Ein kompletter Marathon mitten in den Bergen – für Johannes Löw kein Problem. Foto: privat/z

Einst kickte Johannes Löw für den SV Vaihingen und die Spvgg Möhringen. Mittlerweile hat er den Trail-Marathonlauf für sich entdeckt – und das gleich mit beachtlichem Erfolg.

Möhringen - Wenn man als Nicht-Leistungssportler einen Marathon von 42,195 Kilometer Länge auf ebener Strecke in einer Zeit von 3:40 Stunden absolviert, dann ist das schon aller Ehren wert. Noch eindrucksvoller wird eine solche Leistung, wenn sie in alpinem Gelände erbracht wird – mitten in den österreichischen Bergen, auf gut 1500 Metern und mit einem zu bewältigenden Gesamt-Höhenunterschied von 1600 Metern.

Geschafft hat das beim „Alpine Trail Innsbruck“ in Tirol, einem so genannten Trailrunning-Wettkampf, der Möhringer Johannes Löw. Der ist nicht etwa ein gelernter Leichtathlet oder Bergläufer, sondern hat sich bis zu seinem Karriereende vor vier Jahren als talentierter Fußballer im Trikot des SV Vaihingen und der Spvgg Möhringen einen Namen gemacht.

Erst der zweite Marathon

„Ursprünglich hatte ich mich auf den Stadtmarathon in Hamburg im April 2020 vorbereitet. Weil der aber dann wegen Corona gleich zweimal in Folge abgesagt wurde, habe ich mich umorientiert“, sagt der 33-Jährige, der hauptamtlich für die IT-Abteilung des größten Handelsunternehmens in Europa arbeitet, das in Neckarsulm seinen Sitz hat. Der einzige Marathon, den Johannes Löw bis dato überhaupt absolviert hatte, war jener in München, bei dem er 2017 auf dem Kurs durch die Innenstadt nach 3:27 Stunden ins Ziel lief.

Ungleich größer war nun die Herausforderung bei der Veranstaltung im Umland von Innsbruck, an der insgesamt rund 2500 Kurzstrecken- und Ausdauersportler aus der ganzen Welt teilnahmen. Die größten Strapazen hatten dabei die Ultra-Trail-Athleten, die schon am Freitag um 22 Uhr ins Gelände gingen und 11:40 Stunden später im Österreicher Mario Weiß ihren Sieger ermittelt hatten.

Fünf Monate Vorbereitung

Neben sieben weiteren Distanzen zwischen sieben und 85 Kilometern stand noch der Trail-Marathon auf dem Programm, zu dem sich am Samstagmorgen um 8 Uhr 67 Frauen und 208 Männer – darunter der Berglauf-Frischling Johannes Löw – auf die Strecke machten. „Die Anstiege waren schon sehr knackig und an manchen Stellen war das Gelände extrem rutschig. Aber insgesamt war das alles gut zu bewältigen, auch wenn man nicht durchgehend laufen oder rennen konnte, sondern manchmal gehen musste“, sagt der Möhringer, der sich seit fünf Monaten gezielt auf den Wettkampf vorbereitet hatte und dafür auch schon mehrfach in der Gegend zum Wandern unterwegs war.

Ausgerüstet hatte er sich mit speziellen vom Veranstalter vorgeschriebenen sportlichen Schuhen mit Bergprofil; reine Turnschuhe waren für die Teilnehmer nicht gestattet. Verpflegt wurden die Athleten unterwegs an sechs Ständen, an denen es Wasser, Obst und Kraftnahrung gab. Zudem hatte sich Johannes Löw auch noch eigene Proteinriegel eingesteckt. „Die Temperaturen über die gesamte Strecke waren sehr gemäßigt. Lediglich auf dem höchsten Punkt der Strecke nach 15 Kilometern wurde es schön frisch und auch ein bisschen nebelig“, sagt der Premierenstarter aus Stuttgart, der sich etwas überraschend gleich nach wenigen Kilometern in der Spitzengruppe festsetzte.

Ein Vollprofi auf Platz eins

Drei Deutsche, die am Ende die ersten drei Ränge belegten, und ein Österreicher bildeten über knapp 30 Kilometer ein Spitzenquartett, ehe sich der Rheinländer Moritz auf der Heide (LAZ Rhein-Sieg) absetzte und am Ende neun Minuten Vorsprung auf den Allgäuer Dominik Stadelmann (Waltenhofen) und 13 Minuten auf den drittplatzierten Johannes Löw hatte. „Eine Überraschung war sein Sieg nicht. Er ist Vollprofi und macht solche Läufe fast jede Woche“, sagt Löw über den Sieger, der in den Disziplinen „Berglauf-Langdistanz“ und „100 Kilometer Straße“ jeweils Teil der deutschen Nationalmannschaft ist und schon mehrfach an Weltmeisterschaften teilgenommen hat.

Der sensationelle Bronzemedaillengewinner von den Fildern hat bei seinem ersten Trail-Wettkampf Blut geleckt und fährt schon an diesem Wochenende wieder nach Österreich, um in Bad Hofgastein einen Lauf über 35 Kilometer (2700 Höhenmeter) zu absolvieren. Seine Einschätzung: „Ich finde die Berge höchst interessant. Mal schauen, was es da in Zukunft für mich noch für Möglichkeiten gibt. Das Ganze wird aber ein Freizeitvergnügen bleiben, regelmäßig werde ich bei solchen Veranstaltungen nicht starten.“