Eine Hochwasserwelle schießt Ende Mai 2016 über das Hahnsche Wehr in Schorndorf. Foto: Gottfried Stoppel

Für den geplanten Hochwasser-Rückhalteraum Schorndorf/Urbach kündigen sich juristische Auseinandersetzungen an. Auch das Hahnsche Wehr in Schorndorf steht zur Disposition.

Schorndorf - Nach dem Spatenstich ist vor dem Spatenstich: Nur drei Wochen ist her, dass der Baubeginn für den Hochwasserrückhalteraum Urbach/Plüderhausen gefeiert wurde. Nun nimmt der Wasserverband Rems das nächste Großprojekt ins Visier. Am Donnerstag präsentierte der technische Geschäftsführer des Wasserverbands Rems, Hans-Peter Sieg, den Mitgliedskommunen einen Zeitstrahl für den etwas flussabwärts gelegenen Rückhalteraum Schorndorf/Urbach, der bis zu eine Million Kubikmeter Remswasser aufstauen könnte. Von den Voruntersuchungen über die Planverfahren bis hin zum möglichen Spatenstich war in der Tabelle, die Sieg vorbereitet hatte, alles aufgelistet. Im Mai 2024 könnte das Becken fertig sein, der Spatenstich wäre am 28. April 2022. „Das ist doch genau ihr Geburtstag“, stellte der Verbandsvorsitzende, der Schorndorfer OB Matthias Klopfer, fest.

Mit Wehrbesitzer muss verhandelt werden

Doch schon beim Rückhalteraum Urbach/Plüderhausen hatte es anfangs Differenzen mit der Gemeinde Plüderhausen gegeben. Und auch Sieg ist nicht sicher, ob er beim neuen Projekt Geburtstag und Spatenstich zusammen feiern kann. Zum einen wünscht das Landratsamt die ökologische Durchgängigkeit des Flusses – und diesem Umstand im Weg ist zurzeit das Hahnsche Wehr in Schorndorf, das eine Höhe von rund fünf Metern aufweist. Nun wolle man mit dem Mühlenbesitzer Jochen Hahn verhandeln, ob dieser gegen Bezahlung das Wasserrecht abgebe, sagte Sieg.

Der Rückhalteraum Urbach/Plüderhausen berührt aber auch ein Naturschutzgebiet, das Anfang der 2000er Jahre als Ausgleich für den vierspurigen Ausbau der B 29 angelegt wurde. Wenig erfreut sind daher die Naturschutzverbände. „Die Ansichten sind verhärtet“, sagte Sieg am Donnerstag bei der Verbandsversammlung. Man strebe an, von den Fachbehörden des Landratsamts eine Ausnahmegenehmigung zum Eingriff in das FFH-Naturschutzgebiet zu bekommen. Man rechne jedoch mit Einsprüchen der Naturschutzverbände. Bis zu zwei Jahre lang könne sich das hinziehen, schätzt Sieg.

Naturschützer: „Planung ist Makulatur“

„Die Planung ist Makulatur“, sagt hingegen Wolfgang Bogusch, Vorsitzender des Naturschutzbunds in Schorndorf. Bislang gebe es weder Untersuchung von Varianten noch habe er auf Anfrage bisher eine genaue Planung erhalten, wie sich die Eingriffe überhaupt gestalteten. Zudem sei laut Bogusch ungeklärt, ob ein Rückhalteraum im Wieslauftal das Becken Schorndorf/Urbach überflüssig machen könnte. Bogusch verweist auf eine Sitzung Ende 2014 im Landratsamt im Waiblingen, in der Sieg gesagt habe, „dass auch das Gewässer Wieslauf im Hochwasserfall eine erhebliche Rolle spielen würde“.

Der Baufortschritt im Becken Urbach/Plüderhausen entwickelt sich unproblematischer. 17,5 Millionen soll das Becken kosten, das 0,66 Millionen Kubikmeter fasst. Man liege zurzeit sechs bis sieben Prozent unter dem Kostenplan und habe einen Puffer, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Roland Kuhn. Der Versammlung vergab für rund 2,3 Millionen Euro den Dammbau an die Firma Wolf &Müller und für rund 940 000 Euro Arbeiten für Stahlwasserbau an die Firma Mächler aus Gaggenau (Kreis Raststatt).