Die Filstalbrücke bei Mühlhausen ist notwendig,ganz gleich, wie die Autobahn irgendwann einmal auf die Alb hinaufführt. Foto: RP Stuttgart/Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang

Während die Göppinger Kreispolitik die Streckenführung für den neuen Albaufstieg der A 8 „vorbehaltlos und ergebnisoffen“ geprüft haben möchte, hat das Verkehrsministerium Bedenken.

Kreis Göppingen - Der Stein, den die Drackis, die Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang, ins Wasser geworfen haben, schlägt nach wie vor Wellen: Sie favorisieren die K-Trasse, die sogenannte Kompromissvariante, für den künftigen Albaufstieg der A 8. An Fahrt aufgenommen hat die Diskussion durch die Zusage des Bundes, das gut 600 Millionen Euro teure Projekt komplett zu finanzieren. Jetzt könnte es schnell gehen – wenn denn das Planfeststellungsverfahren ohne große Verzögerungen verläuft und im Anschluss nicht dagegen geklagt wird.

Die K-Trasse, die anders als die geplante E-Trasse mit nur einer Brücke und einem Tunnel auskommen würde, hat auch für die Göppinger Kreispolitik einen gewissen Charme, wie sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verkehr gezeigt hat. Dem Argument, im Falle eines Umdenkens auf eine zweite Brücke und einen zweiten Tunnel verzichten zu können und obendrein womöglich noch Geld zu sparen, wollten sich zumindest einige Kreisräte nicht verschließen. Andererseits gab es aber die berechtigte Befürchtung, dass sich bei einer Änderung im großen Stil der Bau des allseits erwünschten neuen Albaufstiegs verzögern könnte.

Der sechsspurige Ausbau auf ganzer Länge wird einhellig begrüßt

Dennoch empfahlen die Ausschussmitglieder dem Kreistag einstimmig, in seiner Stellungnahme zur Planfeststellung den Passus, „die alternative und modifizierte K-Trasse vorbehaltlos und ergebnisoffen zu prüfen“, aufzunehmen. Der ursprüngliche Vorschlag aus dem Landratsamt hatte dies so nicht vorgesehen. Jörg-Michael Wienecke, der Kreisverkehrsplaner, nannte den Grund dafür: „Um möglichst schnell zu einer baureifen Planung zu kommen, sollten wir auf eine erneute Trassendiskussion verzichten.“ Auch Landrat Edgar Wolff äußerte die Befürchtung, dass es deshalb zu Verzögerungen des Projekts kommen könnte.

Einig war man sich indes, dass der vorgesehene, sechsspurige Ausbau mit Standspur auf der ganzen Länge die einzige zielführende Lösung ist, um den letzten noch verbliebenen Flaschenhals auf der A 8 zwischen Stuttgart und München zu beseitigen. Was die Autobahnanschlussstelle in Hohenstadt angeht, bis jetzt ist nur ein Halbanschluss aus und in Richtung München geplant, präferiert der Kreis einen Vollanschluss, sofern die umliegenden Kommunen dies ebenfalls wünschten.

Planfeststellungsbehörde wird auch die neue K-Trasse prüfen

All diese Punkte werden im Zuge des Planfeststellungsverfahrens, zu dem rund 3000 Einwendungen – meist in Unterschriftslisten – gemacht worden sind, noch geprüft und erörtert. Einen Termin für diese öffentliche Veranstaltung gibt es zwar noch nicht. Sie soll aber, wie Andreas Hollatz, der Abteilungsleiter Straßenbau im Landesverkehrsministerium, gegenüber unserer Zeitung erklärt, im Frühjahr 2019 stattfinden: „Dabei werden wir gegenüber der Planfeststellungsbehörde auf alles detailliert eingehen – selbstverständlich auch auf die neue K-Trasse.“

Einige Dinge, die in der jüngeren Diskussion aufgekommen seien, wolle er aber aus Sicht der Straßenbauverwaltung schon jetzt zurechtrücken, ergänzt der Ministerialdirigent. So gebe es der Verkehrssicherheit wegen bundesweit einheitliche Vorgaben, etwa was den Mindestradius von Kurven auf Autobahnen oder auch die maximale Steigung angehe, die bei der K-Trasse stellenweise nicht erfüllt seien. „Andere Punkte wie etwa die bei der K-Trasse um bis zu 60 Meter höhere Filstalbrücke sind dagegen eher eine Frage der Bewertung des Landschaftsbilds und der möglicherweise größeren Lärmbelastung“, sagt Hollatz.

Hollatz: Berechnungen für die E-Trasse sind belastbar und vom Bund genehmigt

Auch was die angeblich niedrigeren Kosten für die K-Trasse angeht, sieht er Prüfungsbedarf: „Unsere Berechnungen für die E-Trasse sind sehr belastbar und vom Bund genehmigt.“ Nur ein Beispiel führt der Experte auf: Ein Tunnelkilometer sei bei der E-Trasse, wie allgemein üblich, mit 138 Millionen Euro kalkuliert, bei der K-Trasse mit 110 Millionen Euro.

Eines der stärksten Argumente ist für Hollatz indes, dass die E-Trasse 3,8 Kilometer kürzer ist, was für den Klimaschutz vorteilhaft sei. Dabei weiß er sehr wohl, dass die von der Straßenbauverwaltung favorisierte Lösung, was den Umweltaspekt angeht, schlechter abgeschnitten hat als andere Varianten. Die Bewertung beziehe sich aber nur auf den Bau und die entstehenden Eingriffe, betont er. Unter Verkehr würde sich das ins Gegenteil verkehren. „Bei 90 000 Fahrzeugen pro Tag ist das ein Unterschied von überschlägig 22 000 Tonnen CO2 pro Jahr.“