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Die Telefonbetrüger agieren immer ungenierter: In Stuttgart haben die Täter zwei Opfer gleichzeitig am Haken – und spielen sie auch noch gegeneinander aus.

Stuttgart - Die Telefonbetrüger, die sich als Polizisten ausgeben und die Ersparnisse ihrer Opfer abzocken, werden immer dreister. Nun werden die Opfer sogar noch als Kuriere eingesetzt, um die Beute von anderen Opfern einzusammeln. In Stuttgart haben die Täter eine Art Staffellauf organisiert – ein für die Polizei beispielloser Vorgang.

Am Anfang steht der Schockanruf

Am Mittwochnachmittag wurden ein 68 Jahre altes Ehepaar aus Nagold im Nordschwarzwald und eine 77-Jährige aus dem Stuttgarter Süden mit dem Schockanruf hereingelegt, ihre Tochter habe einen tödlichen Unfall verursacht und nur eine hohe Kaution könne sie vor der Haft bewahren. Das Ehepaar aus Nagold wurde zum Amtsgericht Stuttgart an der Hauffstraße beim Neckartor bestellt und machte sich mit Schmuck für mehrere Zehntausend Euro auf den Weg. Auch die 77-Jährige wurde zum Amtsgericht am Neckartor bestellt. Die Opfer trafen dort gegen 18.30 Uhr zusammen.

Eine ungewöhnliche Begegnung

Der 77-Jährigen hatten die Täter aber kurz vorher erklärt, dass sie mit ihrem Schmuck zum Amtsgericht in Frankfurt am Main fahren soll, weil dieses länger geöffnet habe. Davor solle sie aber bei einem Ehepaar am Stuttgarter Amtsgericht eine Tasche aufnehmen und mit nach Frankfurt bringen. „Offenbar haben die Opfer bei der Übergabe nicht viel miteinander gesprochen“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Das Ehepaar aus Nagold habe geglaubt, dass die 77-Jährige eine Mitarbeiterin des Amtsgerichts sei.

In Frankfurt spitzt sich die Situation zu

Die 77-Jährige traf dann gegen 22 Uhr in Frankfurt ein, um alles einer unbekannten Frau zu übergeben. Sie hatte schon die Tasche der Nagolder überreicht – doch dann schöpfte sie Verdacht, als die Unbekannte keine Quittung ausstellen wollte. Es kam zum Streit, die 77-Jährige hielt ihre Wertsachen zurück. Die Täterin flüchtete, und die Stuttgarterin erstattete Anzeige.

Am Mittwoch wurde noch eine 84-Jährige aus Sillenbuch hereingelegt. Der Gesamtschaden der Fälle liegt bei über 50 000 Euro.