Seine Ernennung am Mittwoch gilt als sicher: Richard Lutz soll neuer Bahn-Chef werden. Foto: dpa

Der Manager Richard Lutz soll am Mittwoch vom Aufsichtsrat zum Vorstandschef der Deutschen Bahn ernannt werden – und gleichzeitig Finanzchef bleiben. Die Doppelbelastung könnte zu viel werden für Lutz, befürchten Kritiker der Pläne.

Berlin - In der Bundesregierung gibt es weiterhin Spannungen wegen der Neubesetzung des Vorstands der Deutschen Bahn AG. Auch im 20-köpfigen Aufsichtsrat des größten Staatskonzerns stößt die politische Vorgabe auf Skepsis, dass Finanzchef Richard Lutz in Doppelfunktion die Nachfolge von Ex-Konzernchef Rüdiger Grube antreten soll. Grube war Ende Januar im Streit um die Dauer seiner Vertragsverlängerung zurückgetreten.

 

Kanzlerin machte sich bis zuletzt für Ronald Pofalla stark

Seither versuchen die Kanzlerin, die Union, die SPD und die Arbeitnehmervertreter, sich auf einen neuen Chef für die 300 000 Beschäftigten zu einigen. Regierungschefin Angela Merkel setzte sich nach Informationen unserer Redaktion bis zuletzt massiv für ihren Ex-Kanzleramtsleiter Ronald Pofalla ein. Die Berufung des langjährigen CDU-Politikers, der seit Jahresbeginn die DB-Infrastruktursparte leitet, stieß aber in der SPD und bei den Arbeitnehmervertretern auf Ablehnung. Dort geht nun die Sorge um, dass Pofalla nur in Warteposition gegangen ist und nach der Bundestagswahl doch noch an die DB-Spitze rücken könnte, falls Merkel im Amt bleibt. Auf eine solche stille Abmachung deute hin, dass Lutz seinen Posten als Finanzchef unbedingt behalten wolle. Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat die Doppelfunktion absegnen. Merkel und die Koalition wollen ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl weiteres Aufsehen bei der kriselnden Bahn unbedingt vermeiden. Am Samstag lud Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) daher die DB-Aufsichtsräte der Regierungsseite zur Abstimmung ins Verkehrsministerium, später wurden per Telefon auch Betriebsräte und Gewerkschafter im Aufsichtsrat erstmals offiziell informiert. Von Regierungsseite hieß es danach informell, Dobrindts Vorschläge zur Berufung von Lutz seien einstimmig gebilligt worden und der Finanzexperte werde einen Fünfjahresvertrag als neuer DB-Chef erhalten.

Externe Expertise erwünscht

Nach Informationen unserer Redaktion verlief das Treffen keineswegs so einmütig wie behauptet. Sowohl die beabsichtigte Doppelfunktion von Lutz als Vorstands- und Finanzchef als auch die langfristige Berufung stoßen intern auf massive Kritik. Dobrindt gelang es demnach nicht, Bedenken zu zerstreuen, dass die Doppelfunktion Lutz völlig überfordern werde. Zudem sei mit Blick auf die Regeln korrekter Unternehmensführung problematisch, wenn ein Vorstandschef in Personalunion auch noch die Finanzen kontrolliere, hieß es. Im DB-Aufsichtsrat sitzen für die Regierungsseite neben drei Staatssekretären gestandene Manager wie Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, der schon die geplante dreijährige Vertragsverlängerung für Grube moniert und so den letzten Eklat mit ausgelöst haben soll. Ex-Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Krumnow, Ex-Tui-Chef Michael Frenzel und die Hannoveraner Unternehmensberaterin Susanne Knorre gelten ebenfalls nicht als Abnicker jedes Regierungsvorschlags. Auch bei den Arbeitnehmern ist Lutz nicht die Wunschlösung, schon gar nicht in Doppelfunktion. Dort hoffte man auf mehr Kompetenz im Konzernvorstand durch gestandene externe Manager wie Andreas Meyer (Chef der Schweizer Bundesbahnen), Sigrid Nikutta (Chefin der Berliner BVG), Siegfried Russwurm (Siemens) oder Klaus Kremper (Ex-Chef der DB Cargo), die als fähige Kandidaten für die DB-Spitze gehandelt wurden.

Ob sich Nikutta oder Russwurm mit Jobs in der zweiten Reihe hinter Lutz und Pofalla zufrieden geben, gilt als fraglich. Die Regierung wollte dazu den Konzernvorstand erweitern und Ressorts für den Güterverkehr und die Digitalisierung schaffen, was im Aufsichtsrat teils auf Ablehnung stößt. Generell entscheide laut Aktiengesetz über solche Fragen das Aufsichtsgremium und nicht ein Minister oder die Kanzlerin, heißt es.

Kanzlerin machte sich bis zuletzt für Ronald Pofalla stark

Seither versuchen die Kanzlerin, die Union, die SPD und die Arbeitnehmervertreter, sich auf einen neuen Chef für die 300 000 Beschäftigten zu einigen. Regierungschefin Angela Merkel setzte sich nach Informationen unserer Redaktion bis zuletzt massiv für ihren Ex-Kanzleramtsleiter Ronald Pofalla ein. Die Berufung des langjährigen CDU-Politikers, der seit Jahresbeginn die DB-Infrastruktursparte leitet, stieß aber in der SPD und bei den Arbeitnehmervertretern auf Ablehnung. Dort geht nun die Sorge um, dass Pofalla nur in Warteposition gegangen ist und nach der Bundestagswahl doch noch an die DB-Spitze rücken könnte, falls Merkel im Amt bleibt. Auf eine solche stille Abmachung deute hin, dass Lutz seinen Posten als Finanzchef unbedingt behalten wolle. Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat die Doppelfunktion absegnen. Merkel und die Koalition wollen ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl weiteres Aufsehen bei der kriselnden Bahn unbedingt vermeiden. Am Samstag lud Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) daher die DB-Aufsichtsräte der Regierungsseite zur Abstimmung ins Verkehrsministerium, später wurden per Telefon auch Betriebsräte und Gewerkschafter im Aufsichtsrat erstmals offiziell informiert. Von Regierungsseite hieß es danach informell, Dobrindts Vorschläge zur Berufung von Lutz seien einstimmig gebilligt worden und der Finanzexperte werde einen Fünfjahresvertrag als neuer DB-Chef erhalten.

Externe Expertise erwünscht

Nach Informationen unserer Redaktion verlief das Treffen keineswegs so einmütig wie behauptet. Sowohl die beabsichtigte Doppelfunktion von Lutz als Vorstands- und Finanzchef als auch die langfristige Berufung stoßen intern auf massive Kritik. Dobrindt gelang es demnach nicht, Bedenken zu zerstreuen, dass die Doppelfunktion Lutz völlig überfordern werde. Zudem sei mit Blick auf die Regeln korrekter Unternehmensführung problematisch, wenn ein Vorstandschef in Personalunion auch noch die Finanzen kontrolliere, hieß es. Im DB-Aufsichtsrat sitzen für die Regierungsseite neben drei Staatssekretären gestandene Manager wie Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, der schon die geplante dreijährige Vertragsverlängerung für Grube moniert und so den letzten Eklat mit ausgelöst haben soll. Ex-Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Krumnow, Ex-Tui-Chef Michael Frenzel und die Hannoveraner Unternehmensberaterin Susanne Knorre gelten ebenfalls nicht als Abnicker jedes Regierungsvorschlags. Auch bei den Arbeitnehmern ist Lutz nicht die Wunschlösung, schon gar nicht in Doppelfunktion. Dort hoffte man auf mehr Kompetenz im Konzernvorstand durch gestandene externe Manager wie Andreas Meyer (Chef der Schweizer Bundesbahnen), Sigrid Nikutta (Chefin der Berliner BVG), Siegfried Russwurm (Siemens) oder Klaus Kremper (Ex-Chef der DB Cargo), die als fähige Kandidaten für die DB-Spitze gehandelt wurden.

Ob sich Nikutta oder Russwurm mit Jobs in der zweiten Reihe hinter Lutz und Pofalla zufrieden geben, gilt als fraglich. Die Regierung wollte dazu den Konzernvorstand erweitern und Ressorts für den Güterverkehr und die Digitalisierung schaffen, was im Aufsichtsrat teils auf Ablehnung stößt. Generell entscheide laut Aktiengesetz über solche Fragen das Aufsichtsgremium und nicht ein Minister oder die Kanzlerin, heißt es.