Im neuen Stück von Katja Erdmann-Rajski trifft Tanz auf Wagner – und kommt auf den Hund. Foto: Andreas Otto/AO

Nach Mozart und Verdi ist die Stuttgarter Choreografin Katja Erdmann-Rajski bei Wagner angekommen. Ihre neue Body-Opera ist erstmals an diesem Donnerstag zu sehen.

Seit 20 Jahren belebt die Choreografin Katja Erdmann-Rajski die Stuttgarter Tanzszene. Pünktlich zum Jubiläum ist sie bei ihrer Erkundung berühmter Opernmotive nach Mozart und Verdi nun bei Richard Wagner angekommen. Ihre neue Body-Opera ist nun im Treffpunkt Rotebühlplatz zu sehen.

Frau Erdmann-Rajski, neben Tristan und Isolde taucht im Titel Ihres neuen Tanzstücks auch der Name Petitcru auf. Wer ist das denn?

Ein Hund, den wir in einem alten Versepos entdeckt haben und der mit einem Zauberglöckchen Isolde über die Abwesenheit Tristans hinwegtrösten soll. Auf die Idee, Hunde in mein neues Tanzstück zu integrieren, haben mich die Rauhaardackel meiner Schwester gebracht, als sie vertraut wie ein Liebespaar auf dem Sofa lagen. Nach den tristen Lockdown-Zeiten wollte ich etwas Leichtes in meinem Stück haben.

Die beiden Dackel tanzen mit?

Nein, sie werden per Film eingespielt, unterlegt mit der Musik Wagners, der ja ein großer Hundefan war. Wenn alles klappt, werden sich die Hunde ihren Applaus bei der Premiere persönlich abholen. Tanzen werden vier Profis und acht Tanzinteressierte.

Was reizt Sie an der Arbeit mit Amateuren?

Alle können etwas voneinander lernen und es ist erfrischend, wenn sich jemand nicht so perfekt, sondern viel individueller bewegt. Zudem bildet der Mix aus Alt und Jung auch mehr unsere Gesellschaft ab.

Bei der Musikauswahl setzen Sie auf Wiederholung. Dreimal dieselbe Musik, ist das nicht langweilig?

Nein, unsere 33 Minuten Wagner bergen viel, was man beim ersten Hören gar nicht alles wahrnehmen und dann neu entdecken kann. Das Vorspiel etwa ist so faszinierend, dass man das mehrfach hören kann. Ich habe Stellen ausgesucht, die wie das Liebesduett angenehm fürs Ohr sind. Boshaft könnte man sagen: Da hat sie sich die Highlights herausgepickt.

Haben Sie in der alten Liebesgeschichte Neues entdeckt?

Ja, zum Beispiel das Thema der Blicke und der Spiegel. Es geht um die Suche nach unserer verlorenen Hälfte und um die Sehnsucht nach einem Gegenüber, nach Verschmelzung und Auflösung ineinander.

Premiere
„Tristan, Isolde und Petitcru“ - Eine Body-Opera nach Richard Wagner von Katja Erdmann-Rajski. Premiere im Treffpunkt Rotebühlplatz am Donnerstag, 8. September 2022, 20 Uhr.

Termine
Weitere Vorstellungen: 9.-10. September 2022, 20 Uhr; 11. September 2022, 16 Uhr, 4.-5. November 2022, 20 Uhr; 6. November 2022, 17 Uhr

Künstlerin
Katja Erdmann-Rajski, geboren in Aschaffenburg, ist seit ihrer Ausbildung in Musikerziehung und Tanz von der Erweiterung der musikalischen Erfahrung durch den tanzenden Körper fasziniert. Ausflüge in die Literatur oder derzeit die Oper öffnen seit nunmehr 20 Jahren ihre Tanzstücke für andere Künste. 1999 promovierte Katja Erdmann-Rajski mit einer Dissertation über Gret Palucca, seit 2003 ist sie Professorin für Kulturpädagogik und Kulturelle Bildung an der EH Darmstadt.