Der künftige Stuttgarter Staatstheaterchef Burkhard C. Kosminski Foto: Nationaltheater Mannheim

Burkhard C. Kosminski als künftiger Schauspielchef in Stuttgart ist eine solide Wahl. Euphorische Begeisterung löst sie auf Anhieb aber nicht aus.

Stuttgart - Das war keine leichte Wahl. Als Armin Petras im vergangenen November völlig überraschend bekannt gab, seinen Intendantenposten am Staatsschauspiel vorzeitig aufzugeben, war allen Beteiligten klar, dass die Suche nach einem geeigneten Nachfolger mühselig wird. Gute Theaterchefs sind zumeist langfristig unter Vertrag, der Such-Vorlauf zum Stichtag des nötigen Dienstantritt im Sommer 2018 ist darum arg knapp gewesen. Und auch der Erwartungsdruck des Publikums ist nicht gerade gering nach einem vielfach kritischen öffentlichen Echo auf die Petras-Jahre in Stuttgart.

Die Lösung, welche die Findungskommission von Land und Stadt nun präsentiert – offiziell nur eine Empfehlung an den entscheidenden Theater-Verwaltungsrat, inoffiziell aber natürlich die Entscheidung –, greift zu einem kulturpolitischen Prinzip, das im Südwesten auch schon früher oft gut funktioniert hat: Man schaut sich im eigenen Land nach fähigen Köpfen um. Und wird in diesem Fall bei Burkhard C. Kosminski fündig, der seit rund zehn Jahren der Schauspielsparte am Nationaltheater Profil verliehen hat und auch als Regisseur durchaus für Debattenstoff zu sorgen versteht. Man muss zwar nicht sofort in die per Pressemitteilung verbreitete Euphorie der Kunstministerin Theresia Bauer einstimmen („Seine Leidenschaft und seine Ideen werden das Publikum begeistern“), wir sind hier ja schließlich nicht im Werbefernsehen. Aber man kann neugierig sein. Das ist in der Kunst ja das Wichtigste.

Ein wenig Nachdenklichkeit bleibt gleichwohl: Hätte man sich kulturpolitisch mit dem Mut zu einer Interimsspielzeit 2018/19 womöglich ein noch breiteres, interessanteres Kandidatenfeld verschafft? So wird die übernächste Saison zum großen Stuttgarter Theaterlabor: In Oper, Ballett und Schauspiel starten gemeinsam drei neue künstlerische Intendanten. Fehlt nur noch ein Konzept für die verkehrsberuhigte Kulturmeile.