Die Initiative Sendemast Rohrer Höhe fordert von der Stadtverwaltung ein kommunales Mobilfunk-Versorgungskonzept. Foto: dpa

Auf der Rohrer Höhe in Stuttgart ist ein neuer Sendemast geplant. Anwohner wehren sich vehement gegen den Standort. Bisher aber ohne greifbare Ergebnisse.

Rohr - Die Initiative Sendemast Rohrer Höhe ermutigt zum weiteren Widerstand. Sie wollen nicht, dass die Deutsche Funkturm GmbH auf der kleinen Wiese an der Ecke Rohrer Höhe/Musberger Straße einen 25 Meter hohen Funksendemast baut. Die Telekomtochter hatte das Ende des vergangenen Jahres beantragt. Darüber waren die direkten Anwohner kurz vor Weihnachten informiert worden. Sie sind dagegen und argumentieren, dass Mobilfunkstrahlen der Gesundheit schaden können und dass ein Sendemast in unmittelbarer Nähe den Wert ihrer Grundstücke mindere.

Die Anwohner haben 585 Unterschriften gesammelt und sie am 13. März zusammen mit einem offenen Brief an OB Fritz Kuhn, an Baubürgermeister Peter Pätzold und an diverse Stadträte geschickt. „Die Stadt hüllt sich in Schweigen“, heißt es nun in einem Rundschreiben, dass die Initiative am Sonntagabend verschickt hat. Von allen Adressaten habe bisher nur der SPD-Stadtrat Hans Pfeifer reagiert. „Offensichtlich sind nicht nur uns, sondern auch einer Mehrheit der Amtsinhaber und Gemeinderäte die Entscheidungsgremien und -wege nicht bekannt“, so die Schlussfolgerung der Bürgerinitiative.

Wer entscheidet über den Sendemast

Das Baurechtsamt und das Tiefbauamt würden sich auf ihre formale, prozedurale Funktion ohne Entscheidungsbefugnis zurückziehen. Das Amt für Umweltschutz überprüfe lediglich den Nachweis über die naturschutzrechtliche Eingriffs- und Ausgleichsregelung. Der Unterausschuss Mobilfunk habe wie der Bezirksbeirat nur eine beratende Rolle. „Wer also entscheidet bei dem Verfahren? Wer unterzeichnet für die Stadt Stuttgart?“, fragen die Rohrer.

Auf Nachfrage unserer Redaktion schreibt der städtische Pressesprecher Martin Thronberens: „Der offene Brief wird selbstverständlich noch beantwortet. Unser Ziel ist eine saubere, nachvollziehbare Antwort. Da mehrere Fachämter eingebunden werden müssen, nimmt die Beantwortung etwas mehr Zeit in Anspruch.“ Er ergänzt: „Die Entscheidung, ob der Bauantrag genehmigt wird, trifft das Baurechtsamt. Im Anschluss haben aber die Nachbarn, die Einwendungen gegen den Bauantrag eingereicht haben, das Recht Widerspruch gegen diese Baugenehmigung einzureichen – oder im Fall einer Abweisung der Bauherr das Recht, gegen diese Abweisung vorzugehen.“

Der Mast soll die Versorgung mit dem Mobilfunkstandard LTE verbessern, also schnelles mobiles Internet ermöglichen. Die Initiative befürchtet, dass die Telekom mit dem neuen Mast ein Langzeitprovisorium manifestiert, statt den „längst überfällig gewordenen Breitbandausbau auf Basis des Glasfaserkabels voranzutreiben“.

Verschiebung des Sendemasts als pragmatischste Lösung

Die Rohrer Bürger schlagen vor, den Sendemast in Richtung Autobahn zu verlagern. „Eine Verschiebung um nur 150 Meter vermindert die mittlere Strahlungsintensität auf die umliegenden Anwohner bereits um 95 Prozent. Dabei ist eine 16-prozentige Erhöhung der Sendeleistung schon berücksichtigt, die notwendig wird, um die gleichwertige Reichweite zu erhalten. Bei 100 Metern Versatz beträgt die Strahlenreduzierung 92 Prozent, und selbst bei nur 50 Metern sind es immer noch 82 Prozent.“ So steht es bereits in dem offenen Brief an den OB. Die Anwohner haben die Zahlen recherchieret und belegen sie mit Quellenangaben.

Nach Einschätzung der Initiative ist eine Versetzung des Sendemastes in Richtung Autobahn für alle Beteiligten die pragmatischste Lösung. „Sie ist wirtschaftlich gleichwertig, wird den Belangen der Deutschen Telekom gerecht, verbessert das mobile Netz und reduziert drastisch die Strahlenbelastung der direkt angrenzenden Anwohner“, so ihre Argumentation. „Was hindert die Beteiligten, diese Lösung umzusetzen?“, so die Frage in der aktuellen Rundmail. Die Verfasser rufen die Bürger dazu auf, diese Frage an den OB und die Deutsche Funkturm GmbH weiterzugeben. Darüber hinaus fordern sie die Stadtverwaltung auf, ein kommunales Mobilfunk-Versorgungskonzept zu erstellen. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, will die Initiative am Dienstag, 12. Juni, das Thema im Bezirksbeirat noch einmal aufs Tapet bringen. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr in der Alten Kelter, Kelterberg 5.