Im Schorndorfer Rathaus ist der Millionen schwere Förderbescheid übergeben worden. Foto: Pascal Thiel

Es ist zwischenzeitlich eine der umstrittensten Maßnahmen gewesen. Jetzt kann der Wasserverband Rems den Rückhalteraum Urbach/Plüderhausen bauen. Das Land hat seine „mit Abstand größte Einzelförderung des Jahres“ zugesagt.

Schorndorf - Ein weiterer Rückhalteraum an der Rems ist kurz vor dem Baustart. Am Dienstagmorgen hat der Umweltminister des Landes, Franz Untersteller, den Förderbescheid für das Rückhaltebecken Urbach/Plüderhausen übergeben. Zwölf Millionen Euro überweist das Land an den Wasserverband Rems, damit dieser die Dämme und das Durchlassbauwerk bauen kann, im Falle eines Hochwassers rund 700 000 Kubikmeter stauen kann und damit flussabwärts Schorndorf und Winterbach zu schützen vermag.

Der Umweltminister bezeichnete die Summe „als die mit Abstand größte Einzelförderung des Jahres“ im Hochwasserschutz. Knapp 17 Millionen Euro wird das Dammbauwerk zwischen Plüderhausen und Urbach kosten, 70 Prozent davon übernimmt das Land. Man sehe daran, „wie aufwendig Hochwasserschutz sein kann“. Die verheerenden Folgen eines Hochwassers, wie es in der Rems immer wieder vorkommt, machten dies nach den Worten des Umweltministers jedoch notwendig.

Vom Bremser zum Antreiber

Es ist der vierte Rückhalteraum, den der Wasserverband Rems verwirklicht – und in manchen Phasen seiner Planung ist er einer der strittigsten gewesen. Bereits im Jahr 2010 hatte der Wasserverband das Projekt zur Planfeststellung eingereicht, doch in Plüderhausen erhob sich Widerspruch. Anwohner der Rems wähnten sich in Gefahr, dass ihre Häuser durch den Grundwasserdruck Schäden abbekommen hätten. Plüderhausen fühlte sich auch wegen anderer Punkte übergangen, Rechtsanwälte wurden eingeschaltet, die Planung ruhte. Zu einem längerem Rechtsstreit kam es indes nicht, der Schorndorfer OB Matthias Klopfer wurde Verbandsvorsitzender, gemeinsam mit dem später hinzugekommenen technischen Geschäftsführer des Wasserverbands, Hans-Peter Sieg, wurden die Streitpunkte ausgeräumt. Die Moderation und der Pragmatismus der neuen Führung hätten das vermocht, lobt der Plüderhausener Rathauschef Andreas Schaffer heute, und geht, was Plüderhausen betrifft, noch weiter. „Wir sind vom Bremser zum Antreiber geworden.“ Die Gemeinde habe nämlich Wert darauf gelegt, dass bis kurz vor Beginn der Remstalgartenschau im April 2019 alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Schließlich überquert der Remstalradweg die Fläche. Der Präsident des Regierungsbezirks Stuttgart, Wolfgang Reimer, erklärte, das werde für alle Beteiligten „eine große Herausforderung werden“. Es sei jedoch wichtig, dass der Wasserverband Rems acht Jahre nach der Eröffnung des letzen Rückhalteraums nun ein weiteres Projekt realisiere.

Als nächstes steht Schorndorf/Urbach auf der Agenda

Als nächstes Rückhaltebecken steht der Rückhalteraum Schorndorf/Urbach auf der Agenda, der mit rund einer Million Kubikmeter einer der größten an der Rems werden könnte. Um dieses Bauwerk stehen unter Umständen ebenfalls Auseinandersetzungen an. Umweltschützer kritisieren, dass sich der Stauraum über das Naturschutzgebiet Morgensand/Seelachen hinweg erstreckt und dass die Dammbauten und die neuen Wege den Wert des naturnahen Gebiets mindern könnten.