Das Werk des Malers Werner Tübke blieb auch nach der Wende aktuell – hier seine Witwe Brigitte Tübke-Schellenberger vor einem Gemälde. Viele Werke von anderen DDR-Künstlern verschwanden dagegen. Foto: dpa/Jan Woitas

Die Kunstwerke von Vorzeigekünstlern der DDR waren nach 1990 nicht mehr gut gelitten. Viele Arbeiten - vor allem sozialistische Auftragskunst der Machthaber - verschwanden. In Neubrandenburg soll nun ein anderer Weg beschritten werden.

Neubrandenburg - 30 Jahre nach dem Fall der Mauer nimmt die ehemalige DDR-Bezirksstadt Neubrandenburg den Erhalt mehrerer großer Arbeiten von Wolfram Schubert - einst Vorsitzender des Bezirksverbandes Bildender Künstler - in Angriff. Am 14. Oktober wird erstmals über eine Unterschutzstellung und Restaurierung des mehr als 30 Meter hohen Hochhaus-Wandbildes „Die Quelle“ in der Südstadt beraten, wie Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) sagte. Der 93-jährige Schubert, der in Potzlow in der Uckermark lebt und arbeitet, will auch nach Neubrandenburg kommen.

Das Wandbild ist laut Witt ein wichtiges Erkennungsmerkmal für die drittgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem stelle das in den 1980er Jahren entstandene Hochhaus-Wohnquartier in der Neustrelitzer Straße ein „unverändertes Beispiel einer Gesamtanlage mit städtebaulich hoher Wirksamkeit“ dar. Solche Plattenbauensembles waren damals in vielen DDR-Bezirksstädten entstanden, wurden aber nach 1990 stark verändert.

Kunst inspiriert von Marx und Engels

Schubert hatte damals den Auftrag, mehrere Wandbilder in Anlehnung an den damaligen Straßennamen „Leninallee“ zu entwerfen. „Ich schlug drei Namen vor: Die Quelle, der Funke, die Flamme“, sagte der Künstler. Die Bilder sollten zum Marxismus-Leninismus der DDR passen, der damals wichtigsten Philosophie. Umgesetzt worden sei aber nur „Die Quelle“ - gedeutet als Studium der Unterlagen von Marx, Engels und Lenin.

„Die Oberen hatten sich damals wohl etwas anderes vorgestellt“, sagte Schubert. Heute könne das Wandbild auch für den vorherigen Namen des Stadtteils stehen. „Bevor die Hochhäuser kamen, hat das Gebiet „Blumenborn“ geheißen und hier soll sich auch eine Quelle befunden haben.“

Schubert hat nach den für ihn schweren Jahren nach 1990, als mehrere seiner Arbeiten verschwanden, nun einen anderen Umgang mit DDR-Kunst ausgemacht: „Es ist ein Umdenken im Gange.“ So soll auch sein „Kampf und Sieg der Arbeiterklasse“ im heutigen Rathaus Neubrandenburg wieder freigelegt und restauriert werden. Es war nach dem Mauerfall mit Leichtbauplatten überbaut worden. Hier steht ein Besichtigungstermin aber noch aus. In der Zeit als DDR-Bezirksstadt wuchs Neubrandenburg von einst 25 000 auf mehr als 90 000 Einwohner. Heute leben noch rund 65 000 Menschen in der Stadt am Tollensesee.