Matthias Hambücher war dann mal weg. Drei Monate pilgerte der katholische Pfarrer auf dem Jakobsweg und legte dabei 2300 Kilometer zu Fuß zurück – ganz ohne Ermüdungserscheinungen. Foto: privat

Pfarrer Matthias Hambücher tritt sein Amt in der künftigen katholischen Gesamtkirchengemeinde Nordwest an, zu der St. Josef und St. Monika in Feuerbach, St. Theresia in Weilimdorf und Salavtor in Giebel gehören.

Feuerbach/Weilimdorf - Das Fahrrad von Matthias Hambücher steht vor seiner neuen Pfarrwohnung nahe der Kirche St. Monika an der Kyffhäuserstraße 59. Ein Auto besitzt der katholische Pfarrer schon seit sechs Jahren nicht mehr. Er benutzt lieber die „Öffis“, wie er selbst sagt, radelt oder geht zu Fuß. Letzteres mit schier unglaublicher Ausdauer: Denn bis vor kurzem war er auf dem Jakobsweg unterwegs. „2300 Kilometer zu Fuß sind eine fast unendliche Strecke“, sagt Hambücher.

Viele Erfahrungen im interreligiösen Dialog

18 Jahre lang war er in Ulm tätig. Nun tritt er seinen Dienst in der künftigen katholischen Gesamtkirchengemeinde Nordwest an, zu der St. Josef und St. Monika in Feuerbach, St. Theresia in Weilimdorf und Salvator in Giebel gehören. Dazwischen hat er sich eine Auszeit genommen: „Als Dekan habe ich Kollegen immer empfohlen, den Übergang von einer Pfarrei in die nächste nicht so holterdiepolter zu machen.“ Der 52-Jährige ist erst vor knapp anderthalb Wochen von seinem langen Marsch zurückgekehrt. Drei Monate war er unterwegs. „Ich hatte das Gefühl, es war eine einzige Erntedankwanderung.“ Der Herbst, die Natur und das weite Land waren unendlich schön und die Früchte waren reif, egal, wo er war, berichtet er. „Traubenernte, Maisernte, Apfelernte und Feigenernte“ habe er gesehen, zählt er auf und schlägt den Bogen zu seinem ganz eigenen Erntedankfest: „Die Zeit bis zu den Pyrenäen war gefüllt damit, einfach Danke zu sagen für das Geschenk dieser 18 Ulmer Jahre, die prall gefüllt waren mit interessanten Begegnungen, menschlich dichten Beziehungen und interessanten Projekten.“

Die Zeit in Ulm hat ihm viel gegeben; den Rat der Religionen und die Charta Oecumenica hat er mitaufgebaut. Christen, Juden und Muslime setzten sich dort zusammen an einen Tisch. Viele Projekte und Themen waren ganz praktischer Natur: Multireligiöse Feiern an Schulen oder die Sanierung der Feierhalle auf dem Ulmer Friedhof zum Beispiel. Als 2015 seine Amtszeit als Dekan beendet war, kam der damalige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner auf ihn zu: „Er hat mich gebeten, den runden Tisch Flüchtlinge zu moderieren.“

Seine Erfahrungen im interreligiösen Dialog wird er auch in seinem neuen Wirkungskreis einbringen können. Gemeinsam mit Pater Konrad Werder übernimmt Hambücher die künftige Gesamtkirchengemeinde Nordwest. Drei Diakone und ein Pastoralreferent gehören auch zum Team. Seit knapp zwei Jahren bilden die katholischen Kirchengemeinden in Feuerbach, Weilimdorf und Giebel eine Seelsorgeeinheit. Zum 1. Januar 2017 wird daraus die Gesamtkirchengemeinde Nordwest, die etwa 14 500 Katholiken umfasst. Als Pfarrer habe er natürlich „nicht nur die eingetragenen Kirchenmitglieder im Blick, sondern alle Menschen, die hier leben“, sagt Hambücher.

Ein ganzes Investiturwochenende

Auch wenn er erst am Wochenende offiziell ins Pfarramt eingeführt wird, hat er die Arbeit schon aufgenommen. Seine ersten Tage waren geprägt von Antrittsbesuchen. Die evangelischen Pfarrer hat er schon besucht, zum Imam der Ditib-Moschee in Feuerbach versucht er gerade Kontakt herzustellen: „Ich hoffe, dass ich ihn bald sehen kann.“ Auch zum Freundeskreis Feuerbacher Flüchtlinge gab es bereits Kontakte. Während seiner Pilgerreise hat er seine Pfarrwohnung einer Flüchtlingsfamilie, die er aus Ulm kennt, kurzzeitig zur Verfügung gestellt. Die vierköpfige Familie habe inzwischen eine Wohnung in Botnang gefunden, sagt der Geistliche.

An diesem Wochenende wird die Investitur gefeiert und zwar gleich vier Mal: „Üblicherweise findet in einer Seelsorgeeinheit an einem Investiturwochenende ein Gottesdienst in der gesamten Seelsorgeeinheit statt, aber das ist nicht mein Stil. Ich möchte keinen Zentralismus, sondern die Gemeinden selbstständig weiterentwickeln“, sagt Hambücher. Deshalb gebe es ein Investiturwochenende mit einem Gottesdienst in jeder Kirche. Am Samstagabend um 18 Uhr geht es in St. Theresia mit einer Eucharistiefeier los. Am Sonntag folgt um 9.30 Uhr in Salvator ein Jugendgottesdienst. Die kirchliche Hauptfeier mit Stadtdekan Christian Hermes findet am Sonntag, 14 Uhr, in St. Josef, Oswald-Hesse-Straße 76, statt. Eine Vesper in St. Monika, Kyffhäuserstraße 59, rundet am Sonntag um 19 Uhr den Reigen der Investiturfeiern ab.

„Auch Pater Konrad Werder wird bei der Investitur mit mir für alle drei Gemeinden eingesetzt. Wir werden die Gemeinden gemeinsam begleiten, ich habe die Aufgabe des Moderators“, sagt Hambücher. Pater Konrad führe schwerpunktmäßig Salvator weiter, während er primär für Feuerbach und Weilimdorf zuständig sei.