiten – dafür aber dreisprachig: auf Deutsch, Französisch und Englisch.

Hochbetagt starb Mesmer 1994 und hinterließ ein künstlerisches Chaos. Das Buch bringt Ordnung ins Œuvre und bietet als Dreingabe ein Leporello: Konstruktionspläne, gezeichnet auf 14 Meter Tapete, sind auf ein Drittel der Länge geschrumpft. Unkonventionelle Kunst im Stile Mesmers.