Das Ostendareal beim Leo-Vetter-Bad soll bis spätestens 2030 mit rund 130 günstigen Mietwohnungen bebaut werden. Foto: © 2019 Stadtmessungsamt Stuttgart/Bearbeitung: Lange

Dass neue Wohnungen auf dem Ostendareal unter der Regie der Bauherrin SSB erst in acht Jahren bezugsreif sein könnten, verärgert die Stadträte. Auch der Rathausspitze wird mangelndes Engagement bei der Bekämpfung der Wohnungsnot bescheinigt.

Stuttgart - Auf dem Ostendareal rund um das ehemalige SSB-Depot sollen Wohnungen entstehen. Bauherrin ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG, eine hundertprozentige Tochter der Stadt. Weil die Planungen aber nur schleppend vorangehen und die Fertigstellung womöglich bis 2030 dauern könnte, regt sich im Gemeinderat massiver Unmut gegen das Nahverkehrsunternehmen – und gegen die Rathausspitze.

Bis zu 130 Wohneinheiten mit einer Bruttogeschossfläche von knapp 10 000 Quadratmetern könnten auf dem Areal entstehen, so sehen es die Pläne der SSB vor. Das Grundstück ist derzeit als Kerngebiet und damit als überwiegend durch Handel und Wirtschaft genutzte Fläche einstuft. Aus diesem Grund wären bislang nur 20 Wohnungen im obersten Geschoss auf dem Gelände möglich.

Projekt war wegen hoher Mietpreise in die Schlagzeilen geraten

Öffentliches Aufsehen erregthatte das Projekt zunächst, weil die SSB dort auch teure Mietwohnungen bauen wollten. Nach heftiger Kritikruderte das Unternehmen aber zurück – nun soll überwiegendgünstiger Wohnraumfür Busfahrer und Wartungspersonal der SSB geschaffen werden.

Der vom Amt für Stadtplanung und Wohnen am Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss präsentierte Zeitplan mit einem achtjährigen Realisierungszeitraum stieß allerdings auf heftige Kritik – ebenso die Abwesenheit von SSB-Vertretern in der virtuell angesetzten Sitzung. Sowohl die Fraktionschefs von CDU und SPD, Alexander Kotz und Martin Körner, als auch Luigi Pantisano (Linksbündnis) bemängelten das offenbar mangelnde Interesse der Bauherrin an den Vorstellungen der Kommunalpolitiker und drangen auf eine rasche Ausschreibung des Realisierungswettbewerbs.

SPD spricht von „Trauerspiel“, Linksbündnis sieht OB Nopper in der Pflicht

Während die CDU den Wohnungsbau durch Befreiungen von den Auflagen des geltenden Bebauungsplans (allein die von der Verwaltung präferierte Neufestsetzung des Areals als urbanes Gebiet würde drei Jahre dauern) mehr Tempo in das Projekt bringen will, echauffierte sich die SPD über mangelndes Engagement der Rathausspitze. „Es ist unfassbar, dass das so lange dauert“, so Martin Körner, „das ist ein Trauerspiel.“ Luigi Pantisano forderte OB Frank Nopper (CDU) als SSB-Aufsichtsratschef auf, der Geschäftsführung Dampf zu machen, damit der Wettbewerb rasch gestartet werden könne.

Die Grünen sprachen sich ebenfalls für eine Beschleunigung des Verfahrens und für eine 50-Prozent-Quote geförderter Wohnungen nach dem Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) aus. Auch Wohnen im Erdgeschoss müsse ermöglicht werden, sagte die Fraktionssprecherin Petra Rühle.

Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) betonte, der SSB-Aufsichtsrat, in dem auch viele der Kritiker aus dem Ausschuss sitzen, müsse zunächst die Ausschreibung für den Wettbewerb beschließen. Gelegenheit dazu bietet die nächste Aufsichtsratssitzung am 22. März.