Die Strecke müsste neu gebaut werden, nur noch wenige Relikte erinnern an die Blütezeit der Bahn durchs Bottwartal. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die neue Machbarkeitsstudie zu einer Zugstrecke von Marbach nach Heilbronn legt nahe, dass die Verbindung wirtschaftlich betrieben werden könnte. Es sind noch Fragen offen.

Es dürfte noch ein weiter, steiniger Weg sein, bis irgendwann auf direkter Strecke zwischen Marbach und Heilbronn wieder Züge verkehren. Aber immerhin sind die Aussichten für eine Reaktivierung der Bottwartalbahn wohl so rosig wie nie und vor allem sehr viel besser als vor drei Jahren. 2020 war eine Machbarkeitsstudie auf Eis gelegt worden, nachdem das Zwischenergebnis einen Kosten-Nutzen-Faktor von weit unter eins ergeben hatte und somit die Zuschusstöpfe verschlossen geblieben wären. Zudem wollte man abwarten, bis der Bund die angekündigten, schienenfreundlicheren Bewertungsmaßstäbe für solche Verfahren präsentiert. Das ist mittlerweile geschehen. Die Untersuchung wurde also auf Basis der neuen Kriterien fortgeführt und beendet. Mit einem Resultat, das Bahnfreunden Mut machen dürfte.

Magische Grenze dürfte überschritten sein

Die Prognose für die entscheidende Standardisierte Bewertung, die noch erstellt werden müsste, habe sich „deutlich verbessert“, berichtet Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Und zwar so deutlich, dass die Förderfähigkeit in Aussicht gestellt werde. Heißt: der Kosten-Nutzen-Faktor dürfte am Ende doch über die magische Grenze von eins rutschen. Der nächste Schritt wird so aussehen, dass die kommunalen politischen Gremien „über die aktualisierten Ergebnisse zunächst nicht öffentlich informiert“ würden. „Im Nachgang soll dann die Öffentlichkeit informiert werden. Anschließend soll gegebenenfalls die eigentliche Standardisierte Bewertung folgen“, berichtet Fritz.

Potenzial wurde untersucht

Besagte Standardisierte Bewertung der Bottwartalbahn wäre die zweite Untersuchungsphase nach der Machbarkeitsstudie. In ihr müsste der konkrete Nachweis erbracht werden, dass das Projekt wirtschaftlich ist, was Voraussetzung für eine Förderung durch Bund und Land wäre. „Die Machbarkeitsstudie hilft lediglich bei der Entscheidung darüber, ob die weitere Verfolgung eines solchen Vorhabens sinnvoll ist oder nicht“, erläutert Fritz. In diesem ersten Untersuchungsstadium seien beispielsweise die Verkehrsverhältnisse entlang der Strecke oder das Verlagerungspotenzial vom Auto auf die Schiene beleuchtet worden. Verlässliche Kostenschätzungen seien jetzt jedoch noch nicht möglich.

Frage der Finanzierbarkeit

„Dass das aber für alle Beteiligten ein finanzieller Kraftakt würde, ist klar“, sagt der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter. Selbst wenn also die Ampel in Sachen Wirtschaftlichkeit für die Bottwartalbahn auf Grün gestellt würde, werde sich die Frage stellen, „ob wir uns das auch leisten können“. „Ja, die Finanzierung wird ein Thema sein“, räumt sein Großbottwarer Amtskollege Ralf Zimmermann ein. Aber andere Kommunen hätten sich für ähnliche Projekte in der Vergangenheit auch zusammengerauft. „Warum sollte uns das nicht auch gelingen?“, fragt Zimmermann rhetorisch. Zumal extrem hohe Zuschüsse winkten. „Es gibt auch keine Alternative zur Bahn“, wolle man nicht im Verkehr versinken und den CO2-Ausstoß reduzieren. Insofern sollte man jetzt, da sich die Chance biete, zugreifen.

Für Zimmermann ist es auch keine Frage, nun die Standardisierte Bewertung anzuschließen, wenn die Prognosen dem Projekt tatsächlich eine Wirtschaftlichkeit bescheinigten. Sonst hätte man sich die Machbarkeitsstudie sparen können. Außerdem sei es Beschlusslage, bei einer positiven Perspektive für die Bottwartalbahn eine Standardisierte Bewertung zu beauftragen. Zimmermann verhehlt zugleich nicht, dass vor einer Umsetzung noch dicke Bretter zu bohren wären, man sich unter anderem auf den exakten Verlauf verständigen und Grundstücksfragen klären müsste. „Zehn Jahre wird es also bestimmt dauern, bis die ersten Züge fahren“, prophezeit er.

Fachmann hofft auf Gleichbehandlung

Hans-Joachim Knupfer von der Bürgeraktion Bottwartalbahn gibt ferner zu bedenken, dass im Landkreis Ludwigsburg mit der Stadtbahn von Ludwigsburg nach Markgröningen ein anderes Projekt Manpower bindet. Ähnlich sei es im Kreis Heilbronn, wo parallel ebenfalls weitere Schienenprojekte forciert werden. „Das ist also schon sportlich. Trotzdem hoffe ich, dass mit demselben Ehrgeiz die Planungen für die Bottwartalbahn vorangetrieben werden und wir nicht vergessen werden“, sagt Knupfer. Die Umstände für eine Wiederaufnahme der Verbindung von Heilbronn nach Marbach seien so gut wie nie. „Das Land steht nun hinter solchen Vorhaben. Anrainer, Kommunen und die Allgemeinheit erkennen heute eher die Notwendigkeit an“, erklärt der Experte und Befürworter eines Neubaus. Und dazu geselle sich nun, so es wirklich so sei, die vielversprechende Wirtschaftlichkeitsprognose. „Das klingt insgesamt gut“, resümiert er.

Bahn tangiert das Neubaugebiet

Ob die Wiederbelebung der Trasse wirklich ein Glücksfall wäre, mag der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann nicht bewerten. „Ich freue mich aber, wenn endlich ein Ergebnis vorliegt“, sagt er. Auf der Basis könne man die Planungen zum Neubaugebiet in den Bottwarwiesen vorantreiben, an dem die Strecke vorbeiführen würde. „Das hat schließlich Auswirkungen auf das Gelände“, betont Kleemann.

Abstimmungsbedarf im Nachbarlandkreis

Vorstöße
Die Bottwartalbahn ist im vergangenen Jahrhundert schon einmal zwischen Heilbronn und Marbach verkehrt, wurde dann aber auf Raten stillgelegt. Seitdem gab es mehrere Vorstöße zur Wiederbelebung, die aber stets scheiterten, nicht zuletzt wegen Bedenken bezüglich der Wirtschaftlichkeit. Die scheint nun in Aussicht zu stehen.

Spannung
Sollte es tatsächlich zu einem Neubau kommen, würde sich der Streckenverlauf zwischen Marbach und Beilstein an der früheren Trasse orientieren, ergo über Murr, Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld führen. Spannend wird es im Landkreis Heilbronn, wo mehrere Optionen im Gespräch waren. „Die Festlegung der Vorzugsvariante für den Abschnitt Beilstein–Heilbronn folgt in einem nächsten Schritt in enger Abstimmung mit den Anliegerkommunen“, teilt das Landratsamt Ludwigsburg mit.