Das alte Fingerspiel Schnick Schnack Schnuck wird zum neuen Szene-Sport in Großstädten: Am Donnerstag treffen sich die Knobelfans zur Stuttgarter Stadtmeisterschaft in der Bar Schocken. 70 Prozent der Männer nehmen laut Statistik als ersten Wurf den Stein. Foto: Leif Piechowski

„Schnick, Schnack, Schnuck!“ Wer diesen Ausruf hört, weiß Bescheid: Mit einer Partie Schere – Stein – Papier wurde eine Entscheidung getroffen. Am Donnerstag entscheidet sich auch die große Frage, wer in Stuttgart der beste Schnick-Schnack-Schnucki ist. Wer mitmachen will, hat noch die Möglichkeit dazu.

Stuttgart - Das weltweit verbreitete Knobelspiel, bei dem die Schere das Papier schlägt, das Papier den Stein einwickelt und der Stein die Schere zerstört, hat fast jeder schon einmal irgendwann in seinem Leben gespielt.

Es wird Zeit, dass so ein wichtiger Sport auch einmal in einem professionelleren Rahmen stattfindet, dachte sich der Student Felix Klenk (26) aus Murrhardt. „Ich habe im Fernsehen einen Beitrag über ein Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier in Köln gesehen und wusste sofort, dass ich so etwas auch bei uns in Süddeutschland sehen will“, erzählt er. Schnurstracks schnappte er sich seinen Kumpel Christopher Müller (29). Gemeinsam mit ihm organisiert er schon seit Jahren Veranstaltungen. „Das ist es auch, was ich nach dem Politikstudium hauptberuflich machen will“, sagt Felix. Bisher ist das Veranstaltungs-Tandem vor allem an seinem aktuellen Studienort Heidelberg und in Stuttgart, wo Christopher wohnt, aktiv. Gemeinsam buchen sie Künstler und lassen sie in beiden Orten auftreten.

Auch die erste Schnick-Schnack-Schnuck-Meisterschaft fand in Heidelberg statt. Mit Erfolg. „Wir hatten rund 70 Teilnehmer da“, sagt Felix. An diesem Donnerstag steht Stuttgart auf dem Programm. Um 20 Uhr beginnt der Wettbewerb im Club Schocken. Die Startgebühr für jeden Teilnehmer beträgt fünf Euro. 50 Stuttgarter haben sich schon gemeldet. „Wir rechnen aber damit, dass es mehr werden als in Heidelberg“, sagt Felix.

Bitte besondere Kostüme tragen

Zuschauer zahlen nichts – und auch für sie lohnt es sich. Die beiden jungen Veranstalter haben dafür gesorgt, dass es nicht langweilig wird. Ab dem Sechzehntel-Finale finden die Runden auf der Bühne statt, im Best-of-five-Modus. „Wer zuerst drei Runden für sich entschieden hat, gewinnt“, erklärt Felix. Die Vorrunden knobeln die Spieler eigenverantwortlich in Vierergruppen aus. Auf der Bühne übernimmt der Heidelberger Musiker Astra van Nelle die Moderation.

Als Hingucker sind die Knobler dazu aufgerufen, besondere Kostüme anzuziehen. „In Heidelberg hatten wir alles, von Elch- bis Tigerkostümen“, sagt Felix. „Und wichtig ist natürlich die obligatorische Sonnenbrille.“ Warum? „Damit man sich nicht in die Augen sehen kann, ganz klar.“

Ein bisschen Psychologie steckt schon in dem Spiel. Auch, wenn es meistens Glückssache ist, wer gewinnt. „In Heidelberg haben wir gesehen, dass die Leute teilweise Strategien entwickeln und ihre Gegner beobachten.“ 70 Prozent der Männer nähmen statistisch gesehen beim ersten Wurf Stein, sagt Felix, warum auch immer. „Das ist echt witzig. Wir haben uns ein bisschen damit befasst, als wir uns auf die Veranstaltungen vorbereitet haben, und es ist wirklich interessant, wie weit die Geschichte des Schnick-Schnack-Schnuck zurückreicht.“

Schon vor Hunderten von Jahren hätten Menschen Entscheidungen mit Hilfe des Spiels getroffen. Tatsächlich gibt es eine weltweite Schere-Stein-Papier-Gesellschaft, die 1842 in London gegründet wurde und schon eine Weltmeisterschaft ausgerichtet hat. 2009 bekam der Sieger 7000 Pfund.

„Wir richten uns in erster Linie an Studenten“

Ganz so weit sind Felix Klenk und Christopher Müller noch nicht. Auch, wenn der Sieger sich auf einen durchaus attraktiven Preis freuen darf. Eine Stuttgarter Brauerei sponsert dem Gewinner ein halbes Jahr lang jede Woche einen Kasten Bier. Der Zweite erhält eine kostenlose WG-Party mit Bier und Schnaps.

Die Zielgruppe scheint eher jung zu sein. „Wir richten uns in erster Linie an Studenten“, sagt Felix. Mitmachen darf trotzdem jeder. Die Stuttgarter Stadtmeisterschaft soll, wenn sich genug Teilnehmer melden, keine einmalige Veranstaltung bleiben. Ob die Veranstalter aber in weitere Städte expandieren, wissen sie noch nicht. „Vermutlich wird es aber erst mal bei den beiden Städten bleiben“, sagt Felix.

Selber mitspielen wollen die Organisatoren diesmal nicht. „Wir müssen die Neutralität wahren“, sagt Felix und lacht. „Außerdem müssen wir Startnummern verteilen und uns um die Teilnehmer kümmern.“

Wer mitmachen will, kann sich heute noch von 18.30 Uhr an bei der Turnierleitung im Schocken, Hirschstraße 36, melden. Gespielt wird die klassische Variante des Spiels, Schere – Stein – Papier, ohne die Erweiterung Brunnen.