Das Stadtpalais Stuttgart ist im April eröffnet worden. Foto: dpa

Die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte registriert bei jungen Menschen ein wachsendes Interesse für Stadtgeschichte. Ohne den Verein würde es das Stadtpalais, das Museum im früheren Wilhelmspalais, nicht geben

Stuttgart - Warum ist die von Rosa Luxemburg mitgegründete Zeitung „Rote Fahne“ nach dem Ersten Weltkrieg in Degerloch gedruckt worden? Weshalb hat keiner nach Zerschlagung der Monarchie 1918 in Stuttgart die Republik ausgerufen? Bei Fragen, die nicht in Geschichtsbüchern stehen, sucht die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart nach Antworten – aus Liebe zur Heimat und aus der Verantwortung für spätere Generationen, aus dem Vergangenem für die Zukunft zu lernen.

In diesem Herbst sind es 100 Jahre her, da der letzte König von Württemberg abdanken musste und seitdem das Neue Schloss dem Volk gehört. Beim Tag der Stadtgeschichte, zu dem der Verein am 24. November ins Stadtpalais einlädt, wird die Novemberrevolution eine zentrale Rolle spielen, die zur Umwandlung in eine parlamentarische Demokratie führte. Der Ort für die Veranstaltung im Museum im einstigen Wilhelmspalais ist nicht zufällig gewählt. Ohne die Initiativgruppe Stadtgeschichte, die nun in die Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte mit Vereinsstatus übergegangen ist, würde es das Stadtpalais gar nicht geben.

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

„Vom Traum zum Raum“ – so lautete die vor 18 Jahren von Wolfgang Müller, dem Sprecher der Initiativgruppe, formulierte Vision. Sie ist Wirklichkeit geworden. Die Arbeit ist deshalb nicht beendet . „Wir sind uns einig, dass es Zeit ist, die weitere Arbeit zu den vielfältigen Themenfeldern der Stadtgeschichte Stuttgarts auf eine neue stabile Grundlage zu stellen“, sagte Müller, der Vorsitzende des neuen Vereins vor der Presse im Café MuseO, „und wir wollen einen Generationswechsel einleiten.“ Dauerhaft mit neuen Akzenten solle die stadtgeschichtliche Forschung ausgeweitet und in der öffentlichen Wahrnehmung aufgewertet werden. Der Verein will historisch aktive Gruppen, Vereine und Museen auf der Ebene der Stadtbezirke wie auch in der Gesamtstadt vernetzen und strebt einen Sitz im Kulturausschuss des Gemeinderats an. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Helmut Doka, Ulrich Gohl, Klaus Enslin, Ruth Maier, Helmut Gerber und Günter Riederer.

Die Mehrheit des Vereins setzt sich für den Erhalt historischer bedeutsamer Gebäude ein und kritisiert den Verein Aufbruch, der den Abriss des Katharinenstift fordert. „Die medienwirksamen Aktionen“ des Aufbruchs will man sich nicht als Vorbild nehmen. „Die Stuhl-Demonstration ging mit niedriger Beteiligung daneben“, sagte Günter Riederer vom Stadtarchiv, der dem neuen Verein angehört. Man freue sich, „dass sich die junge Generation immer mehr für Stadgeschichte interessiert“. Junge Leute wollten ihre Wurzeln erkunden, um zu wissen, wo sie herkommen und wo sie hingehören.