Die Handwerker arbeiten bis zur letzten Sekunde. Foto: Horst Rudel

Nach 18-monatiger Bauzeit ist das mit rund fünf Millionen Euro teuerste und mithin auch größte Hochbauobjekt in Boll der feierlich eingeweiht worden – obwohl es noch nicht ganz fertig ist.

Bad Boll - Kickende Bambini-Fußballer des TSV Bad Boll wuseln herum. Auch die Trampoliner sowie junge Turnerinnen und Turner des Vereins zeigen ihr Können. Ebenfalls am Start ist der Kinder- und Jugendzirkus Maroni sowie Jungs und Mädchen der Schickhardt-Schule. Ein ganz normaler Nachmittag in einer Sporthalle? – Nein, denn wenn auf dem Spielfeld ein roter Teppich ausgerollt ist, wenn auf zahllosen Stühlen chic gekleidete Gäste sitzen, die den Worten mehrerer Festredner lauschen, und wenn der Musikverein konzertiert, muss ein besonderer Tag sein.

Bauarbeiten sind noch nicht ganz fertig

Ein solcher Tag stand der Voralbgemeinde Bad Boll am Freitag ins Haus. Nach 18-monatiger Bauzeit ist das mit rund fünf Millionen Euro teuerste und mithin auch größte kommunale Hochbauobjekt der Kommune feierlich eingeweiht worden. 45 Meter lang, 36 Meter breit und an der höchsten Stelle 13 Meter hoch steht der Kubus jetzt unweit der Schule – und soll die größten Engpässe sowohl für den Schul- wie auch für den Vereinssport beseitigen. Die dreiteilbare Halle, die insgesamt mit einem Feld von 45 auf 22 Meter der Handballnorm entspricht, wird gebraucht.

„Der Bedarf, den wir haben ermitteln lassen, ist real gegeben“, sagte Bürgermeister Hans-Rudi Bührle. Zwischen Montag und Samstag sei die Halle bereits vorab fast durchgehend belegt. „Ich bin froh, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, allen Nutzern bessere Trainingskorridore anzubieten und Sportangebote aus ungeeigneten Räumlichkeiten hierher zu verlagern“, ergänzte er. Nicht ganz so zufrieden ist Bührle, dass die Bauarbeiten, vor allem im Außenbereich noch nicht abgeschlossen sind. So mussten die Festgäste statt auf Gussbeton auf Holzplatten den Weg in die Halle nehmen. Auch sonst wirkt vieles noch reichlich provisorisch.

Dass draußen in Zukunft eine Schranke die Autofahrt auf den nahen Schulhof einschränkt, dass stattdessen ein sogenannter Kiss-and-Go-Parkplatz angelegt wird, vieles ist bis jetzt nur zu erahnen. Dass der Eröffnungstermin dennoch eingehalten wurde, hat einen simplen Grund: „Die Halle an sich ist ja fertig und am nächsten Wochenende haben wir den Gaujugendturntag bei uns in Bad Boll“, sagte Bührle. Wohlwisssend, dass es knapp werden könnte, habe man sich dafür entschieden, die Einweihung vorher zu machen. „Der reguläre Sportbetrieb soll dann Mitte Februar aufgenommen werden“, fügte er hinzu.

Gemeinde wollte städtebaulichen Akzent setzen

Dass es bei den Baukosten ein Punktlandung geben dürfte, freut den Rathauschef dafür umso mehr. „Da wir den Vorsteuerabzug, der sich je nach Nutzung berechnet, noch nicht drin haben, könnten wir sogar etwas günstiger wegkommen“, sagte Bührle. Dass es insgesamt auch preiswerter gegangen wäre, steht außer Frage. Allerdings hatte sich der Gemeinderat bei seinem Beschluss vor zwei Jahren bewusst für eine aufwendige Architektur und eine energiebewusste Ausstattung entschieden.

Bührle hält das nach wie vor für richtig: „Wir wollten auch städtebaulich einen Akzent setzen und hier keinen quadratischen Würfel mit Minimalstandard haben. Meiner Meinung nach ist der Bau gut gelungen“, lobte er die Architekten vom Luxemburger Büro Clemes, den Bauleiter Reinhard Orlinski und die Handwerkerschar. Dass Bührle mit seiner Ansicht nicht alleine steht, zeigte sich bei der Einweihungszeremonie. Alle Redner, darunter der Landratsstellvertreter Jochen Heinz, zeigten sich von der neuen Halle beeindruckt.