Die Pflugmühlenkurve in Möhringen ist das wichtigste Bauwerk für die neue Linie U17. Foto: Götz Schultheiss

Die Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart will von den Mitarbeitenden im Synergiepark von Vaihingen und Möhringen erfahren, wer bereit wäre, die geplanten Park-and-ride-Plätze am Flughafen für den Umstieg in die Stadtbahn zu nutzen.

Die Stadtbahnlinie U17 durch den Synergiepark nach Dürrlewang soll offiziell erst 2025 in Betrieb gehen, nämlich dann, wenn der Flughafenbahnhof im Rahmen von Stuttgart 21 fertig gebaut ist. Dann erhoffen sich die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), eine Tochter der Stadt, genügend Fahrgäste, damit die Linie wirtschaftlich verkehrt. Nun wird aber das wichtigste Bauwerk, das die Linienführung ermöglicht, die Übereckverbindung Pflugmühle in Möhringen, auch Pflugmühlenkurve genannt, bereits im Sommer fertig.

Wegen der extremen Verkehrsbelastung im Synergiepark haben die Stadträte Jürgen Sauer (CDU) und Martin Körner (SPD) die SSB beauftragt, in der nächsten Sitzung im Juli zu prüfen, ob die U17 bereits zum Fahrplanwechsel Ende 2023 verkehren könne. Die SSB rechnet damit, dass die Linie dann bis zur Fertigstellung des Flughafenbahnhofs einen Betriebskostenzuschuss von mindestens 900 000 Euro bis deutlich mehr als eine Million Euro benötigt, den sie dann selbst oder die Stadt tragen muss.

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Kurz vor Ostern haben sich nun neue Gesichtspunkte ergeben: Die für Vaihingen zuständige Betreuungsstadträtin Lucia Schanbacher, die sich sehr für den früheren Start der U17 engagiert, hat kurz vor Ostern die Bezirksvorsteher von Möhringen und Vaihingen sowie Vertreter der Wirtschaft im Synergiepark und des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) zu einem Termin an der Pflugmühlenkurve mit Nachbesprechung bei der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV) im Synergiepark eingeladen.

Schritt zur Verkehrswende im Synergiepark

Weil die beiden Flughafengeschäftsführer an dem Termin,ebenso wie die Möhringer Bezirksvorsteherin Evelyn Weis, verhindert waren, verwies Lucy Schanbacher auf den Stand der Dinge bezüglich der Parkmöglichkeiten am Flughafen. „Die Geschäftsführer haben darauf hingewiesen, dass der Flughafen mit der Region Stuttgart ein Park-and-ride-Konzept verabschiedet hat.“ Wer aus der Richtung Tübingen, Reutlingen, Nürtingen zum Flughafen fahre und dort auf den ÖPNV umsteigen wolle, könne dafür schon ab Sommer in den Parkhäusern P22 und P26 sein Auto abstellen. Die Pflugmühlenkurve, sagte sie, „dieses 250 Meter lange Stückchen Schiene kann es schaffen, den ersten Schritt zur Verkehrswende im Synergiepark zu leisten“.

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50 Prozent der Mitarbeiter im Synergiepark kämen mit dem Auto. Sie gelte es, zum Umstieg zu bewegen, sonst stehe das Gewerbegebiet „in den kommenden Jahren vor dem Verkehrskollaps“. Bei dem Termin wurde erneut deutlich, dass die Betriebe im Synergiepark die Möglichkeit der Verkehrsentlastung durch die U17 begrüßen. Dennoch war den Beteiligten klar, dass der Erfolg der früheren Inbetriebnahme davon abhängt, ob die Autofahrer mit ihrer langjährigen Gewohnheit brechen, und für das letzte Stück des Wegs zum Arbeitsplatz in die Stadtbahn umsteigen, anstatt wie häufig mit dem Auto zum Betrieb zu fahren. Das Problembewusstsein der Gesprächsteilnehmer kam beim VVS-Vertreter Thomas Knöller gut an: „Es braucht eben mehr, als einfach einen Zug fahren zu lassen.“

Umfrage in den Betrieben geplant

Dieses Mehr will nun der WIV-Vorsitzende Günter Sabow beisteuern. Ihm kommt die frühere Inbetriebnahme der U17 sehr gelegen, denn die WIV und die Stadt haben für den Synergiepark dass Projekt Klimaneutralität im Synergiepark Stuttgart (Kiss) entwickelt. Dafür bekommen die Betriebe, die daran teilnehmen, viel Fördergeld, wenn sie sich für erfolgreiche Maßnahmen verpflichten. Eine wichtige Komponente dabei ist die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes durch den Verkehr. Die WIV will nun eine Umfrage in den Betrieben initiieren, um herausfinden, wie viele Pendler zum Umstieg in die U17 bereit wären. Große Firmen wie Trelleborg würden bereits hohe Summen ausgeben, um ihren Mitarbeitern mit Firmentickets den ÖPNV attraktiv zu machen. Kleinere Firmen, die gerade jetzt in der Krise durch die Coronapandemie und den Ukraine-Krieg litten, täten sich damit schwer. Deshalb sei es nicht einfach, sie eventuell zu weiteren Kostenübernahmen fürs Parken am Flughafen zu bewegen.

Die von Lucy Schanbacher initiierte Diskussion, so Günter Sabow, habe bei ihm „zu einer realistischen, aber insgesamt positiven Einschätzung“ der früheren Inbetriebnahme der Pflugmühlenkurve geführt: „Bezüglich der Akzeptanz durch die Pendler und der Kostenträgerschaft für das zusätzlich Parken am Flughafen durch die Firmen können wir im Rahmen des Kiss-Projekts eine Abfrage starten und bis Jahresmitte die Ergebnisse vorlegen.“ Damit habe dann die SSB belastbare Zahlen für die Rentabilitätsberechnung des früheren Starts der U17 an der Hand.