So sieht die neue Karte aus, die den VVS-Verbundpass ersetzt Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nach drei Jahren Planung will die Landeshauptstadt im Herbst eine neue Chipkarte auf den Markt bringen. Die ersten Nutzer der Polygo-Karte werden 250 000 Abonnenten im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) sein.

Stuttgart - „Wir ersetzen den bisherigen Verbundpass mit der Wertmarke durch die Chipkarte“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Später sollen alle Käufer von Zeitkarten Polygo erhalten. Insgesamt wären dies 500 000 Menschen.

In anderen Verkehrsverbünden gibt es diese Art des elektronischen Fahrscheins, der in Bussen über ein Lesegerät abgetastet wird, schon länger. In Stuttgart soll die Karte zu einer Art Alleskönner werden. Zunächst können mit ihr, wie bisher mit dem Verbundpass, Autos (zum Beispiel Car to go, Flinkster, Stadtmobil) und Fahrräder (Call a Bike, Nextbike) in Stuttgart und der Region ausgeliehen werden. Dazu kommt eine Bezahlfunktion an E-Ladesäulen und, allerdings nur auf Antrag, eine Geldkarten- (Aufladebetrag bis 100 Euro) oder Kreditkartenfunktion.

„Unser Ziel ist am Schluss eine Bürgerkarte, mit der Dienstleistungen der Stadt vereinfacht werden können“, beschreibt Wolfgang Forderer, im Rathaus für das Thema zuständig, die Perspektive. Zum Beispiel könne man sich vorstellen, mit der Karte Parkausweise zu beantragen oder Termine beim Bürgerbüro zu buchen.

Fest gebucht ist die Karte für die städtischen Büchereien. „Wer den Jahresbeitrag von 18 Euro bezahlt hat, kann die Karte bei uns freischalten lassen“, sagt Bibliotheks-Direktorin Christine Brunner. Ausgeben werde sie zunächst von der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Die alte Büchereikarte wird es laut Brunner weiterhin geben. Wann Polygo in die Bücherei einzieht ist unklar. Der Auftrag zur Anpassung der Software sei noch nicht vergeben, sagt Förderer.

Da ist die Autoteiler-AG Stadtmobil einen Schritt weiter. „Wo nötig haben wir neue Lesegeräte in unseren 470 Fahrzeugen verbaut“, sagt Marketing-Chef Edgar Augel. Dafür habe es vom Verband Region Stuttgart einen Zuschuss von über 50 000 Euro gegeben. Insgesamt liegt die Fördersumme für das Kartenprojekt, das sich beim Bund im Schaufenster Elektromobilität findet, laut Forderer bei rund zehn Millionen Euro. Gefördert wird vom Bund ein Drittel der Aufwendungen.

Die üblichen Stadtmobil-Beiträge bleiben auch mit der Polygo-Karte erhalten: „50 Euro Anmelde- und mindestens vier Euro Grundgebühr“, sagt Augel, Neukunden erhielten bei den ersten Fahrten 30 Euro Rabatt. Wer außerhalb der Region miete, „braucht auch unsere alte Karte“, so Augel. Der Datenschutz genieße hohe Priorität: „Die Karte ist nur eine Art Hausschlüssel, darauf wird von uns nichts gespeichert.“

Abstimmungen mit dem Landes-Datenschutzbeauftragten standen laut Stammler und Forderer am Anfang des Projekts (www.mypolygo.de) . „Wir zeichnen kein Bewegungsprofil auf, verkaufen keine Daten“, beruhigt Stammler sensibel Gemüter. Forderer hofft, dass sich der Handel an der Karte beteiligt, sie über Bonusprogramme zur Kundenbindung nutzt. Die BW-Bank konzipiere „ein Art lokales Payback“. Polygo könnte für manche Anwendung schon überholt sein. Car to go wolle komplett auf Handynutzung umstellen, sagt Forderer, „die sehen die Karte eher als Auslaufmodell, also muss bei Polygo eine App dazukommen“.