Zum Südzipfel des Heimsheimer Gewerbegebiets Egelsee führt jetzt die neue Waldenserstraße.
Ganze 130 Meter ist sie lang, die neue Straße im Heimsheimer Gewerbegebiet Egelsee südlich der Autobahn. Gewidmet ist sie den Waldensern, die einst als Glaubensflüchtlinge auch auf Heimsheimer Gemarkung eine neue Heimat fanden. Damit ergänzt die neue Waldenserstraße die Straßennamen in diesem Gebiet, die nach historischen Volksstämmen benannt sind, den Franken und Alemannen sowie den Römern. „Wir hatten erst an eine Normannenstraße gedacht“, sagte der Bürgermeister Jürgen Troll bei der offiziellen Eröffnung der neuen Zufahrt in den südlichen Zipfel des Gewerbegebiets. Aber das sei dann doch zu weit weg von der historischen Realität gewesen. Abseits der Überlegungen zum Straßennamen gibt es aber auch eine finanzielle Realität: Rund 900 000 Euro kostet die Stadt dieses Sträßlein.
Bebauungsplan wurde geändert
Etwa 50 Betriebe sind im Gewerbegebiet Egelsee laut Stadtverwaltung derzeit ansässig. Die Bandbreite der Tätigkeitsfelder ist groß und reicht von Metall- und Kunststoffbau bis zu Softwareentwicklern und Dienstleistern, vom Fast-Food-Restaurant bis zum Beherbergungsbetrieb. Auch die Firma Sparks mit Hauptsitz in Ingolstadt, die ihre Tätigkeitsschwerpunkte als Entwickler und Dienstleister im Automobilbereich hat, gehört dazu. Sie hat seither Räume in einem der drei Heimsheimer „Small Business Towers“ direkt an der Autobahn. Weil sie gern in Heimsheim bleiben will, aber mehr Platz benötigt, habe man nach Lösungen gesucht, sagte der Bürgermeister Jürgen Troll bei der Eröffnung der Straße. Diese fand man in der äußersten Südspitze des Gewerbegebiets. Um diese Fläche bedarfsgerecht bebauen zu können, änderte die Stadt den Bebauungsplan, denn die seither festgesetzte maximale Gebäudehöhe von 12 Metern reichte für die geplante Neubebauung nicht aus. Und der Gemeinderat bewilligte Geld für die Erschließung, erklärte Jürgen Troll. Die Gesamtinvestition für Bauleitplanung, Straßenneubau und Grunderwerb bezifferte der Bürgermeister auf rund 1,5 Millionen Euro.
Inzwischen steht am unteren Ende der Waldenserstraße das neue Gebäude „Workspace“ der Firma Sparks. Was Besucher, Kunden und Beschäftigte nicht ahnen können, wenn sie auf den großen Parkplatz fahren, ist die Tatsache, dass unten ihnen ein historischer Schatz liegt. Bevor die Flächen im jetzigen Zustand fertiggestellt werden konnten, stießen die Bauarbeiter auf Überreste der alten Römerstraße, die hier in der Region von Cannstatt bis Pforzheim verläuft. Das Denkmalamt dokumentierte und sicherte die historischen Relikte, bevor sie wieder mit Erdreich bedeckt wurden. Nun parken also Autofahrer ihre Fahrzeuge auf einer knapp 2000 Jahre alten Straße, wenn diese auch tief unter der Oberfläche verläuft.
Autos parken auf einer knapp 2000 Jahre alten Straße
Was bisher im Gewerbegebiet Egelsee fehle, seien E-Ladestationen, „ein Unding“, sagt der Leiter des Heimsheimer Bauamtes, Andor Varszegi. Das soll sich jetzt ändern. Entlang der neuen Waldenserstraße hat die Baufirma schon freie Flächen dafür vorbereitet. Auf diesen wollen die EnBW und Tesla Ladestationen für Elektrofahrzeuge installieren. Auf einer Seite sollen Flächen eingerichtet werden, auf denen auch große Fahrzeuge, etwa solche mit Anhänger oder Wohnmobile zum Laden Platz finden. Die neue Straße endet in einer großen Wendeplatte, die auch für Lastwagen gut befahrbar sein soll.
Für die Small Business Towers, in denen es auch im Zuge der Coronapandemie zu Umstrukturierungen kam, hat der Heimsheimer Gemeinderat inzwischen auf Antrag des Eigentümers die Einrichtung von Boardingrooms als untergeordnete gewerbliche Nutzung bewilligt. Diese sollen für projektbezogene Fachkräfte von Firmen zur Unterbringung dienen.
Stadt stellt sich gewerblich für die Zukunft auf
Weil das Gewerbegebiet Egelsee I inzwischen nahezu belegt ist, stellt sich die Stadt mit Egelsee II schon für die Zukunft und eine weitere Entwicklung im gewerblichen Bereich auf. Dieses neue Gebiet soll auf der gegenüberliegenden Seite der Landesstraße 1134, unterhalb der Justizvollzugsanstalt, Platz finden und wird damit ebenfalls einen direkten Autobahnanschluss haben.