Bad Berg: Bald Schauplatz einer Sitcom? Foto: StN

Die magische Zahl sieben gibt’s nicht nur im deutschen Fußball. Bald sieben TV-Serien sind’s, die in Stuttgart gedreht werden oder geplant sind – etwa eine Sitcom im Bad Berg

Die magische Zahl sieben gibt’s nicht nur im deutschen Fußball. Bald sieben TV-Serien sind’s, die in Stuttgart gedreht werden oder geplant sind – etwa eine Sitcom im Bad Berg.

Stuttgart - Das gibt’s doch nicht! Manchmal scheint das Leben wie ein Märchen und fühlt sich wahnsinnig gut an. Mit einem 7 : 1 sind die Maßstäbe verrückt. Prompt stoßen wir auch abseits des Fußballs in ungeahnte Dimensionen vor. Wer wird’s denn gleich überheblich finden, wenn wir dieses Das-gibt’s-doch-nicht-Gefühl solange wie möglich ausdehnen? Der nächste Tiefschlag kommt bestimmt. Bestimmt wie immer viel zu früh.

Das gibt’s doch nicht! Unsere Stadt, die in der Vergangenheit unterbelichtet schien, was die Filmpräsenz im deutschen Fernsehen betraf, überrascht nun serienweise. Sieben Treffer! Im Stuttgarter Seriengeschäft kommen wir auf diese magische Fußballerzahl. Zeit, dass sich was dreht.

Bitte zählen Sie mit. Zum Ersten produziert das ZDF hier bereits seit 2009 die Krimi-Serie „Soko Stuttgart“ (momentan mit Boxer Luan Krasniqi als Gaststar) und zum Zweiten die neue Krankenhaus-Serie „Dr. Klein“ (mit Christine Urspruch als Kinderärztin), die politisch unkorrekt sein will. Nummer drei: Beim SWR ist die erste Hälfte der Fortsetzungsstaffel der Schwabenserie „Die Kirche bleibt im Dorf“ im Kasten (weitergedreht wird nach der Sommerpause – und ausgestrahlt werden die neuen Folgen vor Weihnachten). Serie Nummer vier ist der „Tatort“, auch wenn sich der Dreh hier auf die Außenaufnahmen beschränkt.

Kommen wir also zu den neuen Filmprojekten – zu weiteren drei Serien, die geplant sind und Stuttgart zu einer wettbewerbsfähigen Filmstadt machen. Der jahrelange Ausbau der Infrastruktur vom Kameraverleih bis zum Bildschnitt, die engagierte Arbeit bei der Film Commission der Wirtschaftsförderung sowie die exzellente Ausbildung an der Filmakademie Ludwigsburg zahlen sich aus. Immer öfter werden wir in der Stadt Filmteams bei der Arbeit beobachten können und uns bald nicht mehr wundern, dass es so viele sind.

Nummer fünf: „Huck“ – so heißt die ARD-Vorabend-Serie, für die in Kürze das Casting beginnt. Es geht um einen Detektiv und einen türkischen Gemischtwarenhändler, die in Cannstatt sonderbare Fällen lösen und nebenbei zeigen, wie Migranten den Deutschen immer ähnlicher werden. Der Drehstart ist beim SWR für Herbst geplant.

Nummer sechs: „Das Bädle“ – so lautet der Arbeitstitel der Serie, die im Mineralbad Berg spielen soll. Filmakademie-Absolvent Uwe Kassai hat mit seiner Idee unter 44 Teilnehmern den Wettbewerb des SWR gewonnen. Der Sender suchte bei Studierenden Stoff für eine Sitcom mit regionalen Bezug – für die schwierige Zeit des ARD-Vorabends zwischen 18 und 20 Uhr, an der nicht allein Altmeister Thomas Gottschalk gescheitert ist. Autor Kassai will „Baywatch auf Schwäbisch“ inszenieren und sagt: „Das Schöne an dem Stoff ist, dass in der Badehose oder im Badeanzug alle gleich sind. Fast jeder geht schwimmen. Da lässt sich manches erzählen.“ Der Drehbeginn steht nicht fest. Die Serie wird noch entwickelt.

Nummer sieben: „Stuttgart 71“ – so soll eine weitere SWR-Serie heißen, die mit schöner Namensanspielung zeigen will, dass es ein Leben vor Stuttgart 21 gegeben hat. Erzählt werden Geschichten aus dem Stuttgart von 1971, als es auch ohne Streit um den Bahnhof nicht gerade ruhig zuging in apo-bewegten Zeiten. Diese Serie befindet sich ebenfalls im Entwicklungsstatus – Termine sind noch unklar.

Wenn sich einer über so viel filmische Aktivität in Stuttgart freut, dann der schon zu Lebzeiten legendäre Kameramann Justus Pankau. Der 91-Jährige hat am 333-Telefon über sein Das-gibt’s-doch-nicht-Erlebnis berichtet. Vor einer Woche ging’s an dieser Stelle um das Comeback der Monty Python in London. Bei der Lektüre fiel ihm ein, wie er 1970 mit Alfred Biolek (er ist gerade 80 geworden) die ersten deutschen Sketche der britischen Komiker gedreht hat.

Zum Kleinen Termin, so hieß die Kneipe an der Neckarstraße, in der sich Pankau und Biolek 1963 kennenlernten. Sieben Jahre später war „Fredy“, wie er ihn nennt, bei der Bavaria und wollte für die ARD zwei Folgen von „Monty Python Flying Circus“ in Deutschland produzieren. Für die Kamera käme dafür nur Pankau in Frage. Dieser wunderte sich, warum die Briten nicht ihren eigenen Kameramann aus London mitbrachten. Am Morgen des Treffens mit Monty Python unterlief dem SDR-Mann ein Missgeschick in seinem Münchner Hotel. Sein Schnürschenkel zerriss. Er knotete die Teile zusammen. Als er bei den Komikern eintraf, schaute einer aus der Truppe erfreut auf Pankaus Schuhe und zeigte auf sein Paar: Auch bei ihm waren die Schnürsenkel zusammengeknotet – auf beiden Seiten. Wenn das keine Fügung des Schicksals war!

„Die Pythons“, erinnert sich Pankau, „haben jede Szene nur einmal gedreht.“ Manchmal muss es eben auf Anhieb klappen. So auch am Sonntag beim Finale, damit wir alle auf Wolke sieben schweben.