An der Universität Hohenheim bahnt sich eine radikale Reform aller Finanzströme an Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Weniger Bürokratie, mehr Arbeitskraft und Dauerstellen für Daueraufgaben – die Universität Hohenheim will die Chancen des Hochschulfinanzierungsvertrags optimal nutzen.

Stuttgart - Hochschulfinanzierungsvertrag „Perspektive 2020“ – so nennt sich die Vereinbarung, die das Land und die 48 staatlichen Hochschulen im Südwesten Anfang des Jahres unterzeichneten. Was der Vertrag für die einzelnen Hochschulen genau bedeutet, war bisher noch unklar. Die Universität Hohenheim macht nun transparent, wie sie die damit verbundenen Chancen nutzen will – vorausgesetzt, dass der Landtag das Konzept am 29. April bewilligt.

Was bedeutet der Hochschulfinanzierungsvertrag grundsätzlich?
Bis 2020 sollen insgesamt 1,7 Milliarden Euro zusätzlich im Vergleich zur bisherigen Finanzierung zur Verfügung stehen. Die Summe setzt sich vor allem aus einer Erhöhung der Grundfinanzierung – also der verlässlichen Finanzierungsbasis der Hochschulen – und mehr Geld für Baumittel zusammen. Zudem bekommen die Hochschulen einen höheren Betrag, um gestiegene Energiekosten zu begleichen. Die Grundfinanzierung wird jährlich um drei Prozent angehoben.
Welche Chancen ergeben sich daraus für die Uni Hohenheim?
„Wir nutzen den Vertrag für eine durchgreifende Reform, die weniger Bürokratie, mehr Arbeitskraft und Dauerstellen für Daueraufgaben schafft“, fasst es Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim, zusammen. Die Universität bekommt drei Prozent mehr Geld – entscheidend dabei ist jedoch, dass sie dieses Geld schrittweise in den Grundhaushalt überführen kann, statt es wie bisher über eine Reihe von Sonderprogrammen zu erhalten. „Diese Programme hatten unterschiedliche Regeln für Verwendung und Verwaltung“, kritisiert Dabbert. Nun könne die Uni auch frei über die sogenannten Qualitätssicherungsmittel verfügen, die insgesamt 5,2 Millionen Euro ausmachen und bisher beispielsweise nicht für Stellen verwendet werden durften. Ein Drittel dieser Qualitätssicherungsmittel ist bereits fest verplant, als Spielmasse bleiben der Uni jetzt noch 3,4 Millionen Euro.
Wie viele Stellen werden wo geschaffen?
Die 3,4 Millionen Euro, die die Uni frei verplanen kann, sollen komplett in neue Stellen umgewandelt werden. 1,5 Millionen Euro werden davon für Mitarbeiter im nicht-wissenschaftlichen Bereich verwendet, die bisher noch befristete Stellen hatten. Das lag daran, dass die Hochschulen vor neuen Aufgaben und Vorschriften standen – wie zum Beispiel bei Arbeits- und Datenschutz, oder durch steigende Studentenzahlen. Da der Uni Hohenheim aber keine neuen Mitarbeiter bewilligt wurden, um diese Aufgaben umzusetzen, waren in diesem Bereich nur befristete Arbeitsplätze möglich. Insgesamt werden 67,5 unbefristete Stellen entstehen. Das bedeutet für die Uni jedoch nur einen geringen Zuwachs an Arbeitskraft, da es sich in den meisten Fällen um bereits vorhandene, befristete Stellen handelt, die nun bestehen bleiben. 75 Prozent dieser Arbeitsplätze betreffen Verwaltung und Technik, 25 Prozent den wissenschaftlichen Dienst.