Das Linksabbiegen für aus Richtung Mundelsheim kommende Fahrzeuge ist bislang verboten. Das ändert sich bald. Foto: Werner Kuhnle

Aus Richtung Autobahn kommend soll auf der L1115 bei Großbottwar künftig wieder nach links in die Kleinaspacher Straße eingebogen werden können. Die Planung nimmt ungeahnte Ausmaße an – ist bislang aber von Erfolg gekrönt

Großbottwar - Aus einer „großen Lösung“ ist eine „sehr große Lösung“ geworden. Mit diesen Worten fasst der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann die Planung für eine Linksabbiegerspur auf der Landesstraße 1115 hin zur Kleinaspacher Straße zusammen. Autos, die von der Autobahn kommen, sollen auf ihr künftig wieder nach Großbottwar abbiegen können. Das war bisher dem Gegenverkehr aus Richtung Backnang vorbehalten. Die Abbiegespur ist nötig, um während der Sanierung der Bottwarbrücke in der Bahnhofstraße eine Umleitung einrichten zu können.

Als der Gemeinderat sich vor einem Jahr für die vermeintlich große, verkehrssichere Lösung aussprach, hätte Ralf Zimmermann es wohl kaum für möglich gehalten, was folgen würde: Inzwischen ist nicht nur unter anderem ein 50-seitiges Artenschutzgutachten erstellt worden, sondern das Thema drang bis in die höchsten Kreise des Verkehrsministeriums in Stuttgart vor. So gab es ein Gespräch mit dem Ministerialdirektor Uwe Lahl, dem auch der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen als verkehrspolitischer Sprecher der Grünen beiwohnte. Der Grund für diese ungeahnte Entwicklung: Das Regierungspräsidium gab sich mit der vor einem Jahr anvisierten großen Lösung nicht zufrieden, erkannte aber an, dass es die Spur wegen der Brückensanierung unbedingt braucht. Und so wird die Linksabbiegespur andere Ausmaße annehmen, als gedacht. Sprach sich der Gemeinderat vor einem Jahr für eine 90 Meter lange Spur aus, umfasst die Gesamtlänge der Baumaßnahme jetzt 200 Meter. Jürgen Ruoff, Leiter des planenden Verbandsbauamtes in Großbottwar, spricht rückblickend auf die Planung von einer „großen Herausforderung“. Und SPD-Rätin Angelika Maier auf gut Schwäbisch von einem „Saug’schäft“.

Doch der Aufwand lohnte: Die neue Variante ist laut Ralf Zimmermann genehmigungsfähig. Und: Sie muss nicht zurückgebaut werden, sobald die Brückensanierung im Zentrum Großbottwars nach neun Monaten abgeschlossen ist. Das stand vor einem Jahr im Raum, weshalb man ein knapp 400 000 Euro teures Steuergrab befürchtete. Das bewahrheitet sich nicht, weshalb Zimmermann von einem „großen Erfolg“ spricht. Allerdings: Wird die L1115 einmal wie geplant zur Bundesstraße 29 ausgebaut, gibt es vom Land keine Garantie, dass es weiterhin eine geöffnete Kreuzung mit der Kleinaspacher Straße geben wird. „Das ist der Pferdefuß“, sagt der Bürgermeister, der aber darauf verweist, dass in der Sache nicht mal das Planfeststellungsverfahren gestartet ist, dessen Umsetzung allein Jahre dauern wird.

Jürgen Ruoff gab bekannt, dass das Abbiegespur-Projekt jetzt in die Ausschreibung geht. Nach der Vergabe sei nach drei bis fünf Monaten mit dem Baubeginn zu rechnen, der ebenfalls drei bis fünf Monate dauere. Heißt: Bis zur Fertigstellung wird wohl ein Jahr vergehen. Zunächst stehen aber noch die Rückmeldungen der Träger öffentlicher Belange aus, die in zwei, drei Wochen erwartet werden. Der Gemeinderat bevollmächtigte die Stadtverwaltung dennoch bereits, sofern keine neuen Hindernisse aufkommen, danach mit der Ausschreibung starten zu dürfen. Die Planung segnete er einstimmig ab.

Die Kosten für die Spur belaufen sich auf 485 000 Euro, die Großbottwar zu tragen hat. Schließlich erfolgt der Umbau auf ihren Wunsch. Die vorherige Lösung war mit 280 000 Euro angesetzt, ein Rückbau hätte weitere 100 000 Euro gekostet.