Bei der jüngsten Kapitalerhöhung der Deutschen Bank zogen die Chinesen voll mit. Foto: dpa

Die HNA Group hält jetzt ein Aktienpaket von zehn Prozent und ist damit wohl an der Herrscherfamilie von Katar vorbeigezogen. Der chinesische Mischkonzern geht seit Jahren im Westen auf Einkaufstour. Seine Beteiligungen reichen von der Hotelkette Hilton bis zum Regionalflughafen Hahn im Hunsrück.

Frankfurt - Kapitalismus und Kommunismus sind für Chinesen kein Widerspruch. Der endgültige Beweis dafür: Die Deutsche Bank ist jetzt zu zehn Prozent in chinesischer Hand. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die am Dienstagabend auf der Website des Geldhauses veröffentlicht wurde. Danach liegen 9,9 Prozent der Anteile bei einer Zweckgesellschaft des Wiener Vermögensverwalters C-Quadrat mit Sitz auf den Cayman Islands. Über dieses Vehikel war im Februar die chinesische HNA Group bei der Deutschen Bank eingestiegen, die ihren Anteil von zunächst drei Prozent offenbar im Zuge der jüngsten Kapitalerhöhung aufgestockt hat. C-Quadrat hatte bereits im Februar mitgeteilt. der chinesische Investor schließe eine Aufstockung nicht aus, wolle aber unter der Schwelle von zehn Prozent bleiben.

Bislang war die Herrscherfamilie des Emirats Katar größter Aktionär der Deutschen Bank. Ihr Aktienpaket entsprach zum Jahreswechsel acht Prozent der Anteile, aktuellere Daten liegen nicht vor.

Milliardär Soros verhalf HNA zum Aufstieg

Die HNA Group geht im Westen seit Jahren auf Einkaufstour. Anfang März übernahm sie die Anteile des Landes Rheinland-Pfalz am defizitären Regionalflughafen Hahn im Hunsrück, auch an der portugiesischen Fluggesellschaft TAP und dem Schweizer Bodenabfertiger Swissport ist HNA beteiligt. Der Konzern ging selbst aus der Fluggesellschaft Hainan Airlines hervor, besitzt über die Luftfahrt- und Logistikbranche hinaus mittlerweile aber auch Anteile an Hotels und anderen Immobilien. So gehört den Chinesen ein Viertel der Hotelkette Hilton. Allein im vergangenen Jahr habe HNA Zukäufe im Volumen von umgerechnet gut 30 Milliarden Euro angekündigt oder abgeschlossen, rechnete die Nachrichtenagentur Bloomberg aus.

Einen ersten Wachstumsschub bekam die 1993 mit nur zwei Flugzeugen gestartete Hainan Airlines 1995, als der Hedgefonds-Manager George Soros 25 Milionen Dollar in die heute viertgrößte Fluggesellschaft Chinas investierte. HNA-Chef Chen Feng führte den Erfolg des von ihm gegründeten Konzerns in einem Interview mit der „Financial Times“ auch auf die Unternehmenskultur zurück. Sie kombiniere Elemente des Buddhismus und traditioneller chinesischer Philosophie, sagte er der Zeitung vergangenen Sommer. „Ich bin Mitglied der Kommunistischen Partei..., aber für einen Chinesen ist es noch wichtiger, unsere reiche Kultur zu verstehen.“

Der Bloomberg-Autor David Fickling hat dagegen eine ganz profane Erklärung für die milliardenschweren Zukäufe der Gruppe: Zum einen sei HGA zur Diversifizierung gezwungen, weil die Einnahmen im Stammgeschäft mit Passagierflügen zurückgingen. Denn auch in China seien Billigflieger auf dem Vormarsch, was Hainan Airlines zu kräftigen Preissenkungen gezwungen habe. Zum anderen, schreibt Fickling auf Basis einer Analyse von Unternehmensunterlagen, könne die HNA-Gruppe sich zu erstaunlich günstigen Konditionen finanzieren. „HNA hat sich als mächtiges Instrument für Chinas internationale Ambitionen erwiesen...aber das Unternehmen ist nur mithilfe einiger sehr großzügiger Kreditgeber so weit gekommen.“