Ab der kommenden Spielzeit kommt zu Champions- und Europaleague die Conference League hinzu. Ein neuer Wettbewerb, für den auch der VfB Stuttgart infrage kommen könnte.
Stuttgart - Gerade haben sich die Fußballfans mit der 2018 eingeführten Uefa Nations League auf Verbandsebene arrangiert (oder auch nicht), da zaubert der europäische Verband zur neuen Spielzeit den nächsten Wettbewerb aus dem Hut. Die Uefa Europa Conference League erweitert den europäischen Clubfußball um einen dritten Wettbewerb – unterhalb von Champions League und Europa League wird die Conference League sozusagen die dritte Liga Europas.
Ein Wettbewerb, ausgedacht von den Strategen in der Uefa-Zentrale und bisher nur auf dem Papier entworfen. 138 Mannschaften werden teilnehmen, gespielt wird in einem komplexen Modus aus Qualifikation, Gruppenphase und Zwischenrunde, das Finale 2022 findet in der albanischen Hauptstadt Tirana statt. Finanziell und sportlich gefördert werden sollen vor allem die kleinen Verbände. So lautet der Plan. Doch auch die Großen aus Deutschland, England und Spanien sind fest für den neuen Continentalcup eingeplant. Aus der Bundesliga darf, soll oder muss – je nach Betrachtungsweise – der Tabellensechste teilnehmen. Qualifiziert sich der DFB-Pokal-Sieger für die Champions oder Europa League, kommt der Tabellensiebte ins Spiel. Ein realistisches Szenario angesichts der Halbfinalisten aus Leipzig und Dortmund.
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An dieser Stelle kommt der VfB Stuttgart ins Spiel. Zwar verweisen Sportchef Sven Mislintat und Trainer Pellegrino Matarazzo gebetsmühlenartig auf die für das Saisonziel Nichtabstieg theoretisch erforderlichen 40 Punkte. Vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag (18 Uhr) steht der Aufsteiger bei 33 Zählern. Es müsste mit dem Teufel zugehen, sollte die Mannschaft noch einmal mit den Abstiegsrängen in näheren Kontakt kommen. Weshalb ein anderes Szenario der Realität viel näher kommt: dass sich der VfB am Ende noch für den Europapokal qualifiziert.
Der Rückstand auf Union Berlin auf Platz sieben beträgt nur zwei Punkte. „Ich habe mir die Sache noch nicht angeschaut“, versicherte Matarazzo zuletzt, als er erstmals auf die Conference League angesprochen wurde. Mislintat beteuert: „Wir reden erst über ein anderes Saisonziel, wenn wir den Klassenerhalt endgültig sicher haben.“
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Auch ohne davon zu reden – die mögliche Qualifikation für Europa ist ein Thema. Oder sollte man sagen: die Ochsentour über Europas Dörfer? In Stuttgart kennt man das ja aus der Vergangenheit. Endlose Qualifikationsrunden im Spätsommer, mitten in der Saisonvorbereitung, gegen Teams aus Nordirland, Island oder Mazedonien, die keiner kennt. Keine verheißungsvollen Europapokalnächte, eher ein Fall für Feinschmecker und Groundhopper. Der sportlich immer die Gefahr eines Absturzes in der Bundesliga nach sich zieht.
In Stuttgart, wo die einst von Ex-Präsident Wolfgang Dietrich beschworene Vision von einer Rückkehr in die europäischen Topwettbewerbe in den Hinterköpfen noch immer mitschwingt, würde man einer Saison in Europas dritter Liga dennoch das Positive abzugewinnen versuchen: die junge, ambitionierte Mannschaft auf diesem Weg an Europa heranzuführen.
Bleibt die Frage, wozu es diesen Wettbewerb braucht. Die Uefa argumentiert wie folgt: Erstens soll die Europa League durch die Verkleinerung von 48 auf 32 Mannschaften aufgewertet werden. Zweitens soll die Lücke zwischen den kleinen und den mittelgroßen Verbänden geschlossen werden.
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„Es wird mehr Spiele für mehr Clubs geben, und in den Gruppenphasen werden mehr Verbände als bisher vertreten sein“, sagt Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Nun braucht es keine tiefergehenden mathematischen Kenntnisse, um die Gleichung aufzustellen, dass mehr Spiele immer auch mehr Geld bedeuten. Für die Clubs, für die Vermarkter, für die Uefa.
Was bei dem neuen Konstrukt weiter auffällt, ist die Durchlässigkeit der Wettbewerbe. So wird ein Club, der in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League scheitert und damit in die Play-off-Spiele für die Gruppenphase der Europa League absteigt, bei einer erneuten Niederlage automatisch in der Conference-League-Gruppenphase spielen. Genauso qualifiziert sich der Sieger der Europa League für die Champions League, während der Meister der Conference League im darauffolgenden Jahr in der höherklassigen Europa League ran darf.
Es liest sich wie der Vorbote zu einer Revolution, die von einigen Großclubs wie Juventus Turin immer wieder angestoßen wird: dass sich die Clubs nicht mehr über die nationalen Ligen für den Europapokal qualifizieren – und das europäische das nationale Ligensystem im Spitzenfußball irgendwann ablösen wird.