Guido Passaro freut sich auf seinen neuen Job und die neuen Kollegen. Foto: Bernd Zeyer

Seit Anfang August hat das Polizeirevier 7 Ludwigsburger Straße einen neuen Leiter: Der 49-jährige Guido Passaro folgt auf Volker Kehl, der nach Bietigheim-Bissingen gewechselt ist. Passaro begeistert sich für Aquaristik und das Radfahren.

Zuffenhausen - Was hat der „Aphyosemion Passaroi“, ein rund fünf Zentimeter großer Süßwasserfisch, mit dem neuen Leiter des Zuffenhäuser Polizeireviers zu tun? Ganz einfach: Er verdankt ihm seine Entdeckung und damit auch seinen Namen! Seit vielen Jahren ist Guido Passaro, der seit dem ersten August dem Revier Ludwigsburger Straße vorsteht, ein begeisterter Fischkundler. Regelmäßig war er wegen dieses Hobbys in Zentralafrika unterwegs. In Gabun stieß er 1993 auf diese bislang unbekannte Karpfenart, die dann sogar nach ihrem Entdecker benannt wurde. Einige Exemplare davon hat Passaro bei sich daheim in Ludwigsburg. Sie schwimmen in den insgesamt sechs Aquarien, die in seinem Haus stehen.

Wie ein Fisch im Wasser, so könnte man auch die Stimmung von Passaro beschreiben, wenn es um seinen neuen Posten in Zuffenhausen geht. „Das ist ein absoluter Glücksgriff“, sagt er. Denn sein neuer Arbeitsplatz liegt nur 12 Kilometer von seinem Haus entfernt. Eine Strecke, die der 49-Jährige täglich mit dem Fahrrad zurücklegt. Das, so betont er, werde nicht nur im Sommer, sondern in jeder Jahreszeit so sein. Denn auch die Wege zu seinen vorherigen Dienstposten (unter anderem hat Passaro die Reviere in Bad Cannstatt und an der Ostendstraße geleitet) hatte er regelmäßig per Drahtesel hinter sich gebracht. Ebenso wie die Strecke zum Revier Bietigheim-Bissingen, wo er zuletzt Chef war. Diesen Job hat nun Volker Kehl, der bislang dem Zuffenhäuser Revier vorstand. Dass die beiden den Arbeitsplatz sozusagen getauscht haben, liegt an internen polizeilichen Vorgaben, die mit Dienstgrad und Dienstalter zu tun haben.

Auch als Revierleiter auf Streife

Polizeilich vorbelastet ist Passaro nicht. Zwar war einer seiner Onkels in Italien bei der Bahnpolizei, bei der Berufswahl habe dies aber keine Rolle gespielt. „Ich bin kein Berufener“ sagt der gebürtige Ludwigsburger, dessen Vater aus Italien stammt. Vielmehr habe sich sein Interesse für die Polizei im Laufe der Zeit entwickelt. Seine Tätigkeit bei den Ordnungshütern, die 1989 mit der Grundausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Göppingen begann, wirkte sich auch äußerst positiv aufs Privatleben aus: Während der Zeit als Leiter des Cannstatter Reviers lernte er die dortige Geschäftszimmerdame kennen und lieben, seit 2010 ist Guido Passaro mit Corina verheiratet, das Paar hat zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren.

„Ich möchte ein Revierleiter sein, der dabei ist“, sagt der Polizeioberrat. Vorgesetzte, die die ollen Kamellen von vor 20 Jahren zum Besten geben und kaum mehr wissen, was heutzutage vor sich geht, habe er nie verstanden. Deshalb ist es für Passaro durchaus vorstellbar, trotz seines Ranges und seiner Position auch hin und wieder auf Streife zu gehen. Ohnehin sei polizeiliche Präsenz wichtig, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Passaro betont, dass rein objektiv gesehen die Sicherheitslage in Stuttgart sehr gut sei. Das subjektive Sicherheitsgefühl werde freilich von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise der Berichterstattung in den Medien, beeinflusst.

„Die polizeiliche Arbeit hat sich gewandelt“, sagt Passaro. Zu schaffen mache den Beamten in letzter Zeit vor allem der mangelnde Respekt, was nicht nur die Polizei, sondern auch die Feuerwehr und die Rettungsdienste betreffe. Man müsse sich immer mehr gefallen lassen, viele Beamte würden deshalb lieber Innendienst machen. Polizeiliche Maßnahmen durchzusetzen, werde schwerer und schwerer, die Gewaltbereitschaft der Bürger nehme immer mehr zu – was nach Passaros Meinung nicht zuletzt mit den Kulturkreisen zu tun hat, aus denen einige Menschen stammten. Grundsätzlich sei dies allerdings ein gesamtgesellschaftliches Problem. Trotz aller Veränderungen steht für Passaro eines aber nach wie vor fest: „Die Polizei ist der Ansprechpartner der Bürger und nicht ihr Gegner.“

In den kommenden Wochen möchte der neue Revierleiter zunächst einmal seine eigene Mannschaft kennenlernen. Immerhin gibt es im Revier an der Ludwigsburger Straße gut 100 Mitarbeiter, sie sind für einen Bereich mit zirka 75 000 Bürgern zuständig. So sehr sich Passaro auf seine neuen Kollegen freut, so wenig kann er mit TV-Kommissaren wie Lannert und Bootz anfangen: „Fernsehkrimis verweigere ich. Sie haben nichts mit der Realität zu tun.“