Der Dicke Turm thront über Esslingen. Eine neue Stadtführung mit Doris Paul bietet den Teilnehmern einen Blick aus den Fenstern des Wahrzeichens... Foto: Ines Rudel

Die neue Stadtführung „Tore, Türme, Dachterrassen“ der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft gewährt den Teilnehmern ganz besondere Ausblicke.

Esslingen - Paartherapeuten wissen, Routine ist ein Liebeskiller. Wer Esslingen noch einmal neu kennen- und lieben lernen möchte, hat dazu bei der neuen Stadtführung „Tore, Türme, Dachterrassen“ der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (EST) die Gelegenheit. „Bei dieser Führung hat man einen Blick auf die Stadt, den man sonst nicht hat“, verspricht Alessandra Tatzel von der EST. Und der Blick von oben ermögliche es, die Stadtentwicklung über Jahrhunderte hinweg anschaulich nachzuvollziehen.

Der Start ist am Dicken Turm der Esslinger Burg. Bis das Turm-Restaurant geschlossen wurde, war es jedermann vergönnt, den Ausblick auf die Dächer der mittelalterlichen Altstadt zu genießen. Aber das ist lange her. Seit der Schließung des Restaurants 2012 ist der breiten Öffentlichkeit der Gang in den rund dreißig Meter hohen alten Wehrturm mit seinen fünf Meter dicken Wänden verwehrt. Ob der Turm irgendwann wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein wird, ist ungewiss. Momentan macht ein Konflikt zwischen Brandschutzvorschriften und Denkmalschutz einen Restaurantbetrieb dort unmöglich.

Die Türme sind normalerweise nicht zugänglich

Während der Stadtführung geht es hoch in den alten Speisesaal mit seiner imposanten Fachwerkarchitektur. Von dort aus schweift der Blick vom Kohlekraftwerk in Altbach über das neue Festohochhaus am Zollberg in die Altstadt bis hin zum Hengstenbergareal. „Von hier aus hat man den schönsten Blick auf die Stadt“, findet die Stadtführerin Doris Paul. Die Anordnung des Wolfs-, Pliensau- und Schelztores lassen den einstigen Verlauf der Stadtmauer erahnen. Aus dem Meer an roten Ziegeldächern ragen die Türme der Stadtkirche, St. Paul und der Frauenkirche heraus.

Durch den Seilergang geht es über 314 Stufen wieder hinunter in die Stadt. Durch das Wengerterviertel vorbei am Löwenbrunnen vor der Kirche St. Paul durch den Hof der Waisenhofschule auf die Agnesbrücke. „Das ist einer meiner Lieblingsplätze“, verrät die Stadtführerin Paul. Von der Agnesbrücke aus sind die Weinberge, die Burg, die Stadtkirche, die Kanäle, die alte Zimmerei und der Schelztorturm, die nächste Station der Stadtführung, im Blickfeld. „In die Türme kommt man normalerweise nicht hinein“, verrät die Stadtführerin Paul. Über den Hintereingang des Eiscafés im Erdgeschoss winden sich 105 Stufen bis zur Spitze in 27 Meter Höhe. Von dort ist das kleine Neckarhaldentörle am Rande der Weinberge ebenso zu erspähen wie die neue Bahnhofstraße oder das ehemalige Schelztorgymnasium, wo heute das Landesdenkmalamt beherbergt ist.

Im Mittelpunkt steht die Stadtentwicklung

Über den Rathausplatz und die Webergasse, vorbei am ältesten Haus der Stadt aus dem 13. Jahrhundert, geht es über die Heugasse zum Hotel Park Consul. Wem bei der rund zweistündigen Tour inzwischen die Puste ausgegangen ist, kann sich nun freuen, dass man dort per Fahrstuhl auf die Dachterrasse gelangt. Mit einem Glas Sekt oder Orangensaft und einem erneuten Ausblick auf die Dächer der Stadt und die Burg endet dort die Führung.

Inhaltlich werden bei der neuen Stadtführung der EST weniger einzelne Gebäude als vielmehr die Stadtentwicklung insgesamt angesprochen. Auswärtige Besucher erfahren hierbei allerlei Historisches über die ehemalige Reichsstadt. Geschichtskundige Esslinger dürften aber eher die besonderen Ausblicke mit ungewohnten Perspektiven reizen.