Die Raiffeisenbank Ingersheim wird künftig unter anderem Namen geführt: Die heißt dann VR-Bank Neckar-Enz. Foto: factum/Granville

Vier Genossenschaftsbanken im Kreis Ludwigsburg schließen sich zusammen. Die neue VR-Bank Neckar-Enz hat dann rund 76 000 Kunden und 41 Filialen. Zwei Filialen werden geschlossen, Kündigungen gibt es aber keine.

Kreis Ludwigsburg - Was die Stuttgarter Zeitung Anfang Februar exklusiv berichtete, wird nun auch offiziell verkündet: Vier Genossenschaftsbanken aus dem Kreis Ludwigsburg fusionieren und werden künftig unter dem gemeinsamen Namen VR Bank Neckar-Enz geführt. In dem neuen Geldinstitut, das seinen Sitz in Bönnigheim hat, gehen die Raiffeisenbanken Ingersheim und Kirchheim-Walheim, die Löchgauer Bank und die namensgebende VR-Bank Neckar-Enz auf.

Man plane die Fusion aus „einer Position der Stärke“, sagte der künftige Vorstandschef der Bank, Timm Häberle, bei der Präsentation der Pläne am Freitag in Freiberg. Alle vier Häuser stünden gut da. Häberle beschrieb Gründe, weshalb man sich dennoch für die Fusion entschieden habe.

Zum einen mache die anhaltende Niedrigzinsphase den Geldhäusern zu schaffen. Durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank sei es schwieriger geworden, mit den Krediten Geld zu verdienen, sagte Häberle. Hinzu kommen aus seiner Sicht die Regularien, die seit der Finanzkrise deutlich mehr geworden seien. Gerade für kleine Häuser bedeuteten die neuen Regeln höhere Kosten – und weniger Zeit für die Kunden. Durch die Fusion könne das Haus künftig Aufgaben, für die die einzelnen Mitglieder bisher externe Firmen beschäftigten, wieder intern lösen – wodurch Geld eingespart werde.

Niedrige Zinsen machen den Banken zu schaffen

Als weiteren Grund nannte Häberle die verschärfte Wettbewerbssituation. Direktbanken und ausländische Anbieter würden immer stärker auf den Markt drängen, gleichzeitig forderten die Kunden auch nach neuen technischen Lösungen. Diese digitalen Angebote könne man nach der Zusammenlegung besser anbieten. Häberle sagte am Freitag aber auch, dass man sich nach wie vor als kleine Bank sehe – mit besonderer Nähe zum Kunden.

Wenngleich die Pläne von den Gremien innerhalb der Banken bereits abgesegnet sind: die rund 40 000 Mitglieder der bisher vier Genossenschaften müssen noch zustimmen. Im Juni finden daher Veranstaltungen statt, auf denen sie von dem neuen Kurs überzeugt werden sollen. Ihre Zustimmung vorausgesetzt, würde die Vierer-Fusion dann rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres rechtskräftig.

Mit der Zusammenlegung entsteht zwar keine Großbank, jedoch ein ernsthafter Gegenspieler zu anderen Kreditinstituten im Kreis. Mit den 40 000 Mitgliedern, 76 000 Kunden, 41 Filialen und einer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Euro rückt die VR-Bank Neckar-Enz in die Nähe des Ludwigsburger Pendants. Den größten Teil des Umsatzes und der Mitglieder bringt dabei die Neckar-Enz-Bank ein, die sich ihrerseits vor zwei Jahren aus drei Banken zusammenschloss. Daher habe man sowohl den Namen wie auch den Sitz der VR-Bank Neckar-Enz übernommen, sagte Timm Häberle. Ein neuer, zentraler Sitz der Bank sei indes nicht geplant.

Zwei Filialen werden geschlossen

Der 44-jährige Häberle selbst bleibt gewissermaßen in alter Funktion: Leitete er bisher den größten der vier Fusions-Partner, wird er auch unter neuen, altem Namen als Vorstandsvorsitzender fungieren. Er teilt sich die Aufgaben mit Heiko Herbst. Die Vorstandsmitglieder der anderen drei Banken bleiben dem neuen Haus erhalten, ausgestattet mit Generalvollmachten.

Auch die übrigen 326 Mitarbeiter des neuen Geldhauses müssen sich wohl nicht um ihren Arbeitsplätze sorgen, denn betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.

Das Filialnetz der neuen Bank wird an sich nicht ausgedünnt, doch zwei Standorte sollen geschlossen werden. Dabei gehe es um zwei Filialen der bisherigen VR-Bank Neckar-Enz in Kirchheim und in Löchgau, sagt Häberle. Diese würden in die größeren Standorte der Raiffeisenbank Kirchheim-Walheim und der Löchgauer Bank integriert.