Jens Scheilke-Hekermans ist der neue Pfarrer im Dachswald. Foto: Alexandra Kratz

Fast ein Jahr lang war die Pfarrstelle im Dachswald verwaist. Nun hat Jens Scheilke-Hekermans das Pfarrhaus an der Barchetstraße 7 bezogen – gemeinsam mit seiner Frau und fünf Kindern. Doch Scheilke-Hekermans ist nicht nur Pfarrer, sondern auch Musiker.

Dachswald - Im Pfarrhaus an der Barchetstraße 7 ist wieder Leben eingekehrt. Das sei nicht zu übersehen und zu überhören, sagt Jens Scheilke-Hekermans mit einem Augenzwinkern. Denn er hat seine Frau und fünf Kinder mitgebracht. „Soweit ich weiß, sind wir die erste Pfarrfamilie in diesem Haus, die Kinder hat“, sagt Scheilke-Hekermans. Daraus, dass es eine Patchworkfamilie ist, macht er keinen Hehl. Er selbst hat zwei Söhne, seine Frau die drei Töchter mit in die Beziehung gebracht. Hinzu kommen noch die zwei jungen Katzen Perle und Carlos. „Wir haben gedacht, acht Pfoten gegen fünf Kinder ist einfach fairer“, erklärt der Pfarrer, warum es gleich zwei Vierbeiner geworden sind.

Die Menschen im Dachswald haben Scheilke-Hekermans „sehr wohlwollend empfangen“, wie der 33-Jährige betont. „Die Leute sind auffällig offen und entspannt. Für eine Großstadtgemeinde ist das gar nicht so selbstverständlich“, sagt Scheilke-Hekermans. Seine Familie und er seien geradezu von hilfsbereiten Nachbarn umzingelt.

Das habe er gleich bei seinem Einzug erleben dürfen. Da blieb er nämlich mit dem großen Umzugswagen am Zaun einer älteren Dame hängen. Doch die Frau sei keineswegs aufgebracht gewesen. Im Gegenteil: sie nutzte die Gelegenheit, um mit den jungen Umzugshelfern ins Gespräch zu kommen – und das, obwohl diese zumindest auf den ersten Blick nicht gerade der Traum einer jeden Schwiegermutter gewesen seien, sagt der 33-Jährige.

Der Pfarrer wollte mal Musiker werden

Auf die Frage, warum er Pfarrer geworden ist, kann Scheilke-Hekermans spontan keine Antwort geben. „Allerdings haben mich ethische Fragen und Spiritualität schon als Kind interessiert.“ Seine Eltern seien „richtige 68er“ und in der Umwelt- und Friedensbewegung aktiv gewesen. „Das hat natürlich auf mich abgefärbt“, sagt Scheilke-Hekermans. Mit seiner Berufswahl habe er den Wunsch verbunden, Menschen zu helfen, wenn sie es am dringendsten brauchen. Und er habe immer ein Ansprechpartner für Jugendliche sein wollen, jemand, der ihnen Werte vermittelt.

Doch es gab auch eine Zeit, da wollte Scheilke-Hekermans Musiker werden. Er habe mehr als zehn Jahre lang intensiven Klavierunterricht gehabt. Und bis heute musiziert er täglich. Zudem gibt Scheilke-Hekermans Klavierunterricht – auch im Dachswald. „Noch können sich Interessenten melden“, sagt Scheilke-Hekermans.

Studiert hat Scheilke-Hekermans in seiner Geburtsstadt Tübingen und in Greifswald. 2006 machte er sein Examen und wurde Vikar in Aich. Von 2009 bis 2011 war er Pfarrer zur Anstellung im Landesjugendwerk. „Die Stelle war mir wie auf den Leib geschneidert“, sagt Scheilke-Hekermans. Denn die Schwerpunkte seiner Arbeit waren der Jugendgottesdienst und die Popularmusik. In dieser Zeit setzte er sich auch für das Bandnachwuchsprojekt „Eigensinnich“ ein, für das er bis heute ehrenamtlich tätig ist. Von 2011 an war Scheilke-Hekermans Pfarrer in Köngen.

Den Gottesdienst attraktiver machen

Für die Zukunft hat er sich viel vorgenommen. Sein oberstes Ziel ist es, dass die Thomasgemeinde eine offene und einladende Gemeinde ist und bleibt. Das bedeutet für ihn, dass man auch die im Blick hat, die nicht regelmäßig in den Gottesdienst kommen. Scheilke-Hekermans ist davon überzeugt, dass Kirche für viele Menschen noch immer eine feste Größe im Alltag ist. Nur die Form des Gottesdienstes sei oft nicht ansprechend und darum würden viele fern bleiben.

Eine Möglichkeit, den Gottesdienst attraktiver zu machen, ist für Scheilke-Hekermans die Popularmusik. Außerdem möchte er die Arbeit mit jungen Familien intensivieren. „Doch ich möchte nicht einfach ein Programm abfahren. Ich habe wohl verschiedene Ideen, aber ich werde alles gemeinsam mit der Thomasgemeinde entwickeln“, betont der neue Pfarrer.