Die erste Pedelec-Verleihstation der Region steht in Bietigheim-Bissingen, weitere sollen bald folgen Foto: privat

Den Kommunen, die Mittel aus dem Förderprogramm für nachhaltige Mobilität des Verbands Region Stuttgart beantragen, gehen so langsam die Ideen aus. In der diesjährigen Förderrunde kommen in erster Linie Pedelec-Projekte zum Zuge.

Stuttgart - Von 2012 bis 2016 will der Regionalverband daran mitarbeiten, den Ballungsraum zur Vorzeigeregion für nachhaltige Mobilität zu machen. Insgesamt 7,5 Millionen Euro setzt er für vorbildliche Projekte ein. In den Förderrunden 2012 bis 2014 konnte der regionale Wirtschaftsausschuss fast 3,5 Millionen Euro für zusammen 20 Vorzeigeideen vergeben. Von der Mobilitätskarte des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), mit der man Stadt- und S-Bahnen, Busse, Leihautos, P&R-Plätze und vieles mehr bezahlen können soll, bis zum Bahnhof der Zukunft in Fellbach mit der Reaktivierung eines stillgelegten Industriegleises und einem Fahrradparkhaus hatten die erfolgreichen Ideen eine große Bandbreite.

Nicht zuletzt sprach die Jury auch einem Projekt des Landesverkehrsministeriums insgesamt rund 1,2 Millionen Euro zu, das Leih-Pedelecs an Bahnhöfen salonfähig machen will. Die erste Station ist im Oktober 2013 in Bietigheim-Bissingen eröffnet worden, die nächste soll im September in Schwieberdingen ebenfalls im Kreis Ludwigsburg folgen. Weitere neun sind geplant, Esslingen, Kirchheim/Teck und Wendlingen (Kreis Esslingen) sind wieder abgesprungen.

In der aktuellen Förderrunde mit Projektbeginn 2015 sind nun allerdings wieder neue Standorte dazugekommen. Gerlingen und Sersheim (beide Kreis Ludwigsburg), Göppingen und Leinfelden-Echterdingen (am S-Bahnhof Leinfelden) wollen nun ebenfalls Verleih-Stationen für Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor errichten. Sie bekommen jeweils knapp 48 000 Euro. Und auch unter den weiteren fünf Projektideen, die der Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung auf Vorschlag einer Jury bedacht hat, finden sich Pedelecs. Da will Rudersberg mit den Zweirädern und mit Carsharing mit Elektroautos eine „Mobilitätsachse“ errichten (Zuschuss: 63 000 Euro). Da will Remseck seine fünf Teilorte mit Pedelecs verbinden (228 000 Euro). Und Sindelfingen will Fahrradabstellanlagen auch mit Lademöglichkeiten für Pedelecs am Bahnhof und in der Fußgängerzone bauen (57 000 Euro).

Nichts mit der Anschaffung von Zweirädern und ihrer Infrastruktur zu tun hat lediglich das Projekt Triple eCar der Dualen Hochschule in Stuttgart, die ein Computersystem für ihren Fuhrpark aufbauen will (60 000 Euro). Ebenso ein Projekt der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim und Nürtingen, die Ladestationen und -möglichkeiten für E-Fahrzeuge vereinheitlichen wollen (115 000 Euro). Möglicherweise bekommt auch Böblingen noch einen Zuschuss in Höhe von 200 000 Euro, um Linienbussen und Einsatzfahrzeugen an Ampeln über ein satellitengestütztes System schneller Vorfahrt gewähren zu können. Alles in allem hat der Ausschuss bisher für neun Projekte gut 700 000 Euro vergeben. Ausgewählt wurden sie aus 17 Anträgen.

Im Ausschuss war man sich einig, dass das Programm effektiv sei, im Blick auf die verbleibenden rund 3,6 Millionen Euro aber neu ausgerichtet werden müsse. Dabei muss laut Infrastrukturdirektor Jürgen Wurmthaler „die neue Rolle der Region mit ihrer Verantwortung für ein regionales Verkehrsmanagement“ berücksichtigt werden. Der sogenannte ÖPNV-Pakt 2025 vom Februar sieht vor, dass der Verband Region Stuttgart die verschiedenen Verkehrsträger im Ballungsraum besser miteinander vernetzt.

Genau dies will Grünen-Sprecher Michael Lateier künftig verstärkt tun – „und nicht noch fünf Pedelec-Stationen fördern“. Wichtig sei, dass alle Verkehrsträger mit einer Karte gebucht und bezahlt werden könnten. Waiblingens OB Andreas Hesky (Freie Wähler) fordert, dass die Stationen gleich funktionieren und einheitlich heißen, wenn man schon fast ausschließlich Infrastruktur bezuschusse: „Das Angebot muss niederschwellig sein, damit es die Menschen nutzen.“ Kai Buschmann (FDP) sagt, dass eine Verleihstation in einer Gemeinde trotzdem innovativ sein könne, auch wenn es in der Region schon einige gebe. Er belegt dies mit seiner Heimatstadt Remseck: „Da hat die Region Bewegung reingebracht.“