Ab sofort kurvt ein E-Bus durch den Landkreis Böblingen. Foto: Thomas Morawitzky

Vollelektrisch, emissionsfrei, nahezu geräuschlos: Auf den Straßen den Landkreises Böblingen ist ab sofort ein E-Bus unterwegs.

Die Fahrt ist komfortabel und nahezu geräuschlos. Der erste E-Bus im Landkreis Böblingen gleitet über die Straße, hält Kurs auf Sindelfingen und kehrt schließlich in einem Bogen zurück zum Betriebshof von Hassler-Reisen bei Darmsheim. Im Bus: die Gesellschaft, die diesen Bus soeben feierlich einweiht. Landrat Roland Bernhard ist dabei, Markus Kleemann, Oberbürgermeister Sindelfingens, Jan Neidhardt, Geschäftsführer beim Verkehrsverbund Stuttgart, Yvonne Hüneburg, Geschäftsführerin beim Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen, Björn Puls, Verkaufsbeauftragter des Unternehmens MAN Truck & Bus für die Vertriebsregion Süd, und natürlich Dominik Hassler, Inhaber von Hassler-Reisen, sowie eine Anzahl von Gästen.

 

Der erste E-Bus im Landkreis Böblingen verfügt über 42 Sitzplätze, 23 Stehplätze und über eine elektronisch ausfahrbare Rampe, die Rollstuhlfahrern den Zutritt zum Bus erleichtert, sofern der Bürgersteig der Haltestelle barrierefrei ausgebaut ist. Alle Sitzplätze verfügen über Drei-Punkt-Gurte und liegen damit über den gültigen Sicherheitsanforderungen des Landkreises, die für den Überlandverkehr Zwei-Punkt-Gurte, für den Stadtverkehr noch keine Sicherung vorsehen.

Die Batterien des E-Busses befinden sich auf dem Dach

Der erste E-Bus im Landkreis ist ein Bus der Reihe MAN Lion’s City E und wird vollelektrisch und folglich emissionsfrei betreiben. Die Batterien, die ihn mit Strom versorgen, werden auf seinem Dach gelagert, weshalb der Bus etwa 25 Zentimeter höher ist als Modelle, die durch fossile Kraftstoffe betrieben werden. Jede Batteriezelle verfügt über eine eigene Kühlung. Das Gerüst des Busses besitzt, da es Batterien und Kühlzellen tragen muss, eine größere Steifheit als das Gerüst anderer Busse.

Bis 2018 fanden sich im Sortiment deutscher Bushersteller keine Fahrzeuge, die mit Batterien betrieben wurden. Seither holten die Unternehmen beträchtlich auf. MAN lagen 2022 international auf Platz neun der Hersteller für E-Busse, brachten 2024 insgesamt 94 Batteriebusse in Deutschland auf die Straßen. Der MAN Lion’s City E, der nun im Landkreis fährt, wurde in Polen hergestellt und über München nach Sindelfingen überstellt. Ein weiteres Modell soll Ende des Monats geliefert werden. Hassler-Reisen betreibt insgesamt acht Reisebusse und fünf Linienbusse. Um seine E-Busse mit Energie zu versorgen, baute das Unternehmen am eigenen Betriebshof eine eigene Ladeinfrastruktur auf, die aus einer Schnellladesäule besteht, die über eine Fotovoltaikanlage gespeist wird. Da Busse vornehmlich tagsüber verkehren, nachts die Sonne jedoch nicht scheint, wird das Unternehmen, wie Dominik Hassler erklärt, auch Ökostrom der Stadtwerke Sindelfingen zukaufen.

Dominik Hassler erinnerte bei der Einweihung des Busses an die Tradition seines Unternehmens, Innovationen im Bereich der Mobilität zu leisten. Hassler-Reisen wurde 1921 gegründet, Dominik Hasslers Urgroßvater brachte einen der ersten Reisebusse in die Region. Erst jüngst stellte das Unternehmen seinen Fuhrpark auf den Treibstoff HVO100 um, der Bussen im Linien-, Reise- und Gelegenheitsverkehr ermöglicht, stark emissionsreduziert zu verkehren. Der neue E-Bus soll auf dem Linienbündel 6 des öffentlichen Personennahverkehrs im Bereich Ostelsheim, Maichingen, Sindelfingen fahren, und zwar ohne ein Motorgeräusch, um dort auch den Anwohnern Entlastung zu bringen.

Investition in die Zukunft ist „nicht selbstverständlich“

Übergeben wurde der E-Bus am Samstag, zugleich Tag der Mobilität im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September, unter dem Motto „Mobilität für alle“. Landrat Roland Bernhard sprach anlässlich der Inbetriebnahme des ersten E-Busses in einem Landkreis, der für seine Technikaffinität bekannt sei, von einem besonderen Ereignis. Yvonne Hüneburg sagte: „Ich ziehe den Hut, habe großen Respekt vor dem Mut des Unternehmens und bin, als Verbandsgeschäftsführerin, sehr stolz auf es.“ Hüneburg überbrachte eine eigens angefertigte Urkunde ihres Verbandes. Aber sie sagte auch: „E-Mobilität, das bedeutet nicht nur, irgendwo einen E-Bus hinzustellen und fahren zu lassen. Dazu wird Strom benötigt, Fotovoltaikanlagen. Dass ein Unternehmen derart in die Zukunft investiert, ist nicht selbstverständlich.“ Die Polka-Musikanten aus Gültstein bei Herrenberg begleiteten den Schritt in die Zukunft mit schwungvoller Musik.