Giulia Cardascia hat eigentlich von einem Café geträumt. Nun ist es ein italienischer Feinkostladen im Westen geworden. Foto: privat

An der Ecke zur Traubenstraße im Stuttgarter Westen hat Giulia Cardascia einen italienischen Feinkostladen. eröffnet.

S-West - Ihrem Vater gehört seit etwa 16 Jahren das Oggi am Kleinen Schlossplatz, davor hatte er das La Scala. Ihr älterer Bruder hat erst vor einigen Wochen das „Italiani“ im Europaviertel eröffnet, ihr zweiter Bruder plant eine Pizzeria in der Stadt. Als Tochter eines italienischen Gastarbeiters, der von seinem ersten Tag an in Stuttgart in der Gastronomie tätig war, war der berufliche Weg von Giulia Cardascia eigentlich vorgezeichnet: „Es war schon immer klar, dass ich in der Gastro bleiben will.“

Ihr Spanisch-Studium an der Universität Tübingen, welches sie nach ihrem Abitur in Degerloch angefangen hat, hängte die heute 23-Jährige deshalb recht schnell an den Nagel. „Das war überhaupt nichts für mich. Ich brauche Kontakt zu Menschen bei der Arbeit“, sagt sie. Vier Jahre hat Giulia Cardascia deshalb erst mal im Oggi am Kleinen Schlossplatz Erfahrungen gesammelt. „Aber das wollte ich nie für immer machen“, erzählt die Halbitalienerin. Sie habe immer von einem kleinen, eigenen Café in Stuttgart geträumt.

Die „Bottega da Giulia“ bietet alles, was Deutsche an italienischem Essen lieben

Doch irgendwann ist sie an dem Laden an der Traubenstraße 61 an der Ecke Schwabstraße im Stuttgarter Westen vorbeigefahren. Da war ihr klar: Den wollte sie haben. Auf die Idee, einen Feinkostladen für italienische Spezialitäten daraus zu machen, ist dann ihre Mutter gekommen. Am morgigen Samstag, 4. November, ist um 13 Uhr die Eröffnung der „Bottega da Giulia“.

Ein bisschen konnte Cardascia dort trotzdem ihren Traum erfüllen. Sie hat eine Genehmigung für eine „untergeordnete Gastronomie“, wie sich das in Ordnungsamtssprache nennt. Heißt: Sie bietet auch einen Mittagstisch an – gekocht von ihrem Vater Romano Cardascia – und man kann dort auch einen Espresso trinken. Den Rest des Ladens stemmt Giulia Cardascia gemeinsam mit ihrer Mutter.

Im Angebot hat Cardascia alles, was der Deutsche eben so mit Italien verbindet: Balsamico-Essig, Salami, Parmaschinken, Pasta und natürlich Mozzarella. Um Wissen über Weinbau zu sammeln, hat die 23-Jährige im vergangenen Jahr einige Monate auf dem Weingut eines Bekannten ihres Vaters in der Nähe von Neapel verbracht. „Die ersten Tage habe ich mit Trauben pflücken verbracht.“ Danach sei sie mit dem Weingutbesitzer viel unterwegs gewesen und habe Weine verkostet. „Ich glaube, wir haben jetzt eine gute Auswahl im Laden“, sagt sie und betont, dass es ein Feinkostladen mit „fairen Preisen“ werden soll.

Kleine Feinkostläden gibt es inzwischen wieder mehr – der Wunsch nach Regionalität wächst

Kleine Feinkostläden eröffnen in den vergangenen Jahren wieder vermehrt. Für italienische Spezialitäten gibt es neben den Platzhirsch Di Gennaro zum Beispiel auch das Da Maria am Killesberg. Das rührt auch daher, dass die Nachfrage größer wird: Der Anspruch des modernen Großstädters nach regionalen Produkten, gerne auch handgemacht, wächst. Lange Zeit waren hauptsächlich italienische Spezialitäten abseits der Supermarktware beliebt. Doch in den vergangenen Jahren hat Frankreich in der Stadt aufgeholt: Bereits im Jahr 2002 hat Cornelia Hebner das „Èpicerie fine“ an der Olgastraße eröffnet, die französische Manufaktur Der kleine Fuchs hat bereits im Norden und im Süden einen Standort, im Westen hat letztes Jahr Katharina Eberle das „Chez Ginette“ eröffnet. Jetzt ist also durchaus mal wieder Italien dran. Und in der direkten Nachbarschaft des französischen Geschäfts fühlt sich Giulia Cardascia auch wohl: „Im Westen gibt es ja viele kleine Läden. Ich finde da passen wir gut dazu.“