Walter Kelsch 2008 als Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers Foto: baumann

Der frühere Fußball-Nationalspieler Walter Kelsch soll am größten Online-Drogenhandel Deutschlands beteiligt gewesen sein. Dafür muss er sich vor Gericht verantworten. In Stuttgart wird ihm jetzt zusätzlich der Prozess wegen Betruges gemacht.

Stuttgart - Es hat lange gedauert. Mehrere Jahre hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen Betruges gegen Walter Kelsch ermittelt. So lange, dass mancher der mutmaßlich Geschädigten schon nicht mehr daran geglaubt hat, dass sich doch noch etwas tut. „Die Ermittlungen waren sehr aufwendig“, sagt Sprecher Jan Holzner. Doch jetzt sind sie offenbar beendet. Denn die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben. Der Ex-Nationalspieler des VfB Stuttgart soll sich in acht Fällen des Betruges in besonders schwerem Fall schuldig gemacht haben.

Vorgeworfen werden dem 61-Jährigen illegale Machenschaften mit zwei unterschiedlichen Methoden. Zum einen soll er als Bauträger für zwei Projekte, eines in der Stuttgarter Firnhaberstraße, das andere in Weil der Stadt, Vorverträge mit Käufern abgeschlossen und Anzahlungen bekommen haben. Eine Gegenleistung, so die Anklage, habe Kelsch aber nie erbracht. Bei diesem Komplex geht es um 150 000 Euro.

Zum anderen soll sich Kelsch bei diversen Bekannten und Geschäftspartnern hohe Summen für Immobilienprojekte geliehen haben. Darüber schlossen die Beteiligten Darlehensverträge ab. Kelsch versprach offenbar, das Geld mit fünf bis zehn Prozent zu verzinsen. „Tatsächlich aber hatte er unseren Erkenntnissen nach nie vor, wirklich zu investieren. Ihm war auch klar, dass er nicht zurückzahlen kann, denn er hat das Geld für seine aufwendige private Lebensführung verbraucht“, so Jan Holzner. Dabei soll es laut Anklage insgesamt um weitere 600 000 Euro gehen.

Mutmaßliche Opfer sprechen von Millionenschaden

Die mutmaßlichen Opfer sprechen allerdings von einem Schaden in Millionenhöhe. „Kelsch hat meine Lebensgrundlage zerstört, hat mich hingehalten und sich irgendwann gar nicht mehr gemeldet“, sagt ein ehemaliger guter Bekannter. Bei ihm geht es um 200 000 Euro. Ein anderer Betroffener – angeblich um 150 000 Euro geprellt – klagt gegenüber unserer Zeitung, Kelsch habe mit seinem „eloquenten Auftreten, spannenden Geschichten vom Fußball und seinen langjährigen Erfahrungen mit einer Versicherungsagentur“ die Leute eingewickelt und dazu gebracht, ihm Gelder zur Anlage zu überlassen.

Kelsch hatte in einem Gespräch mit unserer Zeitung solche Vorwürfe bereits im Jahr 2013 bestritten. Nach der Anklageerhebung teilt sein Rechtsanwalt nun mit, man prüfe die Anklage noch, werde sich aber dagegen zur Wehr setzen.

Weiterhin Ärger droht dem Ex-Fußballer aber auch an anderer Stelle. Voraussichtlich im November wird ihm vor dem Landgericht in Landau/Pfalz der Prozess wegen Beihilfe zum Drogenhandel gemacht. Kelsch soll zu einer Gruppe gehört haben, die unter dem Namen „Chemical Love“ ein Jahr lang den bisher größten Internet-Drogenhandel Deutschlands betrieben hat. Mehrere Hundert Kilo Drogen aller Art sollen auf diesem Weg verkauft worden sein – verschickt mit der Post. Die Polizei hatte den Händlerring im vergangenen Jahr ausgehoben.

Lange Haftstrafe für Kelschs Sohn

Kelsch wird vorgeworfen, den Hauptangeklagten mehrmals zur Drogenbeschaffung in die Niederlande gefahren zu haben. Besonders pikant ist das, weil es sich bei dem 30-Jährigen um Kelschs Sohn handelt. Der Prozess gegen ihn und zwei weitere mutmaßliche Mittäter ist abgetrennt und vor wenigen Tagen bereits beendet worden. Die Strafen fallen drastisch aus. Kelschs Sohn muss unter Einbeziehung einer weiteren Haftstrafe für 14 Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Die Behörden ziehen zudem einen Betrag von zehn Millionen Euro ein, der dem Gewinn aus dem Rauschgifthandel entsprechen soll, zudem einen Maserati und diverse Computer. Die beiden Mitangeklagten müssen je für sieben Jahre und drei Monate hinter Gitter. Alle drei müssen zudem eine Entziehungskur machen.

Walter Kelsch wird sich in dieser Sache gemeinsam mit einem weiteren Angeklagten am Jahresende verantworten müssen. Der Prozess zieht sich deshalb so in die Länge, weil beide nicht mehr in Untersuchungshaft sitzen und andere Verfahren deshalb vorgezogen werden. Kelsch hatt nach dem Auffliegen des Drogenhändlerrings sechs Wochen in U-Haft verbracht, war dann aber entlassen worden, weil die Ermittler davon ausgehen, dass sein Tatbeitrag nicht so groß war wie der mehrerer anderer. Wann es zum Prozess wegen der Betrugsvorwürfe in Stuttgart kommt, ist derzeit noch offen.