Liebesgrüße aus Ludwigsburg: Die Reize der Barockstadt sollen noch viel bekannter werden. Foto: Gunnar Rübenach

Elmar Kunz plant, den Fremdenverkehr in Ludwigsburg mächtig anzukurbeln. Der neue Tourismus-Manager will mehr Gäste für Übernachtungen anlocken – und einen speziellen Spirit spürbar machen. Ein Gespräch über Schätze, Superlative und Überraschungen.

Ludwigsburg - - Elmar Kunz scheint vor Energie zu sprühen. Beschwingt, fast hüpfend geht er zur Begrüßung auf die Besucher zu, drückt ihnen beherzt die Hände und strahlt. Seit Januar ist Elmar Kunz der stellvertretende Geschäftsführer des städtischen Eigenbetriebs Tourismus und Events – und als solcher zuständig für den Tourismus. Kunz hat viele Ideen und offenkundig ziemlich viel Lust. Und er kann bereits wunderbar erklären, was der Slogan „Ludwigsburg inspiriert“ bedeutet.
Herr Kunz, Sie sind seit Januar als Tourismus-Manager in Ludwigsburg. Haben Sie schon alle drei Schlösser besichtigt?
Nein, noch nicht.
Wie bitte?
Im Residenzschloss bin ich schon mehrfach gewesen. Das Monrepos und das Favorite hebe ich mir auf. Ich besichtige momentan sehr viel, lerne viel kennen – und es ist auch schön, wenn man noch einiges vor sich hat.
Haben Sie bei Ihren Erkundungstouren im Residenzschloss etwas entdeckt, was Sie noch nicht kannten?
Ja. Dieses Schloss birgt so viele Schätze, die nicht nur Touristen, sondern auch viele Einwohner nicht kennen. Man hat dort mit dem Modemuseum und dem Keramikmuseum echte Hingucker – andere Städte würden sich „von“ schreiben, wenn sie nur eines davon hätten. Diese kleinen Destinationen innerhalb der Destination kann man noch viel mehr herausarbeiten.
Wissen Sie schon, wie?
Ideen gibt es in der Stadt sicher schon seit Jahren viele, nun geht es erst einmal darum, sie zu bündeln, Prioritäten zu setzen und zu schauen, was man mit den vorhandenen Ressourcen machen kann.
Das hört sich etwas abstrakt an.
Wir haben noch kein fertiges Tourismus-Konzept. Das werden wir nun auf den Weg bringen. Wir wollen hier einen partizipativen Ansatz verfolgen, das heißt eine Vielzahl von Interessen- und Anspruchsgruppen mit ins Boot holen, um ein Konzept zu entwickeln, dass auch von den Akteuren mitgetragen und umgesetzt wird.
Wann soll das Konzept fertig sein?
Im November. Das ist ein sehr ambitionierter Zeitplan. Ich weiß von meiner bisherigen Tätigkeit, dass man sich für ein Tourismus-Konzept durchaus ein Jahr Zeit geben muss. Es gibt zwar viele Daten zu verschiedenen Themengebieten, aber sie sind nicht strukturiert zusammengetragen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel wurde noch nie erhoben, welche volkswirtschaftlichen Effekte der Tourismus für den Standort Ludwigsburg hat. Der Einzelhandel, die Kultur, der ÖPNV, das Transportgewerbe – alle profitieren von den Gästen, aber wie genau, das wissen wir nicht. Inzwischen haben wir diese Analyse beauftragt.
Klingt nicht sehr professionell, dass es diese Daten bis jetzt nicht gab, oder?
Viele Standorte erheben solche Daten nicht, weil man davon ausgeht, dass der Tourismus schon irgendwo Effekte haben wird. Außerdem ist es erst einmal ein Aufwand. Aber wenn man die Zahlen hat, sieht man, wie wichtig sie sind. Nehmen Sie den Tagestourismus: Er bringt zu Spitzenzeiten viel Verkehr, Parkplatzprobleme und einen riesigen Andrang an neuralgischen Stellen mit sich – andererseits ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir sind gespannt, was uns die Zahlen sagen. Im Sommer wissen wir mehr dazu.
Die meisten Gäste kommen nur für einen Tagesausflug nach Ludwigsburg, für die ständig steigenden Übernachtungszahlen sorgen hauptsächlich Geschäftsreisende. Was muss passieren, damit die Stadt auch für Privatreisende an Bedeutung gewinnt?
Vorsicht, das ist eine Vermutung! Sie ist zwar naheliegend, tatsächlich haben wir noch keine Zahlen. Aber wenn es so ist, ist das nicht zwingend schlecht. Auch der Geschäftsreisende gehört zum Tourismus-Konzept. Jeder Business-Gast muss Lust haben, wiederzukommen, um Ludwigsburg richtig zu erleben.
Gibt es für einen längeren privaten Aufenthalt überhaupt Angebote?
Da setzen wir an. Wir wollen hinschauen, welche Zielgruppe wir gewinnen möchten, und ob wir dafür auch die richtigen Angebote haben. Was gibt es – zum Beispiel – für Familien mit Kindern? Oder: Haben wir die Radfahrer schon abgeholt? Früher hat man gesagt, Radler brauchen nicht viel, das ist so eine Low-Budget-Gruppe. Das ist heute anders. Heute sind die Leute mit teuren E-Bikes unterwegs, sie möchten abends gut essen, gut trinken, vielleicht noch ein bisschen bummeln und komfortabel schlafen. Wenn ich für diese Touristen kein Angebot habe, geht mir die Nachfrage verloren.
Taugt Ludwigsburg als Fernreiseziel?
Die Wachstumsdynamik kommt aus dem Ausland, davon wollen wir natürlich profitieren. Porsche und Daimler haben viele Kunden aus dem Nahen und dem Mittleren Osten, die das ganz Besondere suchen. Das könnte Ludwigsburg nutzen, indem wir diesen Kunden spezielle Angebote machen. Wir hatten auf der CMT neulich eine überraschende Anfrage: BMW aus München meldete Kunden aus China an. Die wollten nach Ludwigsburg kommen, um die größte barocke Anlage zu sehen. Es geht um den Superlativ, um Top of Barock, das müssen wir uns bewusst machen!
Der neue Slogan der Stadt lautet „Ludwigsburg inspiriert“. Wozu?
Ein Claim, wie es im Marketingjargon heißt, ist wie ein Leitbild, das über der täglichen Arbeit steht, wie ein Auftrag. Wenn wir ihn erfüllen, wirkt das auch auf die Touristen. Wegen eines Claims alleine kommt kein Mensch in eine Stadt, auch nicht an einen Strand oder in ein Land. Aber wenn wir inspirierende Arbeit leisten, wenn wir inspirierende Angebote und Marketingaktionen schaffen, wird dieser Spruch eingelöst. Dann lässt sich auch der Besucher, vielleicht sogar der Bewohner inspirieren.
Was unterscheidet Ludwigsburg von anderen Städten?
Ludwigsburgs Thema ist das Barocke. Das darf man aber nicht nur auf Gebäude und Vergangenes beziehen. Herzog Eberhard Ludwig, der das Schloss errichten ließ, hatte eine mutige, zukunftsweisende Denke, und dieser Spirit ist hier und heute spürbar. Das müssen wir kultivieren. Touristen müssen wissen, warum sie nach Ludwigsburg sollen. Wie die Chinesen, die über BMW zu uns kamen. Wenn der Besucher dann erst mal da ist, müssen wir natürlich auch die Vielfalt spielen.
Wie machen Sie das?
Mit Information und Motivation. Wenn sich ein Gast im Hotel ins WLAN einloggt, muss er auf einer Seite landen, auf der er gleich angefixt wird. Dass er Lust bekommt aufs Blüba oder auf die Klassik-Open oder auf die Schlossfestspiele oder auf die Arena oder, oder, oder. Das muss leicht und mundgerecht präsentiert werden. Und wir müssen jeden Mitarbeiter in den Hotels und im Einzelhandel zum Botschafter für die Stadt machen. Viele Mitarbeiter kennen die Angebote hier gar nicht und können so den Gast auch nicht drauf hinweisen. Das alles geht nicht von heute auf morgen, dafür braucht man einen langen Atem. Aber den bringe ich mit.
Wie sieht Ihr ideales touristisches Ludwigsburg in drei, vier Jahren aus?
In drei, vier Jahren werden wir es geschafft haben, ausländische Märkte zu akquirieren und die Geschäftsreisenden als Privattouristen wiederzugewinnen. Und wir werden es geschafft haben, uns mit den Tourismus-Akteuren in der Region und im Land so zu vernetzen, dass wir nach außen gut sichtbar auftreten.
Heißt es dann Stuttgart bei Ludwigsburg?
Nein, es geht nicht um Konkurrenz. Im Marketing kann es nur ein Gemeinsam geben. Kirchturmdenken ist fehl am Platze!

Vom Supermanager zum Führungsduo

Person
Elmar Kunz, 47, hat vor seinem Studium der Betriebswirtschaft im Schlosshotel Bühler Höhe gearbeitet. In den vergangenen 20 Jahren hat er im Consultingbereich gearbeitet und war spezialisiert auf Tourismus, Hotellerie und den Kongressmarkt. Nun habe er Lust, eine Destination „von innen heraus“ zu entwickeln.

Stelle
Elmar Kunz ist der Stellvertreter von Mario Kreh, der seit Juli den Eigenbetrieb Tourismus und Events leitet. Kreh ist verantwortlich für die Veranstaltungsstätten. Der Eigenbetrieb ist 2012 gegründet worden. Dafür wurden die Fachbereiche Tourismus und Veranstaltungsstättenmanagement fusioniert.

Geschichte
Zunächst war für den neu gegründeten Eigenbetrieb nur eine Spitzenposition vorgesehen. Daher rührte der Titel eines Supermanagers. Nachdem sich die ersten zwei Manager und die Struktur der Stelle als nicht so super erwiesen, beschlossen die Stadträte, eine zweite Führungsposition zu schaffen.