Ja, wo ist er denn? Wer Frederick sehen will, muss derzeit noch auf die Knie gehen. Der neue Wilhelma-Star versteckt sich gern. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stuttgarter Wilhelma hat mit dem Neuzugang aus Australien einen neuen Star. Das Leistenkrokodil will aber keiner sein und macht sich sehr rar. Mit ein wenig Mühe kann man ihn aber trotzdem anschauen.

Stuttgart - Frederick ist das, was man hierzulande einen Prachtskerle nennt. Gut, Frederick ist ein Krokodil und auch kein Schwabe sondern Australier, aber eben schon ein amtliches Kaliber. 4,31 Meter lang, 520 Kilo schwer und der geschätzt etwa 50 Jahre alte Bulle wird bis zu seinem Tod noch weiterwachsen. Das kann aber noch gut 20 Jahre dauern. „Wenn es super läuft, auch noch länger“, sagt sein Pfleger Harry Aberle. Und der muss es wissen, Aberle arbeitet seit 44 Jahren in der Wilhelma, kennt die amniotischen Landwirbeltiere besser als Crocodile Dundee und hat Tong, das zweite, weibliche Leistenkrokodil so weit im Griff, dass sie ihm bei der Fütterung (immer montags um 14 Uhr) ein Huhn aus der Hand frisst – und die dabei dran lässt. Und wenn Aberle Tong ruft, dann kommt sie brav angeschwommen.

Ein Huhn pro Woche reicht

Ob Frederick das irgendwann auch tun wird – abwarten. Im Moment gibt sich der riesige Neuzugang und potenzielle Wilhelma-Star des Frühjahrs nämlich noch kühl und reserviert im 27 Grad warmen Wasser. So groß er auch ist, zu sehen ist für die Besucher schlicht nichts, zumindest nicht zu den üblichen Öffnungszeiten. Frederick versteckt sich. „Nachts kommt er schon raus“, sagt Krokochef Aberle, der ihm einmal in der Woche ein Huhn (tot aber mit allem dran) auf der kleinen Betoninsel in der Krokodilhalle deponiert. Das holt sich Frederick auch brav, verzieht sich danach aber sofort wieder unter die Plattform über dem Wasser in der Krokodilhalle. Mehr als ein Göggele alle sieben Tage braucht der Koloss nicht. Aber Frederick macht ja auch nichts, liegt regungslos in Deckung und gut. „Der braucht halt seine Zeit, um sich zu akklimatisieren“, sagt Aberle, „aber das wird schon noch.“ Wie lange das dauert, weiß freilich niemand.

Im Moment ist die tropisch warm geheizte Halle dreigeteilt. Wer reinkommt und den ersten Schwall Hitze verdaut hat, sieht links Billa, ein recht zierliches Australienkrokodil. „Super aggressiv das Mädle“, sagt Aberle. Vorne in der Halle liegt Leistenkrokodil Tong im Schwimmbereich und lässt sich seelenruhig betrachten. Aber natürlich wollen alle das aktuell längste Krokodil in Deutschland sehen. Aber Frederick macht da nicht mit und bleibt in Deckung. Mit ein wenig Mühe kann man ihn aber trotzdem anschauen – durch die Ritzen im Dielenboden der Plattform hindurch. Und so bücken sich Klein und Groß und blinzeln durch die Schlitze. Wenn Harry Aberle „Wo ist denn das Krokodil?“ hört, zeigt er nach unten und die Fangemeinde geht in die Knie.

Frederick hat 1,5 Tonnen Beißkraft

Frederick ist also da, aber eben auch nicht. Der Gigant gibt sich derart devot, dass man sich fast reintrauen würde, wenn man denn könnte. „Besser nicht“, sagt Aberle, „wenn es pressiert, sind die pfeilschnell und bei 1,5 Tonnen Beißkraft hast du keine Chance.“ Wohl war. Und damit Frederick überhaupt nicht auf die Idee kommt, seine Beißfähigkeit an den beiden Kroko-Damen auszuleben, ist er im Moment durch Gitter unter Wasser isoliert. Wenn er sich dann aber eingelebt hat, soll er vielleicht mit Tong zusammen schwimmen dürfen. Entschieden ist das aber nicht und Harry Aberle ein wenig skeptisch. „Wenn er meine Tong packt, das täte mir weh“, sagt er. Im Moment muss er sich da keine Sorgen machen. Frederick gibt das unsichtbare Krokodil und entzieht sich durch Kleinmachen. Wie es weitergeht, bleibt spannend und braucht vor allem eines – Zeit.