Foto: Amelie Englert

Am Freitag wurde der sanierte Spielplatz in Gaisburg eröffent. Er ist nun ein Ort for große und kleine Kinder.

Stuttgart-Ost - Wisst ihr eigentlich, für wen wir Spielplätze bauen?“ Ist doch klar, für Kinder! Aber die Gruppe Kindergartenkinder traut sich nicht, die Frage von Volker Schirner, dem Leiter des Stuttgarter Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, zu beantworten. An diesem sonnigen Herbstmorgen bietet sich ihnen auch ein etwas ungewohnter Anblick: Auf dem neu sanierten Spielplatz an der Landhaus-/Welzheimerstraße sind nirgends spielende Kinder zu sehen, dafür aber viele gut gelaunte Erwachsene.

Die gute Stimmung kommt nicht von ungefähr: Alle sind glücklich, dass die Renovierung des Spielplatzes so reibungslos und zügig vonstatten ging. „Endlich haben die Kinder in der Gegend wieder einen Platz zum Spielen“, sagt die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier (CDU), die extra mit ihrem kleinen Sohn zur Neueröffnung gekommen ist. „Die neue Spielmöglichkeit hier ist für den gesamten Stadtteil eine große Bereicherung, da es in der Nähe kaum Plätze gibt, an denen die Spielgeräte nicht zerstört oder alt und marode sind.“

Stolz auf die Leistung der jungen Kollegen

Alt und marode ist an der Landhausstraße überhaupt nichts mehr. In den vergangenen sechs Monaten haben Auszubildende des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes hier ein kleines Paradies geschaffen: Neben einer großen Spielwiese finden kleine Besucher auf dem Gelände ein Spielgerüst mit Flaschenzug, Rutschen, eine große Korbschaukel und sogar einen Kletterstein.

„Ich bin sehr stolz auf die Leistung der jungen Kollegen“, sagt Volker Schirner. Außerdem lobt er die sehr gute Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Lions-Clubs, welche die rund 23 000 Euro Erlös des vereinseigenen Weihnachtsmarktstandes in die Sanierung investierten.

„Es ist jetzt schon der dritte Kinderspielplatz, den wir in Stuttgart-Ost finanziert haben“, erzählt Susanne Wetterich vom Lions-Club. Die Schichten für den Stand des diesjährigen Weihnachtsmarktes seien schon eingeteilt, und auch ein sanierungsbedürftiges Objekt sei schon gefunden: der Wagenburgspielplatz.

„Wenn das auch so klappt wie bei der Sanierung hier, bin ich jetzt schon ganz zufrieden“, sagt Strohmaier. „Vor sechs Monaten war das Gras hier noch hüfthoch und alles total verwildert.“ Inzwischen gibt es auf dem Spielplatz kaum noch Pflanzen, die Geräte oder Zäune bewuchern, allerdings hat das nicht nur ästhetische Gründe.

„Spielplätze werden nicht nur von Kindern, sondern auch von Jugendlichen und Erwachsenen als Treffpunkt genutzt. Die Folgen sind oft zerstörte Spielgeräte, Müll oder gefährliche Hinterlassenschaften wie Glasflaschen oder Drogentütchen“, erzählt Volker Schirner. „Diese Spielfläche haben wir nun bewusst offen konzipiert, alle Pflanzen um den Zaun herum weggeschnitten, um die Entstehung von Drogennischen und -verstecken zu unterbinden.“

An der Parkanlage ist das ganze Jahr herumgetüftelt worden

Das Drogenproblem sei ohnehin ein akutes Thema in den Innenstadtbezirken, berichtet auch der Bezirksbeirat Federico Busarello (FDP). Früher hätte in der Szene wenigstens noch ein wenig Respekt vor Kinderspielplätzen geherrscht; heute könne man sein Kind kaum noch in einem öffentlichen Sandkasten spielen lassen, ohne davor gründlich mit der Harke durchgegangen zu sein. Trotzdem sei er froh über den sanierten Platz. „Nun ist das grüne U des Stuttgarter Ostens endlich komplett. Der Spielplatz war das letzte wichtige Verbindungsstück zum Klingenbachpark“, sagt Busarello. An dieser Parkanlage sei das ganze Jahr „herumgetüftelt“ worden, der Weg durch die dortige Kleingartensiedlung wurde verbreitert, ein neuer „Naturgarten“ für umliegende Schulen eröffnet. Jedes Kind kann sich dort anmelden und nach Herzenslust gärtnern und gießen.

„Wir brauchen noch mehr derartige Initiativen“, sagt die Bezirksvorsteherin Strohmaier. „Es gibt noch zu wenige funktionstüchtige Spielanlagen für Kinder im Osten. Dabei leben hier so viele Familien, die meisten ohne eigenen Garten.“ Immerhin würde jetzt „Schwung in die Sache kommen“ und viele Spielstätten – mit Unterstützung der Lions Clubs – renoviert werden.

Die Stadtsanierungsprogramme, die diesen Teil des Stadtteils Gaisburg noch nicht erreicht haben, werden nach langen Diskussionen und Gesprächen nun höchstwahrscheinlich erweitert. „Das macht mich, als Mutter natürlich besonders glücklich. Die Aussicht auf die Unterstützung der Stadt ist auch eine große Erleichterung“, sagt Strohmaier.

Ihr kleiner Sohn ist ebenfalls zufrieden. Die Brezel, an der er herumknabbert, ist inzwischen im Sandkasten gelandet. Das Essen kann warten, er testet jetzt lieber das neue Klettergerüst.