Pedro Pablo Kuczynski in einer Wahlkampfrede. Foto: EFE

Mit einem knappen Vorsprung ist Pedro Pablo Kuczynski zum neuen Staatsoberhaupt von Peru gewählt worden. Er gilt als das kleinere Übel im Vergleich zu der Diktatorentochter Keiko Fujimori als Gegenkandidatin.

Lima - Solange die Entscheidung auf Messers Schneide stand, hat er eisern geschwiegen. Aber nun ist klar, dass Pedro Pablo Kuczynski der nächste Staatspräsident von Peru sein wird, und in seiner ersten öffentlichen Äußerung beteuerte er vor allem seine Dialogbereitschaft. Denn die wird er brauchen: Knapper als mit seinen 50,12 Prozent kann man kaum siegen. Nur 41 000 Stimmen hat er mehr als seine Gegnerin, die Diktatorentochter Keiko Fujimori. Und deren Partei hat die Mehrheit im Kongress.

„Die Leute finden, ich sei alt, und da haben sie Recht“, griff der 77jährige im Wahlkampf die Bedenken gegen sich auf, „aber meine Rübe funktioniert noch, und ich habe meine Erfahrungen“. Dass er klug ist, steht außer Frage, und erfahren mag er auch sein. Aber was heißt schon Erfahrung? 2001 war er ein Jahr lang Wirtschafts- und Finanzminister, bis er angesichts der Protestwelle gegen seine Privatisierungspolitik des Stromsektors zurücktreten musste. Sicherlich sind das Erfahrungen – aber solche, die den erzliberalen Kuczynski in den Augen vieler Peruaner eher disqualifizieren. Seinen winzigen Vorsprung verdankt PKK, wie er in Peru genannt wird, sowieso seiner Rolle als kleineres Übel. Um die Tochter des diktatorischen Alberto Fujimori zu verhindern, hat selbst die Linke die Zähne zusammengebissen und den Wirtschaftsmann gewählt.

Ökonom mit musischen Talenten

Sein Vater Max, ein renommierter Bakteriologe an der Berliner Charité, wurde von den Nazis entlassen, weil er Jude war; in Peru fand er eine neue Heimat. PKKs Mutter Madeleine Godard war mit Jean-Luc, dem Filmemacher, verwandt. Sie hat ihm wohl das musische Talent vererbt; jedenfalls hat der spätere Ökonom Pedro Paulo erst einmal in London Komposition, Klavier und Flöte studiert, nachdem er Jahre seiner Kindheit im Amazonasgebiet verbrachte, wo der Vater forschte. Mit Anfang 30 war er schon Chef der Zentralbank in Lima. Als 1968 linke Militärs die Macht ergriffen, ging er ins Exil, forschte für die Weltbank und verdiente bei Öl- und Bergbaufirmen viel Geld.

Trinkwasserversorgung ausbauen

Als Politiker – schon 2011 wollte er Präsident werden, kam aber nur auf Platz drei – verfolgte er stets einen neoliberalen Kurs. Als Minister lockte er die internationalen Ölfirmen mit umstrittenen Steuerabschlägen an. „Viele Peruaner fühlen, dass der Zug an ihnen vorbeigerauscht ist“, sagte er jetzt, „wir wollen aber, dass alle mitfahren“ – das klingt immerhin integrativer als die reine Lehre des Marktes. Dass er sich für den Ausbau der Trinkwasserversorgung einsetzt, soll die Folgen des Bergbaus mildern, die die betroffene Bevölkerung immer wieder auf die Barrikaden getrieben hat. Denn die gewaltigen Erdbewegungen der Minen graben den Bauern oft buchstäblich das Wasser ab.

Er gilt als ehrliche Haut, und das könnte ihm den holperigen Weg etwas ebnen, den er vor sich hat. Denn er muss reden, überzeugen, verhandeln, wenn er Erfolg haben will. Denn das Fujimori-Lager könnte ihn im Kongress mit seinen 73 (von 130) Abgeordneten über jedes Stöckchen springen lassen und alle Gesetzesvorhaben blockieren. Wenn die Fujimoristen nur 14 Abgeordnete aus dem anderen Lager auf ihre Seite bringen, sind ihnen sogar Verfassungsänderungen möglich, oder sie können über die Besetzung des Verfassungsgerichtes und der Zentralbank bestimmen. Auf der anderen Seite des Kongresses stellt Kuczynskis Partei nur 18 Abgeordnete. Da wird er so viel Kompromisse machen müssen, dass ihm oft die Hände gebunden sein werden.