Der künftige Intendant des Stuttgarter Staatsschauspiel Armin Petras Foto: Bettina Stöß

Der designierte Stuttgarter Staatsschauspielintendant Armin Petras sieht nun alles geklärt.

Stuttgart - Am Montag präsentierte die vom Beirat der Stuttgarter Staatstheater in Kraft gesetzte Findungskommission mit Armin Petras stolz den Nachfolger von Hasko Weber, der von 2013 das Staatsschauspiel leiten soll. Petras selbst diskreditierte daraufhin diese Berufung, indem er sie mit mangelnder finanzieller Unterstützung des Berliner Senats seines Maxim-Gorki-Theaters in Verbindung brachte, bei dem er bis 2016 unter Vertrag steht.

"Unterschrieben ist ja noch nicht", bemerkte er in Blick auf Stuttgart, und zum Ablauf seines vorzeitigen Vertragsausstiegs fügte er hinzu: "Das weiß ich nicht, keine Ahnung." Manches hat sich davon inzwischen geklärt. "Reisende soll man nicht aufhalten", erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, zugleich Kultursenator, zum frühzeitigen Abgang von Petras. Und: "Herzlichen Glückwunsch, dass Petras berufen wurde. Das ist ja auch eine Auszeichnung für Berlin."

Auch Petras sieht die Sache inzwischen gelassen: "Es ist alles in Ordnung. Alle weiteren Gespräche erübrigen sich in Berlin. Der Unterschrift in Stuttgart steht nichts mehr im Weg."

Deshalb wirbt er jetzt wieder ganz offen für seine Stuttgarter Anliegen: "Ich habe 14 Jahre Leitungserfahrung, und ich habe an 22 Stadttheatern gearbeitet. Ich will ein Ensemble weiterführen, das sich ästhetisch mindestens auf dem jetzigen Level bewegt. Und an einigen Stellen möchte ich Neues machen: Ich will Literaturtheater machen, wie es das jetzt schon gibt. Aber ich möchte verstärkt mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern arbeiten."

In jungen Jahren hat Petras am Mannheimer Nationaltheater gearbeitet.

Die Aktivitäten des Stuttgarter Staatsschauspiels kennt er aus eigener Anschauung, unter anderem durch eine eigene Inszenierung im Jahre 2010 im Theater im Depot, aber auch durch Besuche von Inszenierungen wie "Meister und Margarita" oder von "Die Unbekannte von der Seine", Letzteres eine Kusej-Inszenierung aus der Schirmer-Ära. Sein Resümee: "Hasko Weber hat hier eine politische und soziale Ausrichtung vorgelegt, an die man nur anknüpfen kann. Mein Ziel ist es, dies noch mehr zu verflechten mit der Theaterlandschaft in Deutschland und in Europa." Schaut der Stuttgarter Theatergänger nach Berlin, nimmt er dort eine impulsive Szene wahr und sieht sich in der Randlage. Petras bestätigt diesen Eindruck, fügt aber hinzu: "Ich will das umdrehen. Stuttgart liegt in einer zentralen Lage zwischen London und Mailand. Und es ist nach wie vor eine wirtschaftlich extrem prosperierende Region. Gerade jetzt in der Euro-Krise kann man die Stärke einer solchen Region hervorheben. Das interessiert mich auch sehr als Autor." Dabei denkt er nicht nur wirtschaftlich: "Kultur ist ohne Wissenschaft nicht mehr denkbar und umgekehrt."

Petras hat eine ausgeprägte Ost-West-Biografie, arbeitet bisher bevorzugt an dieser Schnittstelle, doch der Süden der Republik ist ihm durchaus auch vertraut: In jungen Jahren hat er am Mannheimer Nationaltheater gearbeitet, er ist regelmäßiger Besucher des Heidelberger Stückemarkts, in den vergangenen Jahren hat er regelmäßig am Frankfurter Staatsschauspiel gearbeitet. Da macht er auch Unterschiede fest: "Frankfurt ist eine ganz großartige Stadt, wobei der Unterschied zwischen Arm und Reich ganz groß ist. Aber es ist auch eine Art Phantomstadt, wenn die Banker am Donnerstagnachmittag alle die Stadt verlassen. Stuttgart scheint mir da eine gewachsenere Region zu sein. Das interessiert mich sehr."

Noch ist es zu früh, um mit Petras über konkrete Inszenierungs- oder Ensemblepläne zu reden. Petras stellt deshalb erst mal grundsätzlich fest: "Spannend ist, was Johan Simons derzeit an den Münchner Kammerspielen macht, wo ich ja auch regelmäßig arbeite. Das werde ich sensibel beobachten und meine Schlüsse ziehen."