Ab Dezember 2016 sollen Stadtbahnen statt Baulaster fahren Foto: Leif Piechowski

Mit Grafik - Im Juli 2013 hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG vom Europaviertel aus mit dem Bau neuer Stadtbahntunnel unter dem Kriegsberg begonnen. Bereits in der kommenden Woche soll auch die zweite Röhre ihr Ziel am Kiesinger-Platz erreicht haben.

Im Juli 2013 hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG vom Europaviertel aus mit dem Bau neuer Stadtbahntunnel unter dem Kriegsberg begonnen. Bereits in der kommenden Woche soll auch die zweite Röhre ihr Ziel am Kiesinger-Platz erreicht haben.

Stuttgart - Nach rund einem Kilometer staubigen und schummrig beleuchteten Weges scheint ein Streifen Tageslicht in das Ende des Veronikatunnels. Vergangenen Sonntag konnten die Mineure den Durchschlag für diese neue Stadtbahnröhre feiern. Kommende Woche will die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) auch mit dem parallelen Andrea-Tunnel unter dem Kriegsberg durch sein und die Baugrube am Kiesinger-Platz erreichen. Dann geht es von einem Abzweig in den beiden Tunneln aus Retour in Richtung der alten Stadtbahnröhre unter der Heilbronner Straße. Ab August wird die innenschale beider Röhren en block in Abschnitten á zehn Meter betoniert.

Das Abzweigungsbauwerk, das die beiden Tunnel unter der Straße im Kaisemer weitet und den Anschluss an den Bestand sicherstellt, ist bereits mit Stahlmatten und Spritzbeton gesichert. Drei Viertel der Untertagearbeit sei getan, sagt Bernd Schröder, Projektleiter des städtischen Tiefbauamtes am Donnerstag beim Ortstermin. Es bleibt aber bis Bauende 2016 noch genug zu tun, denn die Anschlussmaßnahmen an die 40 Jahre alte Strecke unter der Heilbronner Straße sind kompliziert.

Stadtbahn

Auf einer Länge von 70 Metern muss eine Seite des Bestandstunnels unter der auf Stützen gestellten Bundesstraße aufgesägt werden, um neu mit alt zu verknüpfen. Große Teile der Seitenwände sind schon entfernt. Die Fahrgäste sehen davon nichts. Sie sind durch eine Schutzwand im Tunnel von den Bauarbeiten getrennt. Allerdings sind die Arbeiten zu hören. Eine Seilsäge schneidet die 80 Zentimeter starken alten Betonwände in handhabbare Teile. Dann folgt der Einsatz einer ohrenbetäubenden Wasserstrahlanlage. Sie sprengt mit 2000 Bar Druck kleine Betonteile ab. Die Stahlbewehrung bleibt dabei unversehrt. So kann der alte am neuen Tunnel verankert werden.

Der ganze Aufwand ist nötig, weil die Bahn mit ihrem Projekt Stuttgart 21 den alten Stadtbahntunnel der Heilbronner Straße schneidet, dieser also weichen muss. Außerdem will die SSB die Linie U 12 in das Neubaugebiet führen. Damit erhält das Einkaufszentrum Milaneo auch auf der der Wolframstraße zugewandten Seite einen Stadtbahnanschluss. Der Zug wird dann weiter über die im Rohbau bereits fertige 145 Meter lange Brücke über die Wolframstraße rollen. Dann sind es noch 400 Meter bis zur bekannten Haltestelle Milchhof.

90 Millionen Euro, sagt SSB-Ingenieur Markus Wittmann, kostet der neue Nahverkehranschluss des Gebietes. Die durch Stuttgart 21 bedingte Verlegung der Strecke unter der Heilbronner Straße verschlingt ein Mehrfaches. Zahlen muss als Verursacher Bahn. Bei den Arbeiten, sagt Schröder auf Nachfrage, habe es bisher kleinere Schäden an wenigen Wohngebäuden über den Tunneln gegeben. Die Risse könnten mit kosmetischen Reparaturen behoben werden, „auch wenn das für die Betroffene natürlich unerfreulich ist“. Die größte Absenkung sei mit 20 Millimetern auf der Straße Im Kaisemer gemessen worden.