In unmittelbarer Nähe der Gleise und unweit des Bahnhofs lagen die Signale bis vor Kurzem ungeschützt im Gras. Sie sollen im Mai 2026 eingebaut werden. Foto: Simon Granville

Ende Januar soll eine neue Zugverbindung den Start gehen; doch bis mindestens Juni nur bis Weil der Stadt. Was steckt dahinter?

Die freudige Nachricht, dass die Hermann-Hesse-Bahn ab Ende Januar nach über zwölf Jahren Planung und Bauzeit endlich starten soll, kommt mit einem großen Aber daher: Die batteriebetriebenen Züge fahren vorerst nur zwischen Calw und Weil der Stadt. Der Bahnhof Renningen soll frühestens im Juni angeschlossen werden.

 

Warum fährt die Hermann-Hesse-Bahn nicht bis Renningen?

In Renningen fehlen derzeit Signalanlagen, die den Zugverkehr in Richtung Weil der Stadt regeln. „Diese Signale hätten bereits im Mai 2025 eingebaut werden sollen, als der Bahnhof gesperrt war. Das hat aber nicht geklappt“, erklärt Frank von Meißner, der Geschäftsführer des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn.

Warum wurden die Signale nicht eingebaut?

„Die Prüfung und Freigabe der Einbaupläne waren nicht fertig bis zur Sperrung“, sagt von Meißner. Ohne diese Pläne, die bei der Deutschen Bahn eingereicht werden müssen, durften die Signalanlagen nicht eingebaut werden. Beim Erstellen der Pläne habe sich herausgestellt, dass die Bestandsaufnahme, also welche Anlagen bereits existieren, nicht aktuell war. Durch die Aktualisierung habe man die Frist nicht einhalten können.

Wie geht es jetzt weiter?

Ab Januar bis voraussichtlich Juni wird die Hesse-Bahn nur zwischen Calw und Weil der Stadt fahren, und zwar wochentags zwischen 5 und 20 Uhr im Halbstundentakt. Nach 20 Uhr, an Feiertagen und Wochenenden sollen die Züge einmal pro Stunde fahren. Wer bis nach Renningen und weiter in Richtung Leonberg will, muss in die S-Bahn umsteigen.

Die fehlenden Signale sollen im Mai 2026 in Renningen eingebaut werden. Dann wird der Bahnhof erneut gesperrt. „Einen früheren Termin hat uns die Bahn leider nicht gegeben“, sagt der Chef des Hesse-Bahn-Zweckverbandes. Sobald die Anlage abgenommen ist, kann die Hesse-Bahn dann auch bis Renningen fahren.

Was passiert mit den Signalen bis dahin?

„Seit Monaten liegt nun neue technische Infrastruktur (mehrere neue Signale) ohne jeglichen Schutz neben dem Radweg und ist ohne Bauzaun dem häufig vor allem zur Wasenzeit stattfindenden Vandalismus ausgesetzt“, hat uns unser Leser Thomas Wiedmaier geschrieben. Und tatsächlich lagen die Masten mit der Signaltechnik in Bahnhofsnähe ungeschützt im Gras.

Die Strecke der Hermann-Hesse-Bahn und das umliegende Bahnnetz

Nach einer Anfrage unserer Zeitung beim Zweckverband sind die Anlagen mittlerweile umgelagert worden auf einen abgesperrten und geschützten Bereich. „Diese Fläche stand uns vorher nicht zur Verfügung“, erklärt Frank von Meißner. Dort sollen sie verbleiben, bis sie im Mai 2026 endlich verbaut werden können.

Warum ist diese Signalanlage wichtig?

„Wir brauchen die Signalanlage, um die Hesse-Bahn zusätzlich zur S-Bahn fahren lassen zu können“, erklärt von Meißner. Am Renninger Bahnhof wurde zwar ein gesonderter Bahnsteig gebaut, doch die Züge nutzen ansonsten die gleiche Strecke wie die S-Bahnlinien S 6 (zwischen Weil der Stadt und Stuttgart-Schwabstraße) und S 62 (Expresslinie zwischen Weil der Stadt und Stuttgart-Feuerbach). Erschwerend kommt hinzu, dass der Abschnitt zwischen Malmsheim und Weil der Stadt einspurig ist.

„Die Hesse-Bahn ist also der dritte Takt auf dieser Strecke“, sagt der Geschäftsführer des Zweckverbandes. Was viele Kritiker einer Bahn nach Calw als Argument für ein Ende der reaktivierten Strecke in Weil der Stadt vorgebracht hatten. Damit alle drei Linien fahren können, soll die neue Signalanlage den Verkehr regeln. So wird die Hesse-Bahn beispielsweise direkt nach der S-Bahn nach Weil der Stadt geschickt, wo wieder zwei Bahnsteige zur Verfügung stehen.