In Schorndorfs Stadtteil Haubersbronn eröffnet der Selbstbedienungsladen Tante M. Er soll die Nahversorgung sicherstellen – mit wenig Personal, aber täglichen Öffnungszeiten von 5 bis 23 Uhr.
Alle haben kräftig mitgeholfen“, sagt Dominik Nusser. „Freunde und Verwandte, die ganze Familie hat mit angepackt.“ Nun sind die Regale, Kühlschränke und Auslagen proper gefüllt: Obst und Gemüse, Tee und Kaffee, Marmelade, Honig, Nudeln, Wurst und Brot sowie zahlreiche andere Haushalts- und Lebensmittel stehen bereit in den Räumen der ehemaligen Volksbankfiliale an der Wieslaufstraße 34. Jetzt fehlen nur noch die Kunden. Die erwarten Nusser und sein Kompagnon Stephan Waibel bereits an diesem Freitagnachmittag, wenn die beiden Franchisenehmer um 16 Uhr ihre Tante-M-Filiale eröffnen.
356 Tage im Jahr geöffnet
Mit dabei sein wird dann auch Christian Maresch, der „Erfinder“ dieser besonderen Art von Lebensmittelmärkten. Seine Tante- M-Filialen findet man zunehmend dort, wo andere Nahversorger aus wirtschaftlichen Gründen längst die Türen geschlossen haben: in kleinen Ortschaften, Dörfern und Stadtbezirken im ländlichen Raum.
Tante M hat an sieben Tagen in der Woche von fünf Uhr morgens bis 23 Uhr geöffnet – an 365 Tagen im Jahr. Lukrativ wird das Konzept für Unternehmer Christian Maresch und seine Franchisenehmer, weil sie quasi kein Personal brauchen. Die Kunden scannen die Produkte selbst und bezahlen mit Kredit-, EC-Karte oder einer Kundenkarte, die sie am Automaten im Laden mit Bargeld aufladen können. „In ein paar Filialen kann man mit Bargeld bezahlen, wie etwa in Großerlach, aber das werden in Zukunft immer weniger“, sagt Maresch.
Tägliche Stichproben gegen Diebe
Statt auf Servicepersonal setzt er auf Ehrlichkeit und Vertrauen, aber auch auf intensive Videoüberwachung und Stichprobenkontrollen. Ganz ohne die gehe es leider nicht. „Diese Kontrollen finden täglich statt, unabhängig von einem Verdachtsmoment“, erklärt der Firmengründer. „Die meisten Kunden finden gut, dass wir ein Auge darauf haben und akzeptieren die Kontrollen.“ Sie seien schließlich im Sinne der ehrlichen Bürger; denn wenn die Kasse stimmt, dann bleibe die Filiale lang erhalten.
Christian Maresch verhehlt nicht, dass man aufgrund mangelnder Aufrichtigkeit in manchen Märkten ganz von der Barzahlung weggekommen sei. Auch Diebstahl von Waren sei immer wieder ein Thema. Gut sei die Bezahlmoral speziell an jenen Standorten, wo die Kunden besonders auf die Existenz des Marktes zu ihrer Nahversorgung angewiesen seien. Beispielsweise in Großerlach, wo es sonst im Ort keinen anderen Supermarkt gebe.
Generell eröffne man die Tante-M-Märkte ohnehin nur in Ortschaften mit 1000 bis 4000 Einwohnern, wo es keine anderen Supermärkte in der Nähe gibt. „Am liebsten Standorte in zentraler Lage und in Räumlichkeiten, die zwischen 60 und 100 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten“, sagt Maresch. „Wir wollen die Nahversorgung sichern beziehungsweise wiederherstellen.“ Der Bedarf sei „erschreckend groß“ – in ganz Deutschland. „Wir bekommen jeden Tag Anfragen von Kommunen und Bürgern. Mittlerweile auch aus anderen Bundesländern.“
1100 Artikel im Kernsortiment
90 Prozent der Produkte seien Lebensmittel, dazu kommen Dinge, die man sonst im Haushalt benötigt. „Wir sind keine Notfalllösung“, betont Maresch. „Unser Kernsortiment umfasst 1100 Artikel, das durch regionale Produkte ergänzt wird.“ Auch Bioprodukte spielten zunehmend eine Rolle, der Anteil liege bei etwa zehn Prozent, schätzt der Firmengründer. „Wir haben normale Preise, die im Mittelfeld liegen – zwischen denen im Discounter und denen an der Tankstelle.“ Was das Warenangebot in Haubersbronn angeht, so sind die neuen Chefs nicht unbeleckt. Dominik Nusser hat Berufserfahrungen in der Lebensmittelbranche, und Stephan Waibel betreibt Landwirtschaft und Schweinemast. Im Markt in Haubersbronn setzen die beiden Chefs neben dem Kernsortiment auch auf die Waren von knapp einem Dutzend anderer regionaler Erzeuger: So gibt es unter anderem Eier, Maultaschen, Gemüse und Backwaren sowie Mehl und Backmischungen. Drei verschiedene Metzger liefern Produkte. Die beiden Macher hoffen, dass ihr Markt von den Haubersbronnern angenommen wird und die Bürger mitwirken. Nusser: „Wir wollen mit unserer Kundschaft leben und uns gegenseitig unterstützen. Wenn wir wissen, welche Waren sie wünschen, können wir nachjustieren und unser Angebot entsprechend anpassen.“
Die neue Tante-M-Filiale eröffnet an diesem Freitag, 21. Oktober, um 16 Uhr mit einem kleinen Fest in der Wieslaufstraße 34 in Schorndorf-Haubersbronn.
Supermarkt ohne Personal
Standorte
Die Tante-M-Filiale in Schorndorf-Haubersbronn ist der 32. derartige Selbstbedienungsladen im Land. Der erste dieser Märkte, die ohne permanentes Personal auskommen, wurde im Juli 2019 in Grafenberg eröffnet. Seit Sommer 2021 gibt es Tante M in Großerlach, seit Herbst 2021 auch in Waldrems.
Voraussetzungen
Tante M betreibt Märkte in Eigenregie, bietet das Konzept aber auch als Franchise an. Als Standorte kommen Ortschaften infrage, die zwischen 1000 und 4000 Einwohner haben und in denen es keine ausreichende Nahversorgung gibt. „Wichtig ist uns, dass wir in der Kommune willkommen sind“, sagt Firmengründer Christian Maresch.
Sortiment
Das Grundsortiment in den Tante-M-Läden umfasst rund 1100 Produkte. Ergänzt wird das Angebot durch Waren von regionalen Herstellern. Alkohol und Zigaretten werden wegen des Jugendschutzes bei Tante M nicht angeboten.