Das Sportgelände des TSV Wernau auf dem Kehlenberg ist beliebt, aber auch beengt und nicht mehr zeitgemäß. Foto: Horst Rudel

Die Sportfreunde, sowie der Tennis- und der Handballclub wollen sich beim Turn- und Sportverein Wernau eingliedern. Dieser gibt dafür sein Domizil auf dem Kehlenberg auf und siedelt in den Sportpark am Neckar um.

Wernau - Aus Vier mach Eins ist die Devise für die Sportlandschaft der Stadt Wernau. Denn mit den Sportfreunden (WSF), dem Tennisclub (TCW) und dem Handballclub (HCW) ziehen künftig drei Vereine unter das Dach des Turn- und Sportvereins (TSV) ein, welcher mit rund 2000 Mitgliedern der größte Wernauer Sportverein ist. Dieser gibt dafür sein geliebtes Gelände auf dem Kehlenberg auf und zieht zu den neuen Familienmitgliedern, deren Anlagen im Neckartal beheimatet sind. Von dem Zusammenschluss erwarten alle vier Vereine sowie die Wernauer Stadtverwaltung finanzielle und strukturelle Synergieeffekte, wie sich am Mittwoch in einem Pressegespräch zeigte.

Der TSV-Vorsitzende Manfred Leutz betont, dass es sich bei der Bündelung der Kräfte nicht etwa um eine Fusion, sondern um eine Eingliederung handelt. Dass dieser Schritt angesichts der jeweiligen Situation in den Vereinen notwendig ist, war laut dem Bürgermeister Armin Elbl schon seit längerer Zeit „absehbar“. Und zwar durch die Sportentwicklungsplanung, in deren Rahmen unter anderem die jeweiligen Bedarfe und Kapazitäten, die Mitgliederzahlen und -strukturen, die Zahl und Auslastung der Sportstätten, die jeweiligen Kassenlagen der Vereine, aber auch die Bevölkerungsentwicklung beleuchtet wurden. Auch andere Sportstättennutzer wie etwa Kindergärten und die Schulen wurden in die Bestandsaufnahme mit eingebunden.

Zu viele Tennisplätze in der Stadt

Beispielsweise gibt es bei den Sportfreunden und beim TSV jeweils eine Fußballabteilung, Tennis wird sogar beim TCW, bei den Sportfreunden und beim TSV gespielt. Entsprechend existiert mit zwei Tennishallen und 19 Freiplätzen ein Überangebot in der Stadt. Zudem haben die einzelnen Vereine mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Die Sportfreunde klagen laut deren Vorsitzenden Oliver Bartsch beispielsweise über sinkende Mitgliederzahlen, die Schwierigkeit Ehrenamtliche zu gewinnen und über sterbende Abteilungen wie etwa die der Kegler. Die Altersstruktur des Tennisclubs ist laut dem Vorsitzenden Peter Kappe recht hoch und die Handballer tun sich schwer, junge Talente im Verein zu halten. Zudem können sie nicht mehr aktiven Handballern keine anderen Sportangebote machen, um sie weiter an den HCW zu binden, so der Vorsitzende Markus Mangold.

Dem wirtschaftlich und sportlich gut gestellten TSV wiederum mangelt es mit seinen vielen Mitgliedern und Abteilungen auf dem Kehlenberg an Platz. Manfred Leutz hofft von den Hallen und Plätzen im Neckartal profitieren zu können. Dort böten sich im Bedarfsfall auch noch Kapazitäten für einen eventuellen Hallenbau und die Schaffung neuer Sportflächen. Allerdings müssten solche Maßnahmen durch den Verkauf der Flächen auf dem Kehlenberg gegenfinanziert werden, sagt Elbl.

Leicht ist den Beteiligten die Entscheidung nicht gefallen. Die, die sich eingliedern, verlieren ihren Vereinsnamen und müssen sich auflösen. Der, der die drei anderen Vereine unter seine Fittiche nimmt, muss sich von seinem geliebten Gelände auf dem Kehlenberg trennen und den Umzug hinab ins Neckartal antreten. Da spielen auch Emotionen mit. Und doch sind alle von der Notwendigkeit überzeugt, den neuen Weg zu beschreiten. Bartsch glaubt, es sei für einen großen Verein mit dann rund 3000 Mitgliedern möglicherweise leichter, neue Sponsoren zu finden. Zudem besitze dieser gegenüber der Stadtverwaltung eine gute Position und sei besser gegen die Konkurrenz durch andere Sportvereine in Nachbarkommunen gewappnet.

Im Sportpark bietet sich großes Potenzial

Auch der Bürgermeister Armin Elbl ist überzeugt, dass die Eingliederung und die damit einhergehende Neustrukturierung des Wernauer Sports der richtige Weg ist. Wenngleich er betont, dass die Verwaltung das „nicht hätten fordern können“. Der Rathauschef macht deutlich, die Sportstätten auf dem Kehlenberg könnten erst aufgelöst werden, „wenn im Neckartal die erforderlichen Kapazitäten und Voraussetzungen geschaffen sind“. Das Potenzial für einen großen Sportpark sei dort allemal vorhanden. Aber allen Beteiligten ist klar, dass bis zum endgültigen Zusammenschluss „noch ein steiniger Weg vor uns liegt“, so der TSV-Chef Manfred Leutz.