Die Polizei Aalen hat einen neuen Chef: Reiner Möller ist Nachfolger von Roland Eisele. Was die größten heruasforderungen des neuen Polizeipräsidenten sein werden:
Aalen/Waiblingen - Am Ende war selbst der routinierte Kriminalbeamte hörbar gerührt: „Ihr habt die Grundlage dafür gelegt, dass ich heute hier stehe“, sagte Reiner Möller an seine Eltern und seine Familie gerichtet. Der 57-Jährige ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen: Am Donnerstag wurde er offiziell in das Amt als neuer Präsident des Aalener Polizeipräsidiums eingeführt.
Sein Vorgänger Roland Eisele geht in den Ruhestand. Obwohl der 61-Jährige das Präsidium, das für die Landkreise Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall zuständig ist, nur gute drei Jahre geführt hatte, bekam er zum Abschied viele anerkennende und lobende Worte zu hören – und zwar von Vorgesetzten wie von Untergebenen. „Auch wenn wir mal unterschiedliche Auffassungen hatten, konnte man mit Ihnen immer offen diskutieren“, sagte etwa der Vorsitzende des Personalrats der Aalener Polizei, Manfred Ripberger. Der Staatssekretär im Innenministerium, Wilfried Klenk, lobte Eisele: „In Ihren 43 Dienstjahren sind Sie immer ein Schutzmann geblieben.“
Der neue Polizeichef Reiner Möller ist kein Unbekannter
Das war freilich nicht immer einfach. Eisele war im Jahr 2007 Polizeichef von Heilbronn, als auf der Theresienwiese die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen wurde. Er leitete das Lagezentrum der Landespolizei in Stuttgart, als nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 die Welt in Angst verfiel. Er war erst seit wenigen Wochen Polizeipräsident in Aalen, als eine verheerende Sturzflut Braunsbach (Schwäbisch Hall) heimsuchte. Und als im Jahr 2018 ein Großaufgebot der Polizei die Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen ohne richterlichen Beschluss durchsuchte, schlug ihm heftiger Gegenwind entgegen. Dennoch sagte Eisele rückblickend: „Es war ein erfüllendes und schönes Amt und eine Ehre, meinem Land zu dienen.“
Sein Nachfolger Reiner Möller ist in der Öffentlichkeit kein Unbekannter. Ob im Mordfall Katharina K. aus Backnang oder nach der spektakulären Brandstiftung am Bürgerzentrum Waiblingen: Immer wieder stand er in den vergangenen Jahren als Kripochef im Rampenlicht. „Zudem ist er seit über fünf Jahren mit den Gegebenheiten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen vertraut und über alles bestens im Bilde“, hatte der Innenminister Thomas Strobl mitgeteilt, als er die Personalie im Mai bekannt gab. Bei der Polizei in Aalen ist man froh, dass die Stelle nahtlos besetzt wurde – und nicht vakant blieb wie nach dem Ausscheiden von Ralf Michelfelder im August 2015. Danach wurde das Präsidium rund sieben Monate lang kommissarisch geleitet.
Die Polizei Aalen leidet unter der dünnen Personaldecke
Laut der Kriminalstatistik ist das Leben auf dem Land und den hiesigen Kreisstädten zwar sicherer als in Großstädten wie Stuttgart oder Mannheim. Dennoch warten auf den neuen Präsidenten einige Herausforderungen, die es in sich haben. Eine davon ist der Umbau des Polizeipräsidiums: Wenn Möller am 1. August in Aalen seinen Dienst antritt, wird er dies in einem provisorischen Präsidium tun. Auch der Start des neuen Führungs- und Lagezentrums, das von Aalen nach Waiblingen zieht, wird in seine Amtszeit fallen.
Das vielleicht größte Problem, mit dem Möller zurechtkommen muss, ist der Personalmangel. Davon ist die Polizei Aalen in besonderem Maß betroffen: Es ist bundesweit die Dienststelle mit dem schlechtesten Verhältnis von Polizistenzahl zu Einwohnern. Die nächsten drei Jahre werden auf jeden Fall mager – denn so lange braucht es, bis neu ausgebildete Beamte den aktiven Dienst erreichen.
Die ehemalige Stelle von Reiner Möller an der Spitze der Kripo ist nun ebenfalls zu besetzen. Und das ist nicht die einzige Personalie auf der Führungsebene der Polizei: Unter anderem gehen demnächst die Chefs des Lagezentrums und der Verkehrspolizei in den Ruhestand.