Die Kinder freuen sich besonders über die neue Vogelnestschaukel. Foto: Alexandra Kratz

Kinderhaus in der Christuskirche, kurz Kick – so heißt der neue Kindergarten, den die evangelische Kirchengemeinde Möhringen gebaut und Ende September offiziell eröffnet hat. Für die Gemeinde war es ein finanzieller Kraftakt. Doch es hat sich gelohnt.

Möhringen - Die Mädchen und Jungen des Christuskindergartens haben den Handwerkern genau auf die Finger geschaut. Fast jeden Tag standen sie am Gartenzaun und beobachteten, wie die Männer an ihrem neuen „Kinderhaus in der Christuskirche“ (Kick) arbeiteten. Gelegentlich waren die Kleinen sogar zu einem kurzen Rundgang über die Baustelle eingeladen. „Die Handwerker haben sich dann viel Zeit genommen, um alles zu erklären“, sagt die Kindergartenleiterin Heidi Wörner. Nur eines hätten die Kinder hin und wieder vermisst: „Als wegen der Bauarbeiten die Kirchenglocken nicht läuteten, waren sie richtig traurig“, sagt Wörner.

Seit dem Mai 2011 wurde die Christuskirche umgebaut. Anlass dafür war zum einen der ausdrückliche Wunsch der Stadt, an der Meßstetter Straße auch in Zukunft einen Kindergarten zu haben. Das Haus neben der Christuskirche war jedoch in die Jahre gekommen. „Dort wäre langfristig ein Kindergartenbetrieb nicht möglich gewesen“, sagt der evangelische Pfarrer Ernst-Martin Lieb.

Zum anderen sinkt die Zahl der Gemeindemitglieder auch in Möhringen. Um handlungsfähig zu bleiben, muss gespart werden. Das bedeutet auch, dass das ein oder andere Gebäude aufgegeben werden muss. Darum wurden die Gemeinderäume der Christuskirche weitgehend dem Kindergarten zugeschlagen und entsprechend umgebaut. Die meisten Gruppen, die sich einst im Gartengeschoss der Christuskirche getroffen haben, haben mittlerweile in der nahe gelegenen Auferstehungskirche ein neues Zuhause gefunden.

Um im neuen Kinderhaus Platz für eine Kleinkindgruppe zu schaffen, wurden die ursprünglichen Planungen noch einmal modifiziert. So kam es, dass nun auch ein Teil des Kirchenchors zum Kindergarten gehört. „Wenn man in der Kirche ist, merkt man aber nicht, dass was fehlt“, sagt Lieb und ergänzt: „Vielmehr ist es so, dass der Kirchenraum an Ästhetik gewonnen hat.“

Die Kinder haben mit angepackt

Seit Anfang September spielen die Kindergartenkinder in den neuen Räumen. „Sie haben sich von Anfang an zu Hause gefühlt“, sagt Heidi Wörner. Dazu beigetragen haben nicht nur die Rundgänge über die Baustelle. „Die Mädchen und Jungen haben selbst einen Teil der Spielsachen von ihrem alten in ihr neues Domizil getragen und in die Schränke eingeräumt“, sagt Wörner. Auch die zehn Mädchen und Jungen der Kleinkindgruppe fühlen sich mittlerweile wohl. Sie haben sogar einen eigenen kleinen Garten mit Sandkasten, Spielhäuschen und Bobbycar-Piste.

Kinder für die neue Kleinkindgruppe zu finden, war kein Problem. Bei den Erziehern sah das etwas anders aus. Das ursprünglich sechsköpfige Team musste auf elf Personen aufgestockt werden – und das in Zeiten, in denen qualifizierte Fachkräfte Mangelware sind. „Aber wir hatten das Glück, dass sich auf all unsere Stellenausschreibungen mehrere Personen beworben haben und wir die jeweils besten Bewerber für uns gewinnen konnten“, sagt Lieb. Heidi Wörner betont, dass man von Anfang an ein gutes Team gewesen sei.

Für die Gemeinde waren der Bau des neuen Kindergartens und der Umbau der Kirche ein finanzieller Kraftakt. Denn sie musste eine halbe Millionen Euro selbst finanzieren. „Wir haben gehofft, dass rund 100 000 Euro gespendet werden. Bis heute sind aber nicht einmal 10 000 Euro eingegangen“, sagt Lieb. Für die Gemeinde sei das problematisch. „Die Kirche wird, wenn es um Kinderbetreuung geht, immer mehr als Dienstleiter angesehen“, bedauert Lieb. Vor diesem Hintergrund hat er sich über den Scheck, den er von der Firma Rückle bei der offiziellen Eröffnung des Kinderhauses bekommen hat, besonders gefreut. Mit dem Geld wurden eine Vogelnestschaukel und ein Balancierbalken gekauft.