„Cocaine Bear“, das ist eine kaum je anzutreffende Mischung aus Horror-Film und Komödie, aus Splatterstreifen und Tierfilm. Selten wurden im Kino solche Mengen an Kokain verschluckt wie hier.
Zurück geht der Film auf einen wahren Fall: Die Geschichte eines amerikanischen Schwarzbären, der vor bald 40 Jahren das Zeitliche segnen musste, nachdem er eine Unmenge an Kokain konsumiert haben soll. Das Kokain, so kann man es nachlesen, wurde von einem Andrew C. Thornton II, einstiger Drogenfahnder und verurteilter Schmuggler, aus einem Flugzeug geworfen. Thornton verließ dieses mit einem defekten Fallschirm, starb. Der tote Bär wurde später, wie die „New York Times“ 1985 berichtete, im Norden Georgias inmitten von 40 geöffneten Plastikbehältern mit Kokain gefunden.
Regisseurin Elizabeth Banks, die man auch als Schauspielerin kennt („Die Tribute von Panem“), hat sich in „Cocaine Bear“ des unglaublichen Falls angenommen. Herausgekommen ist eine Mischung aus Horror-Film und Komödie, Splatterstreifen und Tierfilm mit 80er Jahre Flair. Im Zentrum: ein gefährlicher Bär, der zugedröhnt durch die Wälder jagt. Dazwischen: Teenager, die Polizei, Touristen und natürlich Kriminelle, die die Ware haben wollen.Kaum hat man es sich im Kinosessel bequem gemacht, kaum sind ein paar schon durchaus witzige Minuten verstrichen, da fliegt einem schon ein Beinstumpf entgegen. Schnell wähnt man sich in einem B-Movie. Man hat schon echter wirkende Bein-Teile im Gruselkino vorgeworfen bekommen. Aber das macht nichts. Die trashige Anmutung passt zu diesem skurrilen Film.
Flucht auf den Baum
Das Bein gehört einer Touristin, die zuvor durch ein Waldgebiet im Bundesstaat Georgia marschiert war. Ihr Mann hat überlebt. Die nächsten, die es zu tun bekommen mit dem Bär auf Hochtouren – der im Nullkommanix auf jedem noch so hohen Baum ist -, sind zwei schulschwänzende Kids.
Ja, im Gruselgenre, im Horrorbereich wuselt es bereits vor Tieren: von Weißen Haien über graue Werwölfe, von Monsterspinnen über „Frogs“ bis hin zu Hitchcocks „Die Vögel“. Bären findet man seltener, vielleicht weil diese im Film dann doch meist als gemütliche Wesen in Erscheinung treten dürfen.
Dass man „Cocaine Bear“ unbedingt nicht zu ernst nehmen sollte, unterstreicht dieser momentweise durchaus recht unterhaltsame Streifen überdeutlich. Ganz ausblenden aber lässt sich dann doch nicht, dass es sich nicht um ein reines Fantasie-Gespinst handelt.
Es hat den Bären gegeben, und auch diese Zeit: Mitte der 80er tobte in den USA der durchaus umstrittene „War on Drugs“, eine Reihe von Maßnahmen im Rahmen der US-Drogenpolitik. Einmal ist Nancy Reagan, damalige Präsidentengattin und Initiatorin des Anti-Drogen-Programms „Just Say No“, in einer Originalaufnahme zu sehen. Eine ernsthaftere Auseinandersetzung aber mit diesem auch politischen Thema darf man von „Cocaine Bear“ nicht erwarten.
Dafür ist das Ganze ein wunderbar bunter Ritt zurück in die 1980er: eine Welt voller bunter Trainingsanzüge, Lollis in Herzform für 5 Cent, schwarz-rot-weißer Air Jordans von Nike...
Immer wieder gibt es aber Momente, in denen man dem heute wohl in einer Mall in Kentucky ausgestellten echten Bären ein würdevolleres Andenken wünscht als diesen doch arg überdrehten Film.
Erinnert an „Pulp Fiction“ und Co.
Der stattdessen seinem mit Abstand coolsten Schauspieler gewidmet ist: dem 2022 gestorbenen Ray Liotta („Goodfellas“, „Cop Land“). Liotta gehört zu all den Drogenhändlern, die diesen ungewöhnlichen Tier-Film auch bevölkern: Mit gelbgetönten Sehgläsern, brauner Lederjacke, übergroßem Hippie-Hemd-Kragen mutet Liotta an wie gerade aus einem Tarantino- oder Coen-Film herausgefallen.
Und ja, in den erinnerungswürdigen Szenen erinnert „Cocaine Bear“ denn auch tatsächlich an größere Vorbilder vom Schlage eines „Pulp Fiction“, eines „Fargo“.
Am 13. April startet der Film in die Kinos.