Die Schwieberdinger Straße ist eine der Hauptverkehrsachsen in Ludwigsburg – und chronisch überlastet. Viele Lastwagen werden künftig die Umfahrung nutzen. Foto: factum/Archiv

Die 1,2 Kilometer lange Westrandstraße kostet mehr als acht Millionen Euro, der Baubeginn ist noch in diesem Jahr. Und sogar die Ludwigsburger Grünen, die Straßenbau traditionell eher ablehnen, sehen das Vorhaben positiv – weil damit viele andere Verkehrswege entlastet würden.

Ludwigsburg - Dass in einer dicht besiedelten Stadt wie Ludwigsburg eine neue Straße gebaut wird, ist eine Seltenheit. Und fast ein Novum dürfte sein, dass alle diese Straße wollen – die Verwaltung ebenso wie die Fraktionen, und auch die Grünen, die Straßenbau traditionell kritisch sehen, machen da keine Ausnahme. Einstimmig hat der Bauausschuss jetzt den Bau der Westumfahrung beschlossen. Seit vielen Jahren versucht Ludwigsburg, diese sogenannte Westrandstraße zu realisieren, immer wieder wurde die Umsetzung verschoben, weil die Förderzusage fehlte. Jetzt ist sie da, und das heißt: „Es muss schnell gehen“, sagt der Chefstadtplaner Martin Kurt. In den Förderrichtlinien ist vorgeschrieben, dass noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden muss.

Ausgangspunkt der Westrandstraße ist der Autobahnanschluss im Ludwigsburger Süden, von dort wird die Fahrbahn entlang der A 81 geführt und stößt auf die bereits vorhandene Straße Beim Bierkeller. Diese wird weiter nördlich verlängert und über einen Kreisverkehr mit der Daimler-Straße verbunden, die schließlich etwas weiter östlich über einen ebenfalls neuen Kreisverkehr in die Wöhler- und die Mörikestraße mündet. 1,2 Kilometer lang ist die Umfahrung. Nur rund die Hälfte davon muss neu gebaut, die andere Hälfte lediglich ausgebaut werden. Das Ziel sei, den Landschaftsverbrauch so gering wie möglich zu halten, versichert das Rathaus.

Profitieren sollen vor allem die Weststadt, Pflugfelden und Möglingen

Kostenpunkt des Projekts: rund 8,2 Millionen Euro, wovon das Land 2,5 Millionen übernehmen wird. Die in der Weststadt ansässige Firma Lapp hat weitere 500 000 Euro in Aussicht gestellt, und auch Möglingen wird sich an den Kosten beteiligen, weil Teile der Trasse auf Möglinger Markung verlaufen.

Profitieren sollen von der Umfahrung die Ludwigsburger Weststadt, der Stadtteil Pflugfelden und eben Möglingen. Die zahlreichen Gewerbegebiete im Ludwigsburger Westen erhalten damit einen direkten Anschluss an die Autobahn, weshalb die Lastwagen künftig nicht mehr über die stark belastete Schwieberdinger Straße fahren müssen – eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt. Dass die Verwaltung in der Lage ist, derart rasch auf die Förderzusage zu reagieren, liegt daran, dass viele Vorarbeiten bereits erledigt wurden. 2012 wurde die Wirksamkeit der Straße nachgewiesen, ein Klimagutachten belegt, dass für die Umwelt keine negativen Auswirkungen zu befürchten sind, und auch das Lärmgutachten liegt vor.

Alle Fraktionen loben das Projekt, denn der Nutzen ist unstrittig

Sinnvoll, wichtig, alternativlos: Mit diesen Attributen versahen die Stadträte das Vorhaben im Ausschuss und votierten dafür, die für den Bau notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans einzuleiten. Dass CDU, Freie Wähler und SPD das Vorhaben positiv sehen, war vorher klar, aber sogar Elga Burkhardt von der Liste Lubu stimmte der Planung „mit Bauchgrimmen“ zu, obwohl sie sonst bei jeder Gelegenheit für mehr Grün und mehr Bäume kämpft. „Die Gewerbegebiete dort brauchen die direkte Anbindung an die Autobahn, es geht einfach nicht mehr anders“, sagte sie. Die Grünen wiederum verwiesen darauf, dass man in diesem von Gewerbe geprägten Umfeld „nicht mehr viel kaputt machen kann“. Zumal das erste Teilstück der Straße kaum zu sehen sein wird, weil diese wegen der Topografie in das Gelände eingegraben werden muss.

Bedacht wurde bei der Planung auch, dass an der Autobahn noch ein weiteres Gewerbegebiet geplant ist, die sogenannten Hinteren Halden II. Auch diese Flächen sollen über die Westrandstraße erschlossen werden, geplant sind eine Rechtsabbiegespur und eine Einfahrt. Das letzte Wort hat nun am Mittwoch der Gemeinderat, dessen Zustimmung zu dem Gesamtprojekt nach dem einhelligen Beschluss des Ausschusses als sicher gelten darf.

Im November sollen die Bauarbeiten vergeben werden, im Dezember sollen sie beginnen. Die Verwaltung rechnet mit einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren.