Der Wettbewerb um die neuste Batterietechnologie ist hart und global. Mercedes hat einen Weg gefunden, den Konkurrenzkampf anzunehmen, ohne sich verausgaben zu müssen, meint Klaus Köster.
Seit 120 Jahren werden im Mercedes-Stammwerk Untertürkheim Verbrennungsantriebe gebaut – nun wird ein Teil davon umgewidmet. Für einen dreistelligen Millionenbetrag hat der Konzern einen sogenannten E-Campus errichtet, in dem das Unternehmen seine globale E-Kompetenz bündelt. Und das, obwohl diese Antriebstechnologie bisher kein Erfolgsmodell ist.
In dieser Zwickmühle entscheidet sich Mercedes für einen pragmatischen Zwischenweg: Man bedient die Nachfrage nach Verbrennern länger als erwartet, ohne den Fokus aufs E-Auto zu verlieren. Es wäre eine gefährliche Selbsttäuschung, so zu tun, als wäre die E-Mobilität eine Erscheinung, die sich wieder verzieht. Umgekehrt ergibt es Sinn: Die Verzögerung ist ein Geschenk für deutsche Hersteller, die ihren Rückstand verringern und dabei länger als erwartet auf die noch immer satten Gewinne aus dem Verbrennergeschäft zugreifen können.
Jetzt fehlt nur noch der Durchbruch
Auch das Konzept des Campus ist intelligent: Man steigt nicht in die teure Massenproduktion ein, sondern entwickelt neue Batterietechnologien bis zur Serienreife, um dann auf die Kapazitäten von Auftragsfertigern zuzugreifen. Für eine strategische Investition wie den E-Campus sind Kosten von deutlich unter einer Milliarde Euro günstig. Nun fehlt nur noch der Durchbruch bei neuartigen Technologien, an dem auch andere arbeiten, denen Mercedes dieses wichtige Feld aber zu Recht nicht überlassen will.