Mit einer Fotoausstellung geht ein kreatives Zentrum an den Start. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wo früher Friseure Haare geschnitten haben, hängt nun Kunst. An der Tübinger Straße ist das private „Kreativzentrum Gerberviertel“ eröffnet worden. Finanziert wird der Kulturtreff über die Vermietung für Konferenzen und Veranstaltungen.

Stuttgart - Ein Friseur hat zuvor in dem Ladengeschäft an der Tübinger Straße 23 geschnitten, gefärbt und geföhnt. Als dieser auszog, gingen beim Hausbesitzer nicht zu knapp Anfragen von Mietinteressenten ein – von Friseuren, Barbieren, Hairstylisten. Warum aber sollte der x-te Barbershop in dieser zentralen Lage zwischen Tagblattturm und Paulinenbrücke eröffnen? Der Eigentümer war bereit für ein Experiment. „Kreativzentrum Gerberviertel“, so nennt sich dieser Ort nun.

Die Kunst soll auch den Handel aufwerten

Gerberviertel? Nein, um das 2014 eröffnete Einkaufszentrum Gerber geht es nicht. Das Gerberviertel befindet sich auf der anderen Seite der Tübinger Straße mit viel längerer Tradition. Alle „mit Unreinlichkeit und üblem Geruch“ verbundenen Handwerke wurden vor über 200 Jahren am damaligen Stadtrand angesiedelt. 1816 gab es 27 Gerbereien in diesem Viertel, in dem schon lange nicht mehr gegerbt wird. Als Quartiermanagerin des Viertels hat sich Silvia Korkmaz um die Belange der hier ansässigen Geschäfte gekümmert. Corona-bedingt hat sie diese Stelle, die nicht mehr besetzt wurde, im Juni verloren.

Mit dem Fotodesigner Ralph Fischer betreibt sie nun das „Kreativzentrum“, das Kunst ins Einkaufsviertel bringt und damit auch den Handel aufwerten soll. Die Räume kann man man für Tagungen, Workshops etc. buchen. Mit dem Erlös daraus wird die Kulturarbeit finanziert. Die erste Ausstellung am neuen Ort zeigt mit dem Titel „Von Freiheit und Zwang“ Arbeiten der Fotografin Daniela Scheible.