Der Gemeinderat von Altbach fordert schon seit längerem Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt. Bislang lehnte das die Verkehrsbehörde ab und verwies auf zu geringe Werte bei der Lärmbelastung. Das könnte sich nach neuen Berechnungen ändern.
Das Thema Lärmbelastung lässt Altbach nicht los. Zu Beginn des neuen Jahres steht dabei aber ausnahmsweise nicht die neue Flugroute im Mittelpunkt. Stattdessen kommt Bewegung in die Diskussion um den Autoverkehr. So rechnet sich der Gemeinderat gute Chancen aus, bald eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde auf der Ortsdurchfahrt beschließen zu können.
Grund zur Hoffnung ist der Lärmaktionsplan des Gemeindeverwaltungsverbunds (GVV) Plochingen. Zuletzt gab es eine Neuberechnung der Verkehrsmengen im Gemeindegebiet Altbach. Auf dieser Basis lässt sich feststellen, welche Gebäude wie stark durch den Autolärm auf der Ortsdurchfahrt betroffen sind. Die Ergebnisse davon hat Gutrun Bentele vom Ingenieurbüro Kurz und Fischer, mit dem dem GVV zusammenarbeitet, nun vorgestellt.
Lärmbelastung in Altbach überschreitet Grenzwert
Angegeben ist die Lärmbelastung in der Einheit dB(A), die die Empfindlichkeit des menschlichen Ohres berücksichtigt. Im Osten und teilweise im Westen Altbachs liegen die Werte über der Marke von 67 dB(A) am Tag und 57 dB(A) in der Nacht. Wenn diese Richtwerte des Landesverkehrsministeriums überschritten werden, sind Maßnahmen zur Lärmreduzierung Pflicht. Der GVV schlägt deshalb in Altbach Tempo 30 auf der Esslinger Straße zwischen der Einmündung der Badstraße und dem Kreisverkehr am Bahnhof vor. „Das hat eine Wirksamkeit von etwa drei Dezibel“, sagt Expertin Bentele.
Anordnen kann die Maßnahme allerdings nur die Verkehrsbehörde des Landratsamtes. Um die Begrenzung abzulehnen, müsste sie eindeutige Nachteile nachweisen, die dadurch entstünden. Bentele stellt jedoch klar: „Durch Tempo 30 sind keine negativen Auswirkungen auf das Verkehrssystem zu erwarten.“ Die Zeit, die Busse für die Ortsdurchfahrt benötigen, verlängere sich zwar um 20 Sekunden. „Das ist aber nicht ausschlaggebend.“ Bentele geht deshalb davon aus, dass die Anordnung erfolgt.
Das läge ganz im Sinne der Altbacher Gemeinderatsmitglieder. So sagte Mathias Lipp von der Fraktion der Unabhängigen Wählervereinigung nach Benteles Vortrag: „Wir sind es der Bevölkerung schuldig, die Lärmbelastung zu reduzieren. Wenn wir es schon beim Flugverkehr nicht richtig hinbekommen, dann jetzt dafür auf diesem Kilometer Ortsdurchfahrt.“ Sein Ratskollege Michael Euchenhofer von der CDU-Fraktion hob hervor, dass das angestrebte Limit den 6400-Einwohner-Ort nicht nur ruhiger, sondern auch sicherer für Fußgänger und Radfahrer machen würde.
Tempo 30 stößt auf Zustimmung im Gemeinderat
Man habe schon mehrmals bei der Verkehrsbehörde nachgefragt, warum in Altbach anders als in umliegenden Gemeinden wie Deizisau, Reichenbach und Plochingen kein Tempo 30 gilt, erzählte Hauptamtsleiter Thomas Lutz. „Das Argument war dann immer, dass wir nicht die nötigen Zahlen hatten. Jetzt haben wir sie.“ Lutz schlug vor, die Begrenzung nicht nur auf dem vom GVV genannten Abschnitt, sondern von Ortseingang bis Ortsausgang zu beantragen. Damit stieß er bei allen Fraktionen auf Zustimmung, der Gemeinderat sprach sich einhellig dafür aus. Bentele nahm allerdings etwas den Wind aus den Segeln und sagte: „Die Behörden haben bislang nur geschaut, wo die Werte überschritten werden.“ Und das sei in Altbach eben nicht überall der Fall.
Ob Tempo 30 in Altbach ganz, gar nicht oder abschnittsweise kommt, soll sich zeitnah entscheiden. In den kommenden Monaten folgt eine Öffentlichkeitsbeteiligung, auch die im Ort aktiven Busunternehmen werden angehört. Der Lärmaktionsplan des GVV sieht vor, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb von maximal zwei Jahren gültig wird.